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Wirtschaft: Der Mythos vom taxifahrenden Philosophen

Ein geisteswissenschaftliches Studium eröffnet viele Chancen – Eigeninitiative ist gefordert.

Philosophie, Germanistik, Ethnologie – was will man damit werden? Entscheidet sich der Nachwuchs für ein Fach in den Geisteswissenschaften, sind viele Eltern in Sorge. Dass die Stellen knapp sind, haben auch die Statistiker der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg errechnet. 2011 gab es 2000 Stellenangebote, die sich explizit an Absolventen der Geisteswissenschaften richteten. Im gleichen Jahr kamen 43 000 von ihnen von der Hochschule. „Das hat sich auch 2012 kaum verändert“, sagt Ralf Beckmann von der Bundesagentur.

Allerdings ergeben die Statistiken auch, dass es nur relativ wenige Geisteswissenschaftler gibt, die arbeitslos gemeldet sind. „Der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler ist besser als sein Ruf“, stellt Beckmann klar. Er fügt aber einschränkend hinzu, dass Geisteswissenschaftler öfter in Jobs landen, die mit ihrem Fach nichts zu tun haben als andere Uni-Absolventen. Oder sie arbeiten in Berufen, die sie als Akademiker unterfordern. Der taxifahrende Philosoph sei trotzdem ein Mythos.

Auf dem Silbertablett bekommen Geisteswissenschaftler die Stellen aber sicher nicht serviert. „Für Geisteswissenschaftler ist es sehr wichtig, sich früh zu orientieren und auf den Berufseinstieg vorzubereiten“, rät Matthias Nee vom Career Service der Leibniz Universität Hannover. Meist müsse das parallel zum Studium geschehen.

„Es ist tatsächlich aufwendiger als in Studiengängen, die auf ein konkretes Berufsbild ausgerichtet sind.“ Gut sei, sich in Schlüsselkompetenzen zu schulen: etwa in Kursen für Projekt- oder Konfliktmanagement, interkulturelle Kompetenzen, Präsentationstechniken oder Rhetorik. So erhöhen sich die Chancen, dass es nach dem Studium schnell mit einer Anstellung klappt.

Auch Praktika seien wichtig. Dafür lohne es sich auch, in Kauf zu nehmen, das Studium nicht in Rekordzeit zu absolvieren. „Man sollte auf keinen Fall aus Angst, nicht der Schnellste zu sein, auf Praxiserfahrungen verzichten“, sagt Nee.

Das kann Rebekka Hannes aus Bonn nur bestätigen. Während ihres Studiums der Politischen Wissenschaft hatte sie fünf Praktika bei verschiedenen Institutionen absolviert. Ihren ersten festen Job bekam sie bei einer von ihnen, einer Organisation für internationale Bildungs- und Kulturpolitik. „Ich musste trotzdem das ganz normale Bewerbungsverfahren durchlaufen“, sagt sie.

Robert Kötter hat sich für die Kombination aus Vergleichender Religionswissenschaft, Japanologie und Philosophie entschieden.. Er habe deshalb früh verstanden, dass er sich selbst eine Nische schaffen muss. Während seines Studiums arbeitete er bereits auf Honorarbasis als Museumspädagoge. Auch seine ersten Aufträge nach dem Abschluss erhielt er vom Museum.

Kötter hat sich sein Berufsbild selbst geschaffen. „So simpel es klingen mag, das war eben das, worauf ich Lust hatte“, sagt er. Bis heute ist es sein Motto geblieben, nur das zu tun, woran er Spaß hat. „Nur dann arbeitet man gut und kann auch erfolgreich sein.“ dpa

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