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Wirtschaft: Der Schweinezyklus und die Folgen

BERLIN (chi).Gute Nachrichten für Verbraucher, schlechte für die Bauern: Schweinefleisch und Rindfleisch werden auch in den nächsten Monaten billig bleiben, ein Ende des dramatischen Preisverfalls ist nicht in Sicht, eher im Gegenteil.

BERLIN (chi).Gute Nachrichten für Verbraucher, schlechte für die Bauern: Schweinefleisch und Rindfleisch werden auch in den nächsten Monaten billig bleiben, ein Ende des dramatischen Preisverfalls ist nicht in Sicht, eher im Gegenteil.Mit einer Erholung der Preise für Schweinefleisch könnten die Mäster erst Ende des kommenden Jahres rechnen, prognostizierte die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle Berlin am Freitag.Die Folge: Vor allem in Ostdeutschland werden noch einige Mastbetriebe in die die Pleite rutschen.Weder die Schweine- noch die Bullenzucht seien derzeit auch nur annähernd rentabel, sagte ZMP-Experte Willi Hannusch.

Vor allem die Schweinemast-Betriebe hatten in den vergangenen Monaten einen gewaltigen Preisverfall verkraften müssen.Konnten sie Anfang des Jahres noch im Durchschnitt mit Preisen von rund drei DM je Kilo Schlachtschwein rechnen, so sind es heute bestenfalls 1,60 DM - ein "historischer" Tiefstand.Statt dem zur Kostendeckung notwendigen Ertrag von 40 DM je Schwein würden die Betriebe nur noch 19 DM erzielen.Das reicht nicht zum Überleben, so Hannusch.Mittlerweile sieht es bei Rindfleisch nicht viel besser aus, unter anderem auch, weil die Handelsketten und viele Verbraucher dem billigeren Schweinefleisch den Vorzug einräumten.Seit September sackten hier die Preise um gut ein Viertel nach unten.Die Produzenten erhielten derzeit gerade noch 460 DM für Jungbullen, zur Kostendeckung wären 550 DM nötig.

Daß der bekannte "Schweinezyklus", das Auf und Ab der Preise, diesmal so extreme Ausschläge zeigt, begründet die ZMP mit der Krise in Rußland.Denn das Land hatte zuvor bis zu 40 Prozent der EU-Fleischexporte abgenommen.Für die Betriebe in Ostdeutschland, die sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich etwas festigen konnten, hat dieser Rückschlag zum Teil verheerende Folgen.Vor allem die sogenannten Wiedereinrichter, die nach der Übernahme ihrer "alten" Betriebe kräftig investiert hätten, kämen nun bei der Bedienung ihrer Schulden erheblich in die Klemme.Besonders schwierig ist es für jene, die der Empfehlung zur Spezialisierung gefolgt waren, und nun kaum Verlagerungsmöglichkeiten hätten.Für Verunsicherung sorge aber auch die Diskussion um die künftige EU-Agrarpolitik, Stichwort "Agenda 2000".Viele Betriebe "geben schon im Vorfeld auf", sagte Hannusch.

Höhere Preise prognostiziert die ZMP nur für Kartoffeln.Ob die Verbraucher das spüren werden, sei allerdings fraglich.Die Macht der Handelskonzerne werde deutliche Preissteigerungen wohl verhindern.

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