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Wirtschaft: „Der Vorstand wollte aus den Schlagzeilen“

Gesamtbetriebsratschef Lutz Steinhardt: Kündigungsverzicht ist für uns ein großer Erfolg

Herr Steinhardt, wie schwierig waren die Verhandlungen für die Betriebsräte?

Die Verhandlungen waren sehr schwierig. Beim Abbau von Arbeitskapazitäten hat sich der Vorstand nicht bewegt. Er ist uns aber in zwei anderen Punkten, die für uns ebenfalls sehr wichtig waren, entgegengekommen, nämlich beim Standortkonzept und bei der Frage nach einer längeren Beschäftigungssicherung. Der ausgeweitete Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist für uns ein sehr großer Erfolg. Das Ziel ist jetzt, den Stellenabbau über freiwillige Lösungen zu erreichen.

Haben Ihnen die Milliardengewinne, die die Allianz in diesem Jahr einstreichen wird, die Verhandlungen erleichtert?

Ja, davon kann man ausgehen. Der öffentliche Druck und der Druck aus den Belegschaften auf den Vorstand waren enorm. Erstmals in der Allianz-Geschichte hatten wir Warnstreiks. Und allein in Köln sind 100 000 Unterschriften gegen den Stellenabbau gesammelt worden. Das hat Wirkung gezeigt. Dass der Standort Köln nicht zugemacht wird, war für uns ein Riesenerfolg. Der Vorstand hatte das Bedürfnis, endlich wieder aus den Schlagzeilen zu verschwinden. Das hat man gemerkt.

Wie viele Arbeitskapazitäten, also Vollzeitstellen, werden in Berlin abgebaut?

In Berlin werden in ganz erheblichem Maße Vollzeitstellen in der Sachbearbeitung gestrichen. Im Gegenzug werden Vollzeitstellen für das neue Posteingangszentrum in den Treptowers eingerichtet. Diese sehen aber unter Umständen schlechtere Konditionen, auf jeden Fall aber völlig andere Arbeitsinhalte vor. In diesem Kontext müssen die rund 120 Vollzeitstellen gesehen werden, die unterm Strich abgebaut werden.

Wird der Standort Berlin geschont?

Das kann man so nicht sagen. Zum einen müssen die Stellen im Posteingangszentrum bundesweit ausgeschrieben werden. Es bleibt also abzuwarten, ob es noch Bewerber aus anderen Standorten gibt. Außerdem will der Vorstand den Beschäftigten, die von einer Sachbearbeiterstelle in das Posteingangszentrum wechseln, erheblich weniger bezahlen. Dagegen muss sich der Betriebsrat wehren. Allerdings kann man sagen, dass Berlin von existenziellen Bedrohungen verschont geblieben ist.

Das Interview führte Heike Jahberg.

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