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Wirtschaft: Der schwache Dollar bremst die Firmen

Durchwachsene Quartalszahlen, aber Hoffnung für die Zukunft: Jetzt zahlen sich die Sparmaßnahmen aus

Frankfurt / Main (wb/gil/HB). Der Höhenflug des Euro hinterlässt immer deutlichere Spuren in den Quartalszahlen deutscher Unternehmen. Während exportorientierte Branchen wie Pharma, Chemie und Automobilindustrie in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres teilweise schmerzhafte Einbußen hinnehmen mussten, gehen Einzelhandel und Versorgungsunternehmen, die ihre Geschäfte im Euroraum abwickeln, zuversichtlicher ins zweite Halbjahr.

Der starke Euro belastet die Unternehmen mit starkem Auslandsgeschäft außerhalb der EuroZone. Zum einen verteuert er ihre Exporte und sorgt damit für sinkende Auftragseingänge aus dem Ausland. Zum anderen verzerrt er die Unternehmensentwicklung: Selbst, wenn die Umsätze in lokaler Auslandswährung – vor allem in den dollarorientierten Wirtschaftsräumen – noch zunahmen, weist die Euro-Rechnung dort meist sinkende Erlöse aus.

Von den Automobilherstellern leidet vor allem der Volkswagen-Konzern unter den aktuellen Währungsrelationen. VW beziffert den Euro-Effekt für das erste Halbjahr auf stattliche 800 Millionen Euro. Dies trug wesentlich dazu bei, den Gewinn der Wolfsburger um fast 60 Prozent auf gerade noch 596 Millionen Euro abschmelzen zu lassen. Der designierte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch kündigte daraufhin an, die Absicherungsquote, mit der sich das Unternehmen gegen Wechselkursschwankungen versichert, in der Zukunft zu erhöhen.

Wenig Schaden wird die Dollarschwäche dagegen auf absehbare Zeit bei den Konkurrenten BMW und Porsche anrichten. Sie sind gegen Währungsverschiebungen weitgehend abgesichert. Bei Daimler-Chrysler leiden zwar die Gewinne von Mercedes unter dem starken Euro, doch der Einfluss auf die Gesamtergebnisse des Konzerns wird durch die US-basierten Geschäfte und die globale Präsenz abgemildert. Für die schwachen Quartalsergebnisse waren jedoch bei weitem nicht allein Währungsgründe verantwortlich. Auf den Hauptmärkten USA und Europa ist die Nachfrage weiterhin schwach, ein Preiskampf drückt bei allen auf die Erträge. Eine durchgreifende Besserung wird erst für 2004 erwartet.

Mit sinkenden Erlösen muss auch die Pharmabranche rechnen – einige Unternehmen setzen mehr als 40 Prozent im Ausland um. Nach Analysten-Schätzungen wird die Dollarabwertung Schering im zweiten Quartal etwa acht Prozentpunkte, Aventis und Altana sogar mehr als zehn Prozentpunkte Umsatzwachstum kosten. Tröstlich ist nur, dass die operativen Erträge der drei Pharmazeuten, die demnächst ihre Halbjahres-Ergebnisse präsentieren werden, voraussichtlich trotzdem steigen.

Allerdings scheinen sich große Teile der Wirtschaft inzwischen auf die Eurostärke eingestellt zu haben. „Wir rechnen mit einer leichten Konjunkturerholung vom dritten Quartal an", sagt Christian Kahler, Aktienstratege der DZ Bank. Den starken Euro sieht Kahler zwar weiter als Belastung für die Industrie, doch werde dieser negative Effekt durch die starken Umstrukturierungen der Unternehmen überkompensiert. Roland Ziegler von der BHF-Bank sieht zwar 2003 noch keinen Konjunkturaufschwung, erwartet aber auch keine zusätzlichen Belastungen durch den Dollar. Er sieht den Kurs am Ende des Jahres bei 1,15 Dollar. Auf dieses Niveau habe sich die Industrie eingestellt.

Von derlei Problemen bleiben die Versorger weitgehend verschont. Entscheidend für RWE und Eon, die ihre Quartalszahlen Mitte August vorlegen, ist der Stromabsatz in Deutschland: Dieses Geschäft war zuletzt der Wachstumstreiber Nummer eins. Das zweite Quartal ist für die Energiebranche aber eher zweitrangig. Das gewinn- und umsatzträchtigste Vierteljahr ist wegen der Heizperiode das erste Quartal. Von beiden Unternehmen erwarten die Analysten kräftige Zuwächse beim Betriebsergebnis.

Der Einzelhandel profitiert wegen günstiger Einkaufskonditionen sogar vom starken Euro. Zudem haben sich die Perspektiven durch die verlängerten Samstags-Öffnungszeiten leicht aufgehellt. Obwohl der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels für das Gesamtjahr deutschlandweit immer noch mit einem Umsatzminus von einem Prozent rechnet, gehen die meisten Analysten inzwischen von einem Ergebnis nahe der Null-Linie aus. Die Metro will sogar um fünf Prozent wachsen.

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