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Wirtschaft: Der Spargel-Anbau ist ein wachsender Wirtschaftszweig

Experte hält rund 100 zusätzliche Betriebe in Brandenburg für rentabel / Bauern wollen sich mit dem Edelgemüse von Subventionen unabhängig machenVON JOBST-HINRICH WISKOW BERLIN.Brandenburgischer Spargel ist in diesem Jahr so früh auf die Berliner Märkte gekommen wie schon lange nicht mehr.

Experte hält rund 100 zusätzliche Betriebe in Brandenburg für rentabel / Bauern wollen sich mit dem Edelgemüse von Subventionen unabhängig machenVON JOBST-HINRICH WISKOW BERLIN.Brandenburgischer Spargel ist in diesem Jahr so früh auf die Berliner Märkte gekommen wie schon lange nicht mehr."Wir konnten in diesem Jahr vier Wochen früher als sonst mit dem Stechen beginnen", sagt Wolfgang Pohl, Geschäftsführer der Firma Spargelbau in Sallgast.So läuft die Ernte ab den nächsten zwei Wochen auf Hochtouren.Für die Ernte bis Ende Juni benötigt beispielsweise der Sallgaster Betrieb Spargelbau 230 Saisonmitarbeiter - 50 mehr als im Jahr zuvor. Aus Brandenburg kommen in diesem Jahr etwa 3000 Tonnen auf den Tisch.Im Land wird Spargel auf rund 1000 Hektar angebaut, davon auf knapp 400 Hektar rund um Werder und Beelitz.Damit hat das Berliner Umland in den vergangenen Jahren wieder aufgeholt: Denn in DDR-Zeiten vernachlässigten die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften den Anbau des als zu elitär geltenden Gemüses.Daher gab es im ersten Frühjahr nach dem Fall der Mauer in Beelitz nur neun Hektar Spargelfelder. Der Grund für den Aufstieg des Spargels: Er bringt mehr Geld ein als Mais und Getreide.Außerdem, so der Beelitzer Landwirt Karl-Heinz Hocke, zahle der Staat für die Anbau-Alternative Getreide immer geringere Subventionen.Die Diskussion um die EU-Agrarpolitik mache weitere Kürzungen möglich."Ich habe mich in diesem Jahr erstmals für Spargel entschieden, um von den Subventionen unabhängiger zu werden", sagt Hocke, dessen Tochter Katrin diesjährige Spargelkönigin ist.Für seine zweieinhalb Hektar stellt er vier Saisonkräfte aus Polen an, die ihm das Arbeitsamt vermittelt hat. Volkmar und Ingrid Heese aus Beelitz bauen auf ihrem Nebenerwerbshof Spargel auf nur einem halben Hektar an.Etwa 20 Kilogramm verkaufen sie in der Saison jeden Tag an ihrer Haustür - an Stammkunden, die sogar aus Halle nach Beelitz fahren.Die Heeses stechen das Gemüse selbst, nur manchmal hilft ihnen eine Rentnerin aus der Nachbarschaft. Die brandenburgische Spargelregion ist die drittgrößte in Deutschland.Das größte Gebiet ist das niedersächsische zwischen Hannover und Braunschweig, das zweitgrößte liegt im Badischen.In Deutschland ernten Bauern im Jahr rund 40 000 Tonnen. In der Mark Brandenburg könnte indes noch mehr Spargel wachsen.Davon ist Manfred Schmidt, der Vorsitzende des Spargelvereins in Beelitz, überzeugt.Er geht davon aus, daß allein die Nachfrage aus Berlin die doppelte Anbaufläche rentabel machen würde.Da fünf bis zehn Hektar Spargelfelder eine Familie ernähren, könnten - so hat Schmidt ausgerechnet - mindestens 100 Betriebe im Land neu entstehen."Das ist eine lukrative Existenzgründung", sagt Schmidt. Freilich bleibt das Risiko des schlechten Wetters."Wenn die Sonne scheint und die Temperaturen auf über 20 Grad steigen, wächst die Spargelpflanze besonders gut", sagt Sigurd Wieland, Referatsleiter für Obst und Gemüse bei der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft in Bonn.In diesem Jahr sieht es für Spargelgenießer bisher gut aus, sagt der Experte: "Das Berliner Wetter ist derzeit ein gutes Spargelwetter". Deutscher Spargel kostet in der Hauptstadt jetzt zwischen 15 bis 25 DM pro Kilogramm.Deutlich günstiger ist importierter Spargel - Marktanteil etwa 45 Prozent.Der ist zur Zeit für acht bis zwölf DM pro Kilogramm zu haben.

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