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Design von heutigen Smartphones auf der IFA sind geprägt vom ursprünglichen Entwurf des ersten iPhones.

© Stephanie Pilick/dpa

Design-Trends in Deutschland: Das Auge kauft mit

Design ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Kaufentscheidung. Auf der in der nächsten Woche beginnenden IFA können die neuesten Trends in der Elektronik-Branche besichtigt werden.

Seinen Nutzen trägt das Smartphone bereits im Namen. Ein Gerät, mit dem die Nutzer jederzeit und überall telefonieren und ins Internet gehen können – vorausgesetzt, sie haben Netz. Als Apple 2007 sein iPhone auf den Markt brachte, sagten Marktexperten der Neuheit mit dem berührungsempfindlichen Bildschirm keine glorreiche Zukunft voraus. Konkurrenten wie der damalige Marktführer Nokia belächelten die Idee und bauten weiter herkömmliche Handys. Im laufenden Jahr werden Verbraucher weltweit 1,5 Milliarden Smartphones kaufen. Nur die wenigsten werden von Nokia sein. Die Finnen haben ihre Sparte inzwischen an Microsoft verkauft, die Marke spielt aber keine Rolle mehr.

Internationale Funkausstellung beginnt in der nächsten Woche

Ganz egal, ob Smartphone oder Staubsauger, Waschmaschine oder Stabmixer: Design kann ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Produkte rund um Unterhaltung und Haushalt sein, wie sie in der kommenden Woche auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin zu sehen sein werden. Wie wichtig das Design für den Kauf eines Produkts tatsächlich ist, belegt eine aktuelle Studie der GfK in Nürnberg. Etwa ein Fünftel der Verbraucher hierzulande lässt sich demnach vor allem von Aussehen und Form eines Produktes maßgeblich beeinflussen. Einem ebenso großen Anteil der Käufer ist dieses Kriterium jedoch herzlich egal. Mit diesem durchwachsenen Bild sind die Deutschen im internationalen Vergleich regelrechte Designmuffel. Noch weniger Wert auf das Äußere eines technischen Geräts legen demnach nur noch die Schweden und die Belgier. Ganz anders sieht es in der Türkei, in Brasilien und Mexiko aus. Wer dort etwas verkaufen will, sollte in jedem Fall auf die Optik achten. Beinahe die Hälfte der Konsumenten kaufen dort ein Handy, eine Kamera oder ein Radio, weil es in ihren Augen mehr hermacht als die Konkurrenzprodukte.

Der Grund für Designmuffel: die 70er Jahre

Dass hiesige Konsumenten in der Masse nicht so sehr auf das Aussehen ihres neuen Staubsaugers achten oder sich gegen den Pürierstab im Porsche-Design entscheiden, ist für Experten durchaus nachvollziehbar. “Die Skepsis der Verbraucher hierzulande gegenüber Design liegt wohl in den 1980er Jahren begründet”, sagt Andrej Kupetz, Hauptschäftsführer des German Design Council. In der ausgeprägten Konsumgesellschaft Ende der 1970er hätten sich die Menschen klarer von der Masse abgrenzen wollen, erläutert der Chef des Rates, dem mehr als 200 designorientierte deutsche Unternehmen angehören. “Design spielte plötzlich eine Rolle.” Und das hübsche Äußere ließen sich die Firmen entsprechend bezahlen.
Für Fachleute beschränkt sich Produktdesign nicht auf das Aussehen. “Produktdesign besteht immer aus zwei Komponenten: aus der innovativen Idee - dem Nutzen - und aus der äußeren Form”, erläutert Alejandro Lecuna, Professor an der Design Akademie Berlin. Gutes Design löse immer ein bestehendes Problem des Konsumenten und schaffe nicht etwa neue, nur damit es besser aussehe. “Das iPhone beispielsweise war perfekt, weil es die Kommunikation der Menschen unterwegs verbessert hat”, führt Lecuna an. “Bei der Apple Watch hingegen bin ich nicht so sicher: Sie hat kein echtes Alleinstellungsmerkmal.”

"Einen Designklassiker kann man nicht planen"

Etwas Neues zu schaffen, etwas dass es klar von anderen Produkten unterscheidet, ist eine Voraussetzung für einen Designklassiker. Doch Erfolge wie der so genannte Schneewittchensarg von Braun, der Walkman von Sony oder eben das iPhone lassen sich nicht nach Belieben wiederholen. “Einen Designklassiker kann man nicht planen”, ist Design-Experte Kupetz überzeugt. Einige Faktoren seien jedoch die Grundvoraussetzung. “Die größte Triebfeder ist vielleicht: Man muss alles anders machen wollen, eine gewisse Radikalität an den Tag legen.” Mut zu langem Atem und auch ein wenig Glück gehörten ebenfalls dazu. “Viele Innovationen entstehen in der Tat mit Hilfe des Zufalls.” Ob die berühmte Musikanlage der Gebrüder Braun mit der ursprünglich geplanten Metallabdeckung ähnlichen Erfolg gehabt hätte wie mit dem Plexiglasdeckel, könne niemand sagen.

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