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Wirtschaft: Der Telekom laufen die Kunden weg

Der Wettbewerb macht dem Konzern zu schaffen, der Gewinn sinkt um ein Drittel

Berlin - Die Deutsche Telekom hat im abgelaufenen Quartal erneut mehr als 500 000 Kunden verloren und ein Drittel weniger verdient als im Vorjahresquartal. Dennoch sieht der Konzern Anzeichen, dass das Geschäft in Deutschland bald wieder besser laufen könnte. Bei den Kundenzahlen im Festnetz und Mobilfunk sehe er „eine klare positive Tendenz“, sagte Konzernchef Kai-Uwe Ricke am Donnerstag in Bonn. Bei Preisen und Produkten habe die Telekom den richtigen Weg eingeschlagen. „Wir haben im Wettbewerb eindeutig neue Stärke gewonnen.“

Die Zahlen für das dritte Quartal spiegeln das noch nicht wider. Die Telekom hat in den drei vergangenen Monaten erneut 538 000 Telefonanschlüsse an die Konkurrenz verloren – und dabei immer stärker auch an die Kabelnetzbetreiber. Die Umsätze im Inland konnte der Konzern im Vergleich zum dritten Quartal 2005 bei 8,4 Milliarden Euro stabilisieren. Der Auslandsumsatz, der inzwischen 45,8 Prozent der gesamten Erlöse ausmacht, stieg dagegen um 6,5 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Wachstumstreiber war erneut das Mobilfunkgeschäft in den USA. Insgesamt legte der Umsatz im dritten Quartal um 2,8 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro zu.

Der Gewinn dagegen brach weiter ein. Der um Sondereinflüsse (im Wesentlichen eine Steuergutschrift für T-Mobile USA) bereinigte Konzernüberschuss schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 34,2 Prozent auf 980 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 7,3 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Die Ergebnisse waren leicht besser als von Analysten erwartet. Nach kleinen Ausschlägen pendelte sich der Kurs der T-Aktie zum Handelsschluss bei 13,47 Euro etwa auf Vortagesniveau ein. Um die Telekom bis 2010 zu „Europas größtem Telekommunikationsunternehmen nach Umsatz und Ertrag“ zu machen, hat Ricke unter anderem ein Kostensenkungsprogramm aufgelegt, das bereits im kommenden Jahr Einsparungen von zwei Milliarden Euro bringen soll. Das Gesamtvolumen soll 2010 jährlich fünf Milliarden Euro betragen, wobei bereits jetzt 4,2 Milliarden bis 4,7 Milliarden Euro für konkrete Maßnahmen hinterlegt seien. Die Telekom will unter anderem durch Investitionen in moderne Netzwerktechnik Kosten sparen.

Bei dem im Herbst 2005 angekündigten Personalabbauprogramm von 32 000 Mitarbeitern bis 2008 liege man im Plan. Bis Ende September hätten bereits 8700 Mitarbeiter vereinbart, die Telekom zu verlassen. Aus heutiger Sicht werde es kein neues großes Personalabbauprogramm geben, sagte Ricke. „Für 2009 und 2010 gibt es keinen neuen Abbauplan.“ Die angekündigte Ausgliederung von 45 000 Mitarbeitern in die neue Einheit „T-Service“ soll nach Rickes Worten die Arbeitskosten zwar in Richtung Wettbewerbsniveau bringen. Dabei stünden Arbeitszeitänderungen im Vordergrund „und nicht, wie teils platt behauptet, Einschnitte bei den Gehältern von 30 oder gar 50 Prozent“.

Die Telekom sei klar auf Kurs, die Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen, sagte Ricke. Er sei zuversichtlich, dass der Aufsichtsrat in der Sitzung am 5. Dezember den neuen Kurs bestätigen werde. Der Börsenexperte Professor Wolfgang Gerke dagegen sagte im Deutsche Welle TV, Rickes Verbleiben an der Spitze der Telekom werde angesichts stagnierender Umsätze und niedrigen Wachstums „sicher nicht mehr von langer Dauer sein“.

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