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Wirtschaft: Der Wettlauf um das Kapital wird härter

NEW YORK .Amerikas Wertpapierbörsen haben erkannt: Sie müssen sich auf die Herausforderung einer zunehmenden Kapitalnachfrage der Wirtschaft und den Ansturm der Anleger auf Aktien gleichermaßen einstellen.

NEW YORK .Amerikas Wertpapierbörsen haben erkannt: Sie müssen sich auf die Herausforderung einer zunehmenden Kapitalnachfrage der Wirtschaft und den Ansturm der Anleger auf Aktien gleichermaßen einstellen.Im Zeitalter moderner Informations-Technologien kommt es an den Finanzmärkten zudem auf Zuverlässigkeit und Schnelligkeit an.Bekanntlich ist Kapital scheu wie ein Reh.

Zielorte für international vagabundierende Gelder sind vor diesem Hintergrund vor allem Börsen, bei denen der politische, organisatorische, rechtliche und strukturelle Rahmen stimmt.Mit den politischen und wirtschaftlichen Fortschritten im vereinten Europa und dem gelungenen Debüt der Einheitswährung Euro hat sich Europa für den bislang eindeutig dominierenden Finanzplatz USA inzwischen zu einem echten Konkurrenten entwickelt.Mit der Bündelung ihrer Kräfte wollen die US-Börsen ihre Leitfunktion im globalen Finanzsystem daher behaupten und nach Möglichkeit weiter ausbauen.

Der Konzentrationsprozeß findet im Zusammenschluß der "The National Association of Securities Dealers Inc." (NASD) und der "American Stock Exchange" (Amex) zur "The Nasdaq-Amex Market Group" seinen Ausdruck.In dieses Bündnis soll später auch die Philadelphia Stock Exchange eingebunden werden.Die zwischen den beiden Börsen geschlossene Ehe ist insofern bemerkenswert, als die Nasdaq auf einer rein elektronischen Handels-Plattform ruht, während die Amex weiter nach dem Präsenzbörsen-Prinzip funktioniert.Sowohl die Amex als auch der ähnlich organisierte Weltmarktführer New York Stock Exchange (Nyse) haben ihre Auktionsbörsen-Handelssysteme durch massive Investitionen in modernste Elektronik sowie Computer- und Kommunikations-Technologien allerdings immer stärker an die Bedürfnisse internationaler Marktteilnehmer angepaßt.

Ziel des Zusammenschlusses von Nasdaq und Amex sei es, sowohl Anlegern als auch Emittenten einen verbilligten Zugang zur Börse zu bieten, betont Richard F.Syron, Vorstandschef der in einer Nische blühenden New Yorker Amex, in einem Gespräch mit dem Handelsblatt."Rein theoretisch sind Nasdaq und Amex Konkurrenten", gibt Syron zu.Im Konkurrenzkampf auf dem Gebiet des "going public" (Börsengänge) wollen die beiden Börsen durch die Aufstellung bestimmter Kriterien nach Wegen für die im Interesse des Emittenten liegende beste Lösung suchen.

"Die Amex wird als eigenständige Börse überleben", weist Syron auch auf die Vorteile des weltweit etablierten Markennamens hin.Man werde vorerst auch am erfolgreichen Handelssystem festhalten, dabei jedoch durch eine verstärkte Elektronisierung eine wesentlich höhere Effizienz zu erreichen versuchen, so Amex-Pressesprecher Dan Noonan."Das Börsenparkett wird wohl die nächsten zehn Jahre erhalten bleiben".

Hintergrund für die von NASD-Chairman Frank G.Zarb und Amex-Chef Richard Syron entwickelten Aktivitäten ist das Bestreben, die zusammenwachsende neue Börsen-Institution zu einem noch ernsteren Konkurrenten für die altehrwürdige New York Stock Exchange (Nyse) zu machen.Der Erfolg der konkurrierenden Nasdaq, die derzeitige Fusionitis im US-Börsenwesen und das Vordringen von Europas Börsen haben bei Nyse-Vorstandschef Richard A.Grasso jedoch Alarmglocken klingeln lassen.Die Expansion des Börsen-Primus konzentriert sich längst nicht mehr nur auf US-Emittenten.Grasso versucht, immer mehr ausländische Unternehmen von den Vorteilen eines Nyse-Listings zu überzeugen."In der ersten Jahreshälfte werden wir 30 neue Aktien von Unternehmen aus den Emerging Markets an der New York Stock Exchange einführen", so der Nyse-Chef.

UDO RETTBERG (HB)

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