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Wirtschaft: Der russische Rubel fällt

MOSKAU/BERLIN (mzi/HB/jhw).Rußland hat sich am Montag zu einer De-facto-Abwertung des Rubels entschlossen.

MOSKAU/BERLIN (mzi/HB/jhw).Rußland hat sich am Montag zu einer De-facto-Abwertung des Rubels entschlossen.Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Finanzkrise hat die Regierung die mögliche Schwankungsbreite des Rubels zum US-Dollar vergrößert.Damit kann ein Rubel billiger werden als jemals zuvor.Zugleich verhängten Regierung und Zentralbank ein dreimonatiges Schuldendienstmoratorium gegenüber ausländischen Gläubigern.

Mit diesen Maßnahmen will Moskau Druck von der Währung nehmen und eigene Devisenreserven schützen.Bislang mußte die Zentralbank den Rubelkurs bei einer Marke von gut 14 US-Dollar für 100 Rubel stützen.Jetzt ist ein Kurs bis zu 10,50 Dollar für 100 Rubel möglich.Damit muß die Moskauer Zentralbank nicht mehr so massiv wie zuvor den Kurs der eigenen Währung halten, indem sie Rubel auf dem Markt kauft und dafür ihre Dollar-Reserven verkauft.

Die Veränderung des Wechselkurs-Korridors, so sagte der russische Premier Sergej Kirijenko am Montag, bedeute keine neue Wechselkurspolitik."Eine Abwertung", ergänzte er, "findet nicht statt".Doch die Russen haben schon lange begriffen, was ihrem Rubel droht.Wer konnte, war schon in den vergangenen Wochen in die amerikanische Reservewährung geflüchtet.

Der Devisenbestand der Zentralbank ist in den letzten Tagen aber nicht nur deshalb kräftig abgeschmolzen.Sie mußte auch immer dann in die Kassen greifen, wenn der Greenback aus dem gezogenen Wechselkursrahmen entwich.Je häufiger dies geschah, desto stärker mußte die Zentralbank dem Rubel mit Stützungskäufen beispringen, um den Kurs stabil zu halten.

Von diesem Druck hat sich die Bank nun erst einmal befreit, indem sie die Obergrenze der Schwankungsbreite kräftig erweiterte.Erreichte der Rubel die neue Obergrenze, dann hätte er allein in diesem Jahr mehr als die Hälfte seines Wertes verloren.

Der Chef-Volkswirt der amerikanischen Investment-Bank Goldman Sachs in Frankfurt (Main), Thomas Mayer, nannte die De-facto-Abwertung des Rubels einen "einigermaßen geordneten Rückzug", der die Lage in Rußland stabilisieren könne.Denn der neue Kurs befinde sich näher am Marktpreis.Bisher sei der Rubel schwach gewesen, weil das Vertrauen in einen stabilen Kurs nicht vorhanden war.Mayer: "Jetzt ist der Rubel billig, und vielleicht kann er auf diesem Niveau stabil bleiben." Das freilich werde davon abhängen, ob Rußland seine Reformen vorantreibe.

Käme es nun zu einem tatsächlichen Krisenszenario, würde der Rubelkurs freilich weiter nachgeben.Darunter litten besonders die russischen Banken, die sich zuletzt stark im Ausland mit Kreditaufnahmen engagiert haben: Denn sie müßten erheblich mehr Rubel als bisher aufwenden, um ihre Schulden in US-Dollar zu bezahlen.Die wenigsten der 1500 russischen Banken dürften diesen Druck aushalten.

Mehr als 90 Prozent der Rußland-Kredite der deutschen Banken sind über staatliche Bürgschaften wie Hermes abgesichert, wie das "Handelsblatt" berichtete.Für die größten deutschen Privatbanken belaufen sich nach Ansicht von Experten die ungedeckten Problemkredite nur auf etwas mehr als drei Mrd.DM, wovon die Banken 50 bis 60 Prozent durch eigene Risikovorsorge abgesichert hätten, berichtete das Blatt.

Der Handelsbeginn an der Moskauer Börse wurde wegen der unübersichtlichen Lage am Montag mehrfach verschoben.Zur Eröffnung am späten Vormittag brachen die Kurse um über fünf Prozent ein.Später erholten sich die Notierungen, blieben jedoch im Vergleich zum Freitag im Minus.Der Rubel-Kurs fiel unterdessen weiter auf 15,55 US-Dollar pro 100 Rubel.

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