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Wirtschaft: Der Pleite entgegen

Die Deutschen müssen immer mehr selber vorsorgen – aber auch noch viel über Geld lernen

Die Rente ist nicht mehr sicher. Und die Banken bieten immer ausgefeiltere Finanzprodukte. Noch nie mussten sich die Deutschen so eigenständig mit dem Thema Geld und Vorsorge auseinander setzen. Und so wie es aussieht, wird der Grat der Eigenverantwortung noch weiter steigen. Dabei gibt es ein großes Problem, das Marc Brost und Marcus Rohwetter ihren Lesern in „Das große Unvermögen“ gnadenlos um die Ohren hauen: „Wir sind alle finanzielle Analphabeten.“ Egal ob Lebensversicherung, Optionsscheine, Kredite oder das aktuelle Rentensystem – die meisten Deutschen verstehen nichts davon und wollen auch nichts davon verstehen. Schließlich ist die Beschäftigung mit dem Kleingedruckten in Verträgen und Renditebedingungen sehr aufwändig.

Das könnte fatal im Alter werden. Das gefährdet nicht nur den Einzelnen, argumentieren die Autoren, sondern auch die Gesellschaft insgesamt. Denn weniger Einkommen im Alter bedeutet schrumpfende Nachfrage. So wird das Wirtschaftsgefüge in einer immer älteren Gesellschaft stark belastet. Bloß: Geld ist nach Einschätzung der Autoren in Deutschland immer noch ein Tabuthema, über das niemand reden will. Wer bekennt sich schließlich gerne als Analphabet. Und wer hofft, dass die Deutschen dank der Dauerberieselung mit Börsennachrichten, das seit der Jahrtausendwende anhält, ganz automatisch schlauer werden, den ernüchtert ein Blick über den Atlantik. In der Aktiennation USA kennt sich auch kaum einer mit Gelddingen aus.

Was tun? Reden und vorbereiten, sagen Brost und Rohwetter. Reden in den Familien, in denen Kinder zwar zum Bäcker geschickt und so ans Geldausgeben gewöhnt werden – aber selten etwas über das Einkommen der Eltern erfahren und darüber, wie sie es verwalten. Vorbereiten in den Schulen, wo Kinder mehr internationale Finanzinstrumente als den verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Taschengeld lernen. Nach der Lektüre des Buchs fragt man sich, wieso nicht schon längst alle Deutschen pleite sind. Oder sind sie es vielleicht schon? hop

Marc Brost, Marcus Rohwetter: Das große Unvermögen. Warum wir beim Reichwerden immer wieder scheitern. WileyVCH Verlag, 184 Seiten,19,90 Euro

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