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Wirtschaft: Der Sarotti-Mohr wird Belgier

Barry Callebaut verkauft den Schokoladenhersteller Stollwerck mit fünf Fabriken und 1700 Mitarbeitern / Harter Preiskampf

Düsseldorf - Der Markt für Tafelschokolade ist bitter: Entweder eine Marke ist top, oder sie wird verramscht. Für Spezialitäten wie Lindt-Schokolade mit 99 Prozent Kakaogehalt geben die Verbraucher gern etwas mehr aus. Aber schon Ritter Sport stöhnt über den Preiswettbewerb im Handel, der wenig Raum für Gewinne lässt. In diesem Umfeld konnte selbst der weltgrößte Schokoladenproduzent Barry Callebaut nicht punkten. Nach langer Suche hat er endlich einen Käufer für den Kölner Hersteller Stollwerck mit seinen Marken Sarotti und Alpia gefunden.

Fünf Schokoladenfabriken mit einer halben Milliarde Euro Umsatz gehen an die deutlich kleinere belgische Baronie- Gruppe. Unter den fünf Fabriken ist auch das Berliner Werk in Marienfelde mit 324 Mitarbeitern. Der Kaufpreis blieb geheim. Versüßt wird der Deal durch eine langfristige Liefervereinbarung über 25 000 Tonnen Schokolade sowie Kakaobohnen und Halbfertigprodukte. „Beide Unternehmen können sich auf diese Weise auf ihr jeweiliges Kerngeschäft konzentrieren“, teilte Baronie mit.

Die Belgier sehen ihre Stärke bei eigenen Endverbrauchermarken und Handelsmarken. Sie produzieren etwa die typisch belgischen Pralinen sowie Weihnachtsmänner und Osterhasen. Wie Stollwerck ist Baronie stark bei der Auftragsproduktion für Handelsmarken und andere Markenhersteller. Nun solle ein Unternehmen mit mehr als 600 Millionen Euro Umsatz und 2000 Mitarbeitern entstehen, meldete Baronie.

Barry Callebaut macht hingegen fast drei Viertel seines Umsatzes mit Produkten für Industriekunden. Die Schweizer beliefern etwa Kraft Foods, den Hersteller der Milka-Schokolade. Darauf wollen sich die Schweizer nun wieder konzentrieren. Analysten begrüßten, dass der Verkauf endlich geglückt sei. Die Aktie bewegte sich hingegen kaum.

Barry Callebaut hatte Stollwerck 2002 für rund 260 Millionen Franken übernommen, um mit Markenschokolade und als Produzent von Handelsmarken höhere Margen zu erzielen als mit Produkten für Industriekunden. Tatsächlich schaffte es Stollwerck, die zugekaufte Marke Sarotti zu Gewinnen zu führen. Dazu ließ sie das traditionelle Maskottchen, den Sarotti- Mohren wieder aufleben. Dessen Wirkung auf die Kunden blieb jedoch überschaubar. Die Zahl der Stollwerck-Mitarbeiter sank seit dem Verlust der Eigenständigkeit sogar um 800 auf 1700 – auch wegen des Verkaufs einiger Betriebsteile. Der Umsatz schrumpfte leicht auf heute rund 500 Millionen Euro. Nach dem Verkauf an Baronie solle es keine Veränderungen bei den Werken oder der Zahl der Mitarbeiter geben, sagte ein Stollwerck- Sprecher in Köln. Man sei sehr optimistisch, einen guten Partner gefunden zu haben, mit dem das Unternehmen weiter wachse.

Stollwerck passte mit seiner mitteleuropäischen Ausrichtung schwerlich zum internationalen Geschäft von Barry Callebaut. Zudem rangieren die Stollwerck- Marken weit abgeschlagen hinter den deutschen Marktführern Milka und Ritter Sport. Weltweit führen den Markt Kraft, der familiengeführte Mars-Konzern sowie der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé an

Barry Callebaut entstand 1996, als sich die belgische Callebaut und die französische Cacao Barry zusammenschlossen. Zuletzt setzte das Unternehmen 3,6 Milliarden Euro um. 7500 Menschen arbeiten an 40 Produktionsstandorten. Mehrheitseigner ist die Kaffeeröster-Familie Jacobs.Christoph Kapalschinski (HB)

Christoph Kapalschinski (HB)

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