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Wirtschaft: Der Prinz auf Partnersuche

Die traditionsreiche Berliner Porzellanmanufaktur KPM braucht frisches Geld und neue Gesellschafter – die Zeit drängt

Berlin – Die Königliche Porzellan Manufaktur (KPM) steckt wieder in Schwierigkeiten. Nach Angaben von Carl-Ulrich Bremer, dem neuen Beauftragten des KPM-Eigentümers Franz Wilhelm Prinz von Preußen, braucht das Berliner Traditionsunternehmen neues Kapital. Bremer sagte dem Tagesspiegel außerdem, dass Anzeige gegen unbekannt erstattet worden ist. Nach Informationen dieser Zeitung sind wichtige Geschäftsunterlagen aus der KPM verschwunden.

Bremer zufolge will der Hohenzollernprinz, der vor gerade sieben Monaten mit seiner Holding die KPM von der Investitionsbank Berlin (IBB) übernommen hatte, sein eigenes Engagement nicht beenden. Voraussetzung für den dauerhaften Bestand der 242 Jahre alten Manufaktur seien aber der Einstieg weiterer Gesellschafter und frisches Kapital.

„Es muss neues Gesellschafterkapital beschafft werden“, sagte Bremer. Neben dem Verkauf von Anteilen der KPM an weitere Gesellschafter seien auch Bürgen zur Sicherung von Betriebsmittelkrediten der verbundenen Bank im Gespräch. Der Prinz „wird keiner Lösung im Wege stehen, die die Existenz der KPM sichert“, sagte Bremer.

Wie berichtet war der Umsatz der KPM im ersten Halbjahr 2005 eingebrochen. Auf der wichtigsten Handelsmesse der Branche, der „Ambiente“ in Frankfurt im Februar, fehlte der inzwischen abgelöste Geschäftsführer Carl-Theodor Remy bereits. Wichtige Vorverträge für Vertrieb und Verkauf der wertvollen Porzellanprodukte, die noch aus der Zeit vor der Privatisierung stammten und Umsatz sichern sollten, waren von ihm nicht mehr unterzeichnet worden. Vor etwa zwei Wochen waren Remy und seine Vertriebsleiterin Silke Ohst abgelöst worden. Bremer bestätigte, dass die KPM finanzielle Ansprüche auf Schadenersatz gegen Remy prüft.

In die aktuelle Krise ist die KPM auch deshalb erneut geraten, weil nach Tagesspiegel-Informationen der Eintritt von Gesellschaftern in die Prinzen-Firma fehlgeschlagen war. Deshalb und aufgrund der Probleme mit der Geschäftsführung war es zu Verzögerungen bei der Auszahlung von Betriebsmitteln durch die Allgemeine Beamten-Kasse gekommen. Die Bank hatte die Übernahme der KPM von der landeseigenen Investitionsbank Berlin durch die Prinzenholding begleitet.

Dem neuen Beauftragen des Prinzen bleiben nun gut vier Wochen Zeit, um das älteste Unternehmen Berlins wieder neu aufzustellen. Dann sind die nächsten Löhne fällig. Die Zahlung der Löhne und Gehälter für Juni, die am Freitag angewiesen worden waren, hatte die Allgemeine Beamten-Kasse sichergestellt. „Jetzt muss es kurzfristig zu Gesprächen zwischen allen Beteiligten kommen“, sagte der für die KPM verantwortliche Banker Jörg Woltmann. Um das Unternehmen zu sanieren, müssten „alle Beteiligten etwas dazu tun“.

Ob sich Teilhaber für KPM finden lassen, ist vor dem Hintergrund der deutlich zurückgegangenen Umsätze ungewiss. Gerüchten zufolge sollen aber einige Bieter aus dem vor Jahresfrist abgelaufenen Verfahren erneut Interesse angemeldet haben. Zu den aussichtsreichsten unterlegenen Konkurrenten des Prinzen bei der KPM-Übernahme zählen demnach der Stadtmöblierer Hans Wall sowie eine Investorengruppe um den Unternehmer und Gutsbesitzer Helmuth von Maltzahn.

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