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Wirtschaft: Der schwache Dollar setzt den Börsen zu

Berlin (hop). Die Börsen in den USA und Europa erreichten in den vergangenen Monaten einen Tiefstand nach dem anderen.

Berlin (hop). Die Börsen in den USA und Europa erreichten in den vergangenen Monaten einen Tiefstand nach dem anderen. Einige Aktien sind sogar billiger zu haben als nach den Anschlägen vom 11. September in New York. Aber noch ist ein Ende offenbar nicht in Sicht. „Das ist eine Baisse in Reinkultur“, sagt Sandra Schiller, Analystin im Commerzbank Investmentbanking. Wie weit die Verluste im Deutschen Aktienindex Dax noch gehen können, sei schwer abzuschätzen. Belastet würde der Markt besonders durch die Schwäche des US-Dollars.

In Europa geraten vor allem exportorientierte Unternehmen unter Druck. Automobilhersteller wie Porsche oder Pharmaunternehmen wie Altana hätten es schwerer, ihre Gewinnmargen unter den Bedingungen verteidigen zu können. Deshalb rät Schiller Anlegern zunächst zu einer „defensiven Haltung“. Kaufen sollten sie erst, wenn es wieder eindeutige Signale für eine Erholung gebe. Starke Tage nach einer Phase hoher Kursverluste würden dafür aber nicht ausreichen. Werte, die Anleger noch im Depot haben, sollten sie genau beobachten – und jeweils mit einem Sicherungsstopp versehen.

Achim Matzke, ebenfalls Analyst bei der Commerzbank, sagt: „Die Stimmung an den Devisenmärkten ist umgeschlagen.“ Durch die Verschiebung der Währungsparitäten werde Europa von dem kommenden Aufschwung in den USA nicht in dem erhofften Maß profitieren, denn europäische Exporte werden dadurch teurer. Das hohe Leistungsbilanzdefizit belaste den US-Dollar weiter. Ein Wiedererstarken der US-Währung ist zunächst nicht zu erwarten, auch bei einem Aufschwung nicht. „Wird die zusätzliche Nachfrage in den USA nämlich durch Importe gedeckt, verschlechtert sich die Leistungsbilanz weiter“, sagt Matzke. Bisher hätten die USA über ihr Leistungsbilanzdefizit die Weltkonjunktur subventioniert. Das könnten sie sich nun kaum noch leisten. Und ein Abbau der Defizite dauert im Regelfall Jahre. Auch die US-Politiker stünden nicht hinter einem starken Dollar. Die Schutzmaßnahmen für amerikanische Stahlproduzenten seien auch durch die Einsicht zu erklären, dass der Dollar zu stark und amerikanische Unternehmen dadurch nicht mehr ausreichend wettbewerbsfähig seien.

Zusätzliche Belastungen für die europäischen Märkte sieht Matzke auch durch die schwelende Krise in Südamerika. Eine Reihe spanischer und französischer Unternehmen sei dort stark engagiert. Und auch Volkswagen zum Beispiel produziert in Brasilien. „Deswegen trifft die Lage in Südamerika auch Europa“, sagt Matzke.

Optimistischer ist hingegen Hans Jakob, Leiter für Anlagestrategie beim Bankhaus Löbbecke in Berlin. Er halte an seiner offensiven Aktienstrategie fest. „Mit der Erholung kann es sehr schnell gehen und der Dax bald auf 5000 Punkte steigen“, sagt Jakob. In dieser Woche seien zwar noch Rückschläge möglich, aber für das zweite Halbjahr rechnet er mit einer Erholung des Dollars, einer neutralen Zinspolitik – und steigenden Aktienkursen. Die aktuelle Marktschwäche begründet Jakob unter anderem mit einem hohen Anteil von Leerverkäufen. Dabei leihen sich Spekulanten Aktien und verkaufen sie, um die Kurse zu drücken und später günstiger einsteigen zu können. Fundamentale Gründe kann er im Gegensatz zu seinen Kollegen von der Commerzbank für die anhaltende Baisse nicht erkennen.

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