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Wirtschaft: Der Sandalen-Skandal

Susanne Birkenstock macht ihrem Noch-Ehemann mit Gesundheitsschuhen Konkurrenz – aus Rache?

Von Cecile Rohwedder Das Märchen begann nicht mit einem gläsernen Schuh. Sondern mit einem Birkenstock. Mit 18 Jahren traf Susanne Papenbrock den Erben des SandalenKonzerns. Die beiden verliebten sich, heirateten und zogen in ein Schloss am Rhein. Aber sie lebten nicht glücklich bis an ihr Lebensende. Sie sind jetzt getrennt. Und, in einem Streit, den Zeitungen „Dallas am Rhein“ nannten, kämpft Frau Birkenstock um das Recht, ihre eigene Sandalenkollektion unter dem bekannten Familiennamen zu verkaufen.

Der Streit wird für Birkenstock, das nach eigenen Angaben täglich 40000 Paar Schuhe verkauft, langsam peinlich. Die Trennung selbst im Jahr 2003 war keine Schlammschlacht. „Es gab keinen großen Streit“, sagt Christian Birkenstock, ein kräftiger, gebräunter 33-Jähriger mit zurückgekämmten Haaren und einem gewinnenden Lächeln. „Wir haben uns einfach auseinander gelebt.“

Doch dann, sechs Monate später, gründete Birkenstocks getrennt lebende Ehefrau ein Unternehmen und begann, unabhängig vom Stammbetrieb, einen Schuh namens Beautystep zu vertreiben. Sie nannte ihre Firma Susanne Birkenstock International, wobei sie den Familiennamen in Anführungszeichen setzte. Nicht zuletzt durch ihr gutes Aussehen und die Tatsache, dass sie in Deutschland durch die Scheidung bekannt geworden war, schaffte sie es in die Talkshows, und der Beautystep wurde ein Kassenschlager.

Die Birkenstock Orthopädie GmbH, alarmiert durch den gelungenen Start, reichte Unterlassungsklage beim Landgericht Köln ein. Das Unternehmen, das Christian Birkenstock und seinen beiden Brüdern gehört, warf Frau Birkenstock einen Verstoß gegen Markenrechte vor. In der Klageschrift heißt es, Frau Birkenstock verkaufe Schuhe, die den Birkenstocks ähnelten, die gleiche Funktion hätten und deshalb in Wettbewerb stünden. Es sei „offensichtlich“, heißt es weiter, „dass die einzige Mission der Beklagten ist, von der Bekanntheit der Marke Birkenstock zu schmarotzen“.

Im Januar sandte das Unternehmen einen Brief an Einzelhändler, Zeitungen und Politiker, in dem Frau Birkenstock beschuldigt wurde, ihre Werbung beruhe auf Unwahrheiten. Der Brief, unterzeichnet von Verkaufsdirektor Bernd Hillen, wurde auch persönlich: „Susanne Birkenstock verbreitet, sie habe das Wohnhaus, in dem sie ihre neue Firma betreibt, gekauft. Das ist unwahr. Sie hat dieses Haus von ihrem Ehemann (...) geschenkt bekommen. Zudem wurde ihr eine großzügige Renovierung bezahlt.“

In seinem Schloss bei Remagen erklärt Christian Birkenstock, dass sein Unternehmen die Verwirrung um die zwei konkurrierenden Produkte aufklären müsse. Er sagt, er habe seine getrennt lebende Ehefrau bei ihrer unternehmerischen Tätigkeit „nach Kräften“ unterstützt und habe ihr sogar geholfen, einen Hersteller zu finden. Er möge einfach ihre freizügige Nutzung des Familiennamens nicht.

„Das Problem war, dass die Einzelhändler anriefen und fragten: ‚Was ist das für ein neues Produkt von euch?’“, sagt er. „Wir wollten nicht, dass jemand ihre Schuhe anprobiert und sagt ‚Was sind das denn für komische Schuhe?’“. Birkenstock sagt, er habe Hillens Brief erst später gelesen und hätte ihn anders formuliert – besonders die Passage, in der es heißt, Frau Birkenstock betreibe ihre Firma vom „Keller“ ihres Hauses. „Das war nicht gerade diplomatisch“, sagt er.

Gegen die Verbreitung des Briefes erwirkte Frau Birkenstock eine einstweilige Verfügung. Sie beschuldigte das Unternehmen öffentlich, sie zu verleumden und die Einzelhändler durch Drohungen vom Verkauf ihrer Schuhe abhalten zu wollen – die Familie weist dies zurück.

Susanne Birkenstock, die vor der Trennung im Unternehmen ihres Mannes arbeitete, sagt, es sei auch ihr zu verdanken, dass das Image der Marke verjüngt worden sei. Ihr Beautystep, der schlanker als der traditionelle Birkenstock ist, soll Fett und Cellulite reduzieren. Wie beim Barfußlaufen am Strand, wo die Ferse tiefer als die Zehen in den Sand sinkt, soll ein tief liegender Absatz die Beinmuskulatur strecken und die Blutzirkulation fördern. Im vergangenen Jahr haben 40000 Frauen in Deutschland, Österreich und der Schweiz die neue Sandale gekauft. „Wir haben den Nerv getroffen", sagt die 34-jährige Susanne Birkenstock, die mit ihren beiden Kindern aus der Ehe in einer Villa am Rhein lebt. Groß, ernst und flankiert von zwei Beratern, lehnt sie es ab, viel über die Vergangenheit zu sagen. Lieber redet sie über Füße, den Aufbau einer Marke und ihre Lehr- und Beratertätigkeit. „Wenn ich etwas anfange, boxe ich es auch bis zum Ende durch“, sagt sie.

Im Februar endete der Rechtsstreit vor dem Landgericht Köln mit beiderseitigen Verzichtserklärungen. Frau Birkenstock verpflichtete sich, ein Markenlogo mit dem Inhalt „Birkenstock“ oder „Susanne Birkenstock“ künftig nicht mehr zu verwenden. Ihr Unternehmen heißt jetzt SB International, und in der Werbung heißt es in kleinen Buchstaben: „Designed by Susanne Birkenstock“. Dieter Kaltwasser, Berater von SB International und neuer Lebensgefährte von Frau Birkenstock, sagt, der ehrwürdige Name sei auch der ihre. „Designer ist Susanne Birkenstock, und das werden wir auch mitteilen“, sagt er. In der Zwischenzeit, sagt er, schreibe er ein Buch über ihr Leben. „Es ist ein Porträt der Unternehmerin Susanne Birkenstock, über ihre Vision und ihre Leidenschaft für Schuhe“, sagt Dieter Kaltwasser.

Texte übersetzt und gekürzt von Tina Specht (US-Verbraucher), Svenja Weidenfeld (Birkenstock), Matthias Petermann (China), Karen Wientgen (Frankreich) und Christian Frobenius (Star Wars).

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