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Wirtschaft: Der Traum vom einfachen Computer

Steve Wozniak hat den Apple II erschaffen – und heckt neue Ideen aus

Berlin - Wenn Steve Wozniak von Transistoren spricht, dann leuchten seine braunen Augen wie die eines kleinen Jungen, der sich über ein neues Fahrrad freut. Tatsächlich haben den heute 56-Jährigen Transistoren und elektrische Schaltkreise schon in der Grundschule fasziniert. Diese frühe Leidenschaft hat ihn später berühmt gemacht.

Wozniak ist der legendäre Schöpfer des ersten echten Personalcomputers, des Apple II. Es war der letzte Computer, der von einem Ingenieur allein entwickelt wurde. Gemeinsam mit Steve Jobs gründete Wozniak 1977 die Computerfirma Apple – und ist damit sehr reich geworden. Doch stolz ist er vor allem auf seine Leistungen als Ingenieur: „Der Apple II hat niemals jemanden im Stich gelassen“, sagt er. „Wo immer ich Vorträge halte, stecken mir die Vorstandschefs von Technologiefirmen ihre Visitenkarten zu und sagen, sie seien mit dem Apple II groß geworden.“ Und wieder blitzen die braunen Augen.

Wozniak lacht gern und macht gern Scherze. Viele davon kann man in seiner Autobiografie „iWoz“ nachlesen, die er gerade in Deutschland vorstellt. So kann Wozniak auch eine Reihe von Missverständnissen aufklären. Etwa die Behauptung, dass er Apple Mitte der 80er Jahre im Streit verlassen habe. „Ich bin auch heute noch bei Apple angestellt“, sagt Wozniak. Dennoch hatte er sich bereits damals von seiner Firma entfremdet: „Apple war mittlerweile ein großes Unternehmen geworden, und es war einfach nicht die Liebe meines Lebens“, schreibt er. Heute sei er so eine Art Ehrenmitarbeiter. „Ich beziehe immer noch ein Jahresgehalt von 13 000 Dollar.“ Allerdings ohne Gegenleistung. Er sage zwar auch heute noch seine Meinung über die Qualität von Produkten. „Aber das hat keine Auswirkung“, sagt er und zuckt mit denSchultern. Das hindert ihn nicht daran, immer noch stolz auf das zu sein, was Apple heute macht, den Musikspieler iPod etwa. „Ich bin stolz, nicht nur weil Apple überhaupt die Kurve gekriegt hat, sondern ich bin vor allem deshalb stolz, weil es auf eine Weise geschah, die so sehr mit unseren früheren Überzeugungen übereinstimmt“, schreibt er.

Sein Lebenstraum ist es, die Bedienung von Computern einfacher zu machen. „Es geht vielmehr darum, dass Computer so arbeiten, wie Menschen denken, als dass wir Menschen beibringen, Maschinen richtig zu bedienen.“ Und an diesem Traum arbeitet er auch heute noch. Nach Apple hat er eine Reihe weiterer Firmen gegründet. „Mein Herzblut steckt darin, mit kleinen Gruppen von Freunden kleine Firmen ins Leben zu rufen, um neue Ideen auszuhecken und zu versuchen, sie Wirklichkeit werden zu lassen“, schreibt er.

Tatsächlich hat er gerade mit anderen ehemaligen Managern von Apple für 260 Millionen Euro den kalifornischen Chiphersteller Jazz gekauft. Jazz baut Chips, die sowohl analoge als auch digitale Signale verarbeiten können und etwa in MP3-Playern und Mobiltelefonen zum Einsatz kommen. „Jazz baut Chips für neue Produkte, die noch kommen werden“, sagt Wozniak – seine Augen leuchten wieder. Mehr will er nicht verraten.

Die Leidenschaft für Transistoren, Schaltkreise und den Ingenieursberuf hat Wozniak von seinem Vater geerbt, der ebenfalls Ingenieur war. In seiner Autobiografie schreibt Wozniak ausführlich über seine Jugend als Electronic Kid und an vielen Stellen auch sehr detailreich über Schaltkreise und das Löten von Bauteilen. Er erzählt auch von seinem Unfall, als er 1981 mit seinem Privatflugzeug abstürzte und danach für eine Weile sein Gedächtnis verlor.

Steve Jobs dagegen, der mit ihm gemeinsam Apple gründete, nimmt erstaunlich wenig Platz im Buch ein. Aber eine Anekdote bleibt im Gedächtnis. Darin beschreibt Wozniak, wie die beiden in jungen Jahren einmal einen Job in einem Einkaufszentrum hatten und dabei in Kostümen von Figuren aus „Alice im Wunderland“ herumlaufen mussten. Wozniak hatte großen Spaß. Doch Jobs sagte: „Nein, das war doof. Wir haben kaum Geld dafür gekriegt.“

Unterschiedlicher hätten die beiden Apple-Gründer kaum sein können: Jobs, das ist der Verkäufer und der charismatische Manager, der Apple wieder auf die Erfolgsspur gebracht hat. Wozniak beschreibt sich so: „Ich wollte weder Manager noch Geschäftsführer sein oder etwas in dieser Art. Ich wollte einfach nur meine Arbeit machen, mir neue Schaltkreise einfallen lassen, ausgefuchste Ideen haben und sie auch umsetzen.“ Und wenn nicht Ingenieur, dann wäre er gern Lehrer geworden.

Auch eine andere Computerikone findet in Wozniaks Autobiografie kaum einen Platz: Bill Gates. Während einige Computernutzer aus der Frage Apple oder Windows-PC fast einen Glaubenskrieg machen, bleibt Wozniak cool. Der Microsoft-Gründer Gates habe ähnliche Ziele verfolgt wie er: einen einfach zu bedienenden Computer zu bauen, der für jeden erschwinglich ist. „Wir haben den gleichen Traum geteilt“, sagt Wozniak knapp. „Aber er hat sein Ziel nicht erreicht.“ Er habe nie schlecht über Bill Gates gedacht. „Aber Microsoft war nie so gut wie Apple.“

Steve Wozniak, Gina Smith: iWoz. Wie ich den Personal Computer erfand und Apple mitgründete, Hanser, 321 Seiten, 19,90 Euro.

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