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Wirtschaft: Der "südliche Stil" soll in die Bewag einziehen

ATLANTA .Die Leute von Bewag-Aktionär Southern Energy mögen es ganz gerne ein bißchen unkonkret.

ATLANTA .Die Leute von Bewag-Aktionär Southern Energy mögen es ganz gerne ein bißchen unkonkret.Selbstverständlich seien sie mit ihrem Engagement bei Berlins Energieversorger Bewag sehr zufrieden.Überhaupt sei Berlin toll, erzählen sie den Gästen, der Finanzsenatorin und Journalisten aus Berlin.Und Berlin und Atlanta hätten ja so viele Gemeinsamkeiten: So sei Berlin das Tor zum Osten Europas, und auch Atlanta sei ein Tor, nämlich zum Südosten der USA.

Eine Gemeinsamkeit: Wichtige Entscheidungen über das Angebot von Energie in den beiden Städten fallen jetzt in Atlanta, seit Southern Energy im Dezember vorigen Jahres ins operative Geschäft der Bewag einstieg.Als Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) den Berliner Energieversorger voll privatisierte, war ein ausländischer Investor gewünscht.Mit Southern wurde er gefunden.Die Amerikaner sollten auch Know-how ins Unternehmen an die Spree bringen - zum Beispiel über den liberalisierten Strommarkt, neue Strombörsen und die Wirtschaftsförderung.Deshalb übernahmen sie eine Sonderrolle bei der Bewag: Sie stellen den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und ein Mitglied im Vorstand.Insgesamt arbeiten inzwischen sechs Southern-Manager bei der Bewag.Was sonst bilanziert Southern? Barney Rush, Vice President bei Southern Energy und Chef des Bewag-Aufsichtsrats, tritt vor die Journalisten."Wir kaufen nicht nur, sondern wir entwickeln", wiederholt er das Bekannte: Southern wolle nichts ausplündern, mit der Bewag nicht bloß spekulieren.Diesen Vorwurf nämlich muß sich Southern häufig anhören.Immerhin verändert die Bewag jetzt ihre Dividendenpolitik: Sie schüttet weitaus mehr an die Aktionäre aus und baut weniger Rücklagen auf als früher.Davon profitiert zuvorderst Southern Energy, denn den Amerikanern gehören 26 Prozent der Anteilscheine.

Rush skizziert die Veränderungen des Strommarktes in den USA: Der Wettbewerb werde schärfer, der Energiehandel wichtiger.Nichts Neues zur Rolle bei der Bewag.Anschließend referiert Rush die internationalen Aktivitäten seines Unternehmens, das jetzt in zehn Ländern auf vier Kontinenten aktiv ist.Schwerpunkt seiner Ausführungen ist - nicht die Bewag.Statt dessen äußert er sich ausführlich zum britischen Energieversorger SWEB in Bristol, an dem Southern sich zu 49,9 Prozent beteiligt hat.Bevor Southern einstieg, lag SWEB hinsichtlich des Anteils zufriedener Kunden auf dem letzten Platz; nun hat SWEB den ersten Rang inne.Ein bemerkenswertes Ergebnis, zumal die Verbesserung in nur zwei Jahren gelang.Die Liebe zu Rankings offenbart sich bei jeder Gelegenheit.Southern-Energy-Mutterkonzern Southern Company ist der größte Elektrizitäts-Erzeuger der USA.In der Liste der größten US-Unternehmen, die das Wirtschaftsmagazin Fortune jährlich veröffentlicht, liegt Southern auf Platz 122.Nach dem Marktwert der Zeitschrift Forbes ist Southern die Nummer 113, nach Verkäufen die 115.In der Liste der "am meisten bewunderten Unternehmen" von Fortune war Southern von 1995 bis 1997 drei Jahre hintereinander Spitzenreiter der Elektrizitätsversorger.

Wer indes Klarheit über die künftige Rolle der Bewag im Portfolio erwartete, wurde enttäuscht."Wo wir kaufen, bleiben wir", sagte Tom Allen, Leiter der Wirtschaftsförderung von Southern-Energy-Mutter Southern Company.Deshalb betreibe Southern in Zukunft Wirtschaftsförderung in Berlin."Wir sorgen für wirtschaftliche Entwicklung in Gemeinden auf der ganzen Welt", spricht Vorstandschef Bill Dahlberg.Zu denen dürfte zweifellos auch Berlin gehören.Aber mit welchen Mitteln? Und ab wann? "Wir sind dabei - mit Geld und Know-how", kündigt Jason Harlan an, der Leiter der Berliner Repräsentanz.Einen Budget- oder einen Terminplan hat er noch nicht.Der "Southern"-Stil, in Atlanta gerne als "südlicher Stil" übersetzt, soll sich bei der Bewag durchsetzen.Der besteht offenbar aus einer Menge Rankings.

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