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Wirtschaft: "Der Ursprung": Die Menschen nehmen ihr Schicksal in die eigene Hand

Die Autorin ist hierzulande nach wie vor kaum bekannt. Dennoch sind ihre Werke in Amerika auch viele Jahre nach ihrem Tod Verkaufsschlager.

Die Autorin ist hierzulande nach wie vor kaum bekannt. Dennoch sind ihre Werke in Amerika auch viele Jahre nach ihrem Tod Verkaufsschlager. Sie war eine der großen geistigen Wegbereiterinnen der marktwirtschaftlichen Wende in den Vereinigten Staaten in den 80er Jahren: Die Rede ist von Ayn Rand (1905-1982). Die vor Lenins Schrekkensherrschaft aus Russland in die USA geflohene Schriftstellerin widmete ihr Leben dem Kampf gegen den Sozialismus und für einen kämpferischen Individualismus, der sich in seiner Schroffheit bisweilen selbst ad absurdum führte.

In ihrem wohl berühmtesten Roman "Atlas Shrugged" (1956) führen holzschnittartige Charaktere seitenlange Monologe über das, was ein Individuum alles tun und denken müsse, soll es in dieser kollektivistischen Welt überhaupt als Individuum gelten - so, als ob nicht gerade ein echtes Individuum dies für sich selbst entscheide. Es ist schön, dass ihr etwas feinfühligerer Roman "The Fountainhead" von 1943 jetzt erstmals unter dem Titel "Der Ursprung" in Deutsch erschienen ist. Im sonst so trüben Genre des politischen Erziehungsromans gehört dieses Buch zu den Besseren. Bisher war hier zu Lande wohl eher die Verfilmung von 1949 mit Gary Cooper in der Hauptrolle den Cineasten ein Begriff.

Auch in diesem Buch geht es um die Selbstbehauptung des Individuums in der Wirtschaftswelt. Der Architekt Howard Roark - von Rands Lieblingsbaumeister Frank Lloyd Wright inspiriert - muss sich bei der Verwirklichung seiner großen Pläne mit allerlei mächtigen Interessengruppen, wankelmütigen Schwächligen und einer rücksichtslosen Zeitgeistpresse herumschlagen. Sie benutzen geschickt die Frau, die er über alles liebt, um ihn zu hintergehen. Sie bringen ihn schließlich soweit, dass er eines seiner eigenen Gebäude zerstört, weil zweitklassige Schmarotzer entgegen der Abmachung seine Pläne verändert hatten. Bei alledem will er vor allem seine Selbstachtung und Integrität nicht opfern. Sie ist wichtiger als jede Art von Wohltätigkeit gegenüber anderen. Niemand, so meint er, dürfe für andere oder auf Kosten anderer Leben. Während Roarks Charakter in seiner Gradlinigkeit schon etwas gekünstelt wirkt, sind die Kontrahenten durchaus gelungen. Meist bedienen sie sich (im Gegensatz zum bekennenden Egoisten Roark) allerlei selbstloser und altruistischer Vorwände, um sich Vorteile zu erschleichen, zu betrügen und zu knechten.

Sie liefern in dem vorgelegten Roman ein gelungenes und detailgetreu erläutertes Sittenbild jener Zeit des Rooseveltschen "New Deal" - einer Zeit, in der auch in den Vereinigten Staaten von Amerika der Glaube der Gesellschaft an die all gegenwärtigen Staatsplanung für lange Zeit um sich griff. An diesem gesellschaftlichen Bild ist vieles zeitlos geblieben. Die Meinungsmanipulationen, mit denen die Feinde der Marktfreiheit auftreten, sind im Kern und mit der Intention ihrer Aussagen bis heute stets die gleichen geblieben. Das macht das jetzt vorgelegte Buch der Autorin Ayn Rand so aktuell.

Detmar Doering

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