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© DLR

Desertec: Deutschland will Strom aus der Wüste

Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Milliardenprojekt des Desertec-Konsortiums und verspricht Kreditbürgschaften.

Berlin - Die Bundesregierung hat den Konzernen, die hinter dem 400 Milliarden Euro schweren Energieprojekt Desertec stehen, finanzielle Unterstützung zugesagt und versprochen, Bauvorhaben mit Kreditbürgschaften abzusichern. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) am Montag nach einem Gespräch mit führenden Vertretern der Desertec-Initiative (DII) in Berlin mit. Zudem habe er eine „Task Force“ gegründet, die sich um die Koordinierung zwischen der Industrieinitiative und der Bundesregierung kümmern soll.

Diese Arbeitsgruppe soll laut Brüderle die an Desertec beteiligten Unternehmen im Rahmen der Exportförderung unterstützen und Hilfe bei Finanzierungsfragen bieten. Leiten soll sie Ministerialdirektor Detlef Dauke, Leiter der Abteilung Technologiepolitik in dem Ministerium. Brüderle selbst habe auch schon mit der Europäischen Investitionsbank Kontakt aufgenommen, die ihre Unterstützung zugesagt habe. Um konkrete Zahlen oder Teilprojekte zu nennen, die bald angeschoben werden, sei es aber noch zu früh, sagte der Minister. „Es geht nun zunächst darum, die Desertec-Pläne weiter zu konkretisieren und eine Umsetzungsstrategie für die nächsten Jahre zu entwickeln.“ Dies sollte bald erfolgen, um möglichst schnell die Erprobung von Referenzprojekten zu ermöglichen.

Bei Desertec geht es darum, im Norden Afrikas und im Nahen Osten viele solarthermische Kraftwerke und Windkraftanlagen zu bauen und miteinander zu vernetzen. Einige Konzerne, darunter Siemens, Eon und die Deutsche Bank, hatten im Juli vergangenen Jahres ihre Absicht bekundet, in den nächsten 40 Jahren rund 400 Milliarden Euro investieren zu wollen. Bis 2050 soll in der Wüstenregion so viel Strom produziert werden, dass man einen Teil davon auch übers Mittelmeer transportieren kann. Europa soll sich dann zu 15 Prozent mit Wüstenstrom versorgen, so das Konzept.

Brüderles Aussagen am Montag machten deutlich, dass noch viele Jahre vergehen dürften, bis Strom etwa von Algerien nach Italien über die Alpen nach Deutschland transportiert wird. Zunächst gehe es vor allem darum, dass sich die Region selbst mit Strom versorgt, sagte Brüderle. Das haben auch die Desertec-Gründer immer wieder betont. In der Diskussion war teilweise der Eindruck entstanden, dass die Sonnenländer in erster Linie Strom für Europa produzieren sollen. Dem ist nicht so. Dennoch treiben vor allem deutsche Konzerne das Projekt voran, da sie die Technologien bereitstellen und sich mit dem Projekt über Jahrzehnte hinweg Aufträge sichern. Die Zuversicht ist durch Brüderles Aussagen noch einmal gewachsen, da die Regierung offenbar bereit ist, mögliche Ausfälle in politisch instabilen Ländern zu tragen. Das bedeutete dann: sichere Rendite, Risiko gleich null.

Auch für Brüderle persönlich macht das Engagement Sinn, blieben er und sein Ministerium in energiepolitischen Fragen doch bisher weitgehend blass. Es war Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), der in den ersten Regierungsmonaten die energiepolitische Agenda bestimmt hatte: AKW-Laufzeiten und Solarförderung – Röttgen trieb die Debatte bei diesen sehr emotionalen Themen voran. Und zwar gar nicht im Sinne des wirtschaftsliberalen Atom-Freundes Brüderle. Mit seiner „Task Force Desertec“ könnte er nun ein großes Zukunftsprojekt an sich binden.

Brüderle unterstrich, dass das Desertec-Vorhaben auch in das Energiekonzept der Bundesregierung eingebunden werden müsse – das Kabinett will es im Herbst vorstellen. Auch auf EU-Ebene müsse sich die Initiative vernetzen. In der Sache habe es am Rande der Computermesse Cebit bereits deutsch-spanische Gespräche gegeben. Und Brüderle selbst habe sich auch schon in Brüssel bei dem neuen EU-Energiekommissar für Desertec starkgemacht. Der Kommissar spricht Deutsch – er heißt Günter Oettinger.

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