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Wirtschaft: Der starke Arm des japanischen Miti

Japaner galten schon immer als clevere Marktforscher.Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die japanische Wirtschaft am Boden lag, schwärmten sie scharenweise in westliche Industrieländer aus, um wichtige Technologien einzukaufen, Produkte nachzubauen und anschließend selbst gewinnbringend zu exportieren.

Japaner galten schon immer als clevere Marktforscher.Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die japanische Wirtschaft am Boden lag, schwärmten sie scharenweise in westliche Industrieländer aus, um wichtige Technologien einzukaufen, Produkte nachzubauen und anschließend selbst gewinnbringend zu exportieren.Unterstützt wurden die Unternehmer dabei gezielt vom japanischen Staat.Denn der technologische Rückstand sollte so schnell wie möglich aufgeholt werden.Das legendenumwobene Ministerium für Internationalen Handel und Industrie (Miti), dem der Erfolg der - inzwischen gescheiterten - Japan AG zugeschrieben wurde, ist auch für die Außenwirtschaftsförderung zuständig.Ausführendes Organ ist die Japan External Trade Organization (Jetro), die 1958 als eine Art Marketingbehörde für japanische Produkte gegründet worden war.

Das rohstoffarme Inselland konzentrierte mehr als zwei Jahrzehnte alle Kräfte auf die Förderung der Exporte.Denn die brachten Devisen für dringend benötigte Energie- und Rohstoffimporte.Mit Erfolg: Bereits 1971 überholte der Export erstmals den Import.Seitdem werden fast jedes Jahr neue Rekordüberschüsse beim Außenhandel erwirtschaftet (1997: 82,4 Mrd.Dollar).Mitte der 80er Jahre führte dies zu einem steigenden Aufwertungsdruck gegenüber dem Yen, was wiederum Japans Exportindustrie beeinträchtigte.

Dabei spielt der Außenhandel für Japan eigentlich eine eher untergeordnete Rolle.Lediglich zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stammten 1997 nach OECD-Angaben aus dem Export.Deutschland ist mit einem Anteil von 24,5 Prozent wesentlich abhängiger von seinen Ausfuhren.Allerdings verlagern japanische Firmen ihre Fertigungsstätten immer mehr ins Ausland.

Die Höhe der japanischen Ausfuhrüberschüsse erzürnten die westlichen Industrieländer mehr und mehr.Immer lauter wurde der Ruf nach einem Abbau der hohen Überschüsse durch eine Öffnung des japanischen Marktes.Schließlich drängte auch das japanische Finanzministerium Mitte der 80er Jahre darauf, von nun an mehr Gewicht auf die Förderung von Importen zu legen.

"Die Denkweise hat sich dramatisch verändert," erklärt Yoichi Maeno, Generaldirektor der Jetro Düsseldorf, gegenüber dem Handelsblatt."Eine direkte staatliche Unterstützung des Exports ist heute nicht mehr nötig." Den aktiven Part der Exportförderer hätten inzwischen private Firmen und Handelshäuser übernommen.Es ist weltweit wohl einzigartig, daß sich eine staatliche Handelsförderstelle offiziell nur noch der Förderung von Importen und Investitionen aus dem Ausland verschrieben hat.Jetro-Chairman Noboru Hatakeyama betont, die Jetro habe überhaupt kein Budget für die Exportförderung.Doch ganz so altruistisch, wie sich die Jetro nach außen darstellt, ist sie bei näherer Betrachtung nicht.Indirekt unterstützt sie durchaus die japanische Exportwirtschaft."Jetro Ace" liegt nur auf Japanisch vor und ist somit als Exportförderungsmaßnahme nicht zu leugnen.Eine weitere Datenbank, "Jetro Tops", vermittelt kostenlos Kontakte zwischen japanischen und ausländischen Unternehmen.Ferner bieten spezielle Außenhandels- und Investitionsberater in den inländischen Jetro-Büros ihre Dienste für japanische Unternehmen an.

Die Jetro vertritt zudem über ihre Außenstellen die Interessen japanischer Exportfirmen gegenüber den Behörden der Gastländer.Sie erstellt auch Marktzugangsstudien für bestimmte Produkte im Ländervergleich.Mögliche Handelshemmnisse werden direkt nach Tokio weitergegeben, so daß von dort politisch Druck ausgeübt werden kann.

Als ausführende Behörde der Außenwirtschaftsförderung unterhält die Jetro derzeit 80 Büros in 58 Ländern.35 regionale Filialen gibt es in Japan neben den Zentralbüros Tokio und Osaka.Von den etwa 1300 Jetro-Mitarbeiter sind etwa 600 im Ausland tätig.Das vom Miti zugeteilte Budget umfaßt derzeit 28,19 Mrd.Yen, umgerechnet 395 Mill.DM (Fiskaljahr 1998/99).Weitere etwa zehn Mrd.Yen fließen der Jetro meist durch Dienstleistungen sowie Beiträge der etwa 6000 Mitgliedsfirmen zu.Der Mitgliedsbeitrag beträgt 105 000 Yen (etwa 1500 DM)im Jahr.Die Stärke der Jetro, erklärt Maeno, liege in ihrer effektiven Vernetzung, die von den lokalen Büros in Japan bis zu den Auslandsbüros reiche.Verstärkt wird dieses Netz durch "Job-Rotation".Von den etwa 300 japanischen Mitarbeitern im Ausland ist etwa die Hälfte entsandt vom Miti, den Präfekturregierungen oder Branchenverbänden.

Charakteristisch für Japan ist zudem die starke Überschneidung von Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungspolitik, wie auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in einer aktuellen Studie unterstreicht.So gehört die Jetro zu den staatlichen Institutionen, die öffentliche Entwicklungshilfe betreiben.Für diesen Zweck sind im Jetro-Budget fünf Bill.Yen (ca.70 Mill.DM) ausgewiesen.

Neben der Jetro leistet auch die staatliche Export-Import-Bank (Jexim) einen aktiven Beitrag zur Förderung des Außenhandels.Im Finanzjahr 1997/98 wurden Exportkredite für 221,9 Mrd.Yen zugesagt.Da die Banken in Japan als Folge der Asienkrise äußerst restriktiv bei der Kreditvergabe sind, plant Tokio derzeit, bis Ende März 1999 zinsgünstige Darlehen über drei Mrd.Dollar für die Auslandsgeschäfte japanischer Unternehmen locker zu machen.

Darüber hinaus sichern Ausfuhrgarantien der Export-Import-Versicherungsabteilung (EID) im Miti japanische Lieferungen in schwierige Auslandsmärkte ab.Im Finanzjahr 1997/98 wurden kurzfristige Exportgarantien (vergleichbar mit Hermes- Bürgschaften) im Wert von 108,9 Mrd.Dollar und langfristige Absicherungen für 2,3 Mrd.Dollar vergeben.

KATRIN TERPITZ (HB)

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