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Wirtschaft: Der Preis für Öl und Benzin wird ansteigen

Der Preis für Erdöl - und damit auch Heizöl und Benzin - wird in den kommenden Wochen steigen. Der Grund: Die Mitgliedsländer der Opec (siehe Lexikon ) wollen am heutigen Mittwoch eine Kürzung der Fördermengen beschließen, um dem Preisverfall entgegenzuwirken.

Der Preis für Erdöl - und damit auch Heizöl und Benzin - wird in den kommenden Wochen steigen. Der Grund: Die Mitgliedsländer der Opec (siehe Lexikon ) wollen am heutigen Mittwoch eine Kürzung der Fördermengen beschließen, um dem Preisverfall entgegenzuwirken. Die Energieminister der Länder der Organisation kommen zu einem Treffen in Wien zusammen.

Einig sind sich die Mitgliedstaaten, dass nur eine Förderdrosselung die derzeit niedrigen Rohölpreise stabilisieren kann. Im Gespräch ist eine Reduktion zwischen 1,0 und 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Einzelne Länder wie Saudi-Arabien fordern sogar eine Drosselung um zwei Millionen Barrel. Derzeit fördern die Opec-Staaten gemeinsam offiziell rund 23,5 Millionen Barrel. Tatsächlich wird diese Menge nach Berechnungen der Internationalen Energie-Agentur jedoch überschritten. Die Opec strebt einen dauerhaften Ölpreis innerhalb einer Spanne zwischen 22 und 28 Dollar an. In der vergangenen Woche kostete ein Barrel Opec-Rohöl jedoch im Schnitt nur 17,87 Dollar.

Führende Opec-Länder wie Saudi-Arabien fürchten allerdings auch, eine zu starke Einschränkung der Produktion könnte die lahmende Weltkonjunktur weiter schwächen. Daher ist vorerst unklar, ab welchem Zeitpunkt die angestrebte Förderdrosslung greifen soll. Auch das Ende November auslaufende Oil-for-food-Programm der Vereinten Nationen mit dem Irak könnte Turbulenzen auf dem Weltmarkt auslösen, weil Experten erwarten, dass der Irak für einige Wochen den Ölexport einstellen und somit den Preis treiben wird.

Eine dauerhafte Stärkung der Ölpreise ist zudem nur dann möglich, wenn auch große Förderländer außerhalb der Opec wie Russland und Norwegen ihre Produktion zurückschrauben. Das allerdings wird immer schwerer. Denn Norwegens Erdölminister Einar Steensnaes betonte am Dienstag, sein Land werde seine Fördermenge nicht verringern. Nach norwegischem Recht müsse ein erhebliches nationales Interesse bestehen, bevor den Erdölkonzernen eine solche Förderbeschränkung auferlegt werden könne. Eine Drosselung der Förderung könne allenfalls nach dem Opec-Treffen diskutiert werden. Dem gegenüber hatte Russland am Montag eine Drosselung seiner Förderung um 0,5 Prozent oder täglich 30 000 Barrel bekannt gegeben.

Wenn die Ölländer weiter um eine gemeinsame Linie streiten, stehe die Welt am Beginn eines Preiskrieges, warnte am Dienstag Katars Energieminister Abdullah Bin Hamad Al Attiyah. Auch der Energieexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Manfred Horn, sieht die "Möglichkeit einer Auseinandersetzung auf dem Ölmarkt". Vor allem nach den Terroranschlägen am 11. September war es unter den Erdöl exportierenden Ländern zu Spannungen über den Preiskurs der Opec gekommen. Aus Furcht vor einer Ölkrise mit sprunghaft steigenden Energiepreisen, dem ein Abwürgen der schwachen Konjunktur gefolgt wäre, hatten sich die Opec-Minister nach den Anschlägen gegen eine Drosselung der Fördermengen ausgesprochen. "Öl ist keine Waffe" hieß es zu diesem Zeitpunkt. Im Ergebnis war jedoch der Weltmarktpreis weit unter die vereinbarte Ziellinie gerutscht. Länder wie Russland, deren Staatsfinanzen erheblich vom Ölexport und den Preisen abhängen, mussten in der Folge um die Stabilität ihrer Einnahmen fürchten. Allein Russland verliert 700 Millionen Dollar im Jahr, wenn der Marktpreis für Öl um einen Dollar pro Barrel sinkt.

Nach Ansicht des DIW-Experten Horn müssen die Verbraucher in Westeuropa jedoch noch nicht mit einem drastischen Preisanstieg rechnen. Die Öl verarbeitenden Unternehmen verfügten über entsprechende Reserven und Bestände an Rohöl, die die zu erwartende Preisanhebungen in Grenzen halten würden, sagte Horn dieser Zeitung.

asi

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