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Und sie drehen sich doch: Allen Warnungen vor sinkenden Vergütungssätzen zum Trotz, boomt die Windkraft in Deutschland - hier in Brandenburg - weiter.

© ZB

Deutsche Anlagenbauer: Windräder gehen super, Biogasanlagen gar nicht mehr

Die heimischen Windradhersteller können sich vor Aufträgen kaum retten. Ihre Kollegen von Solar und Biogas geraten dagegen immer tiefer in die Krise.

Berlin - Die Debatten rund um Strompreise und die Förderung von erneuerbaren Energien wirkt sich offenbar sehr unterschiedlich auf die einzelnen Marktsegmente aus: Den Solaranlagenbauern hierzulande geht es wegen sinkender Fördersätze und starker Konkurrenz aus Asien schon länger schlecht. Vergangenes Jahr mussten einige Insolvenz anmelden, selbst Marktführer Solarworld aus Bonn geriet erst Anfang der Woche wegen seiner Finanzlage unter Rechtfertigungsdruck, seine Aktie brach ein. Auch die Mehrheit der rund 70 Hersteller von Biogasanlagen steckt in einer tiefen Krise, wie ihr Verband am Mittwoch in Leipzig mitteilte. Den Windkraftanlagenbauern geht es, gemessen an den Umständen, dagegen blendend – auch und gerade wegen starker Verkäufe auf dem Heimatmarkt.

Mehr als 1000 neue Windkraftanlagen wurden im vergangenen Jahr hierzulande aufgestellt. In der Summe können diese – theoretisch – 2439 Megawatt Strom erzeugen, was unter besten Windbedingungen der Leistung zweier größerer Kern- oder Kohlekraftwerke entspricht. Insgesamt sind damit mehr als 31 000 Megawatt installiert, womit man an manchen Tagen bereits heute Deutschlands gesamten Bedarf decken kann. Damit seien im vergangenen Jahr rund 20 Prozent mehr Leistung ans Netz gegangen als im Vorjahr, teilte der Bundesverband Windenergie am Mittwoch in Berlin unter Berufung auf eine von ihm in Auftrag gegebene Erhebung mit.

Auf See gingen demnach im vergangenen Jahr 16 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 80 Megawatt neu ans Netz. In Nord- und Ostsee speisten damit nun 68 Anlagen Strom ein, erklärte der Verband. Das ist aber nur ein Bruchteil der Kapazitäten an Land und weniger als von der Bundesregierung erhofft. Sie hofft auf neue Modelle zur Netzanbindung.

Windenergie-Anlagen werden mittlerweile auch stark in Bundesländern ohne Küsten aufgestellt. Allerdings haben die Küstenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein ihre traditionellen Spitzenposition ausgebaut. In den beiden Ländern wurden demnach 289 Anlagen mit einer Leistung von 694 Megawatt gebaut. „Sehr gute Ausbauwerte“ gebe es aber auch in Rheinland-Pfalz und Bayern mit 181 neuen Anlagen, teilte der Verband mit. Schlusslicht der Flächenländer blieb Baden-Württemberg mit lediglich 19 Megawatt und neun Anlagen. Dort hatte sich die Branche angesichts einer von Grünen geführten Landesregierung stärkere Zuwächse versprochen. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg wurden 2012 keine neuen Windräder aufgestellt. Zugleich ändert sich die Kundenstruktur: „Wir verzeichnen seit einiger Zeit eine verstärkte Gründung von Energiegenossenschaften und Bürgerwindparks“, sagte Sylvia Pilarsky-Grosch, Vizepräsidentin des Bundesverbandes Windenergie.

Laut Thorsten Herdan, Geschäftsführer vom Anlagenbauerverbandes VDMA Power Systems, kann der Weltmarkt in diesem Jahr um bis zu zehn Prozent einbrechen. „Deutschland ist der Fels in der Brandung der Windindustrie in einem turbulenten Weltmarkt“. Der absehbare Einbruch des US-Marktes 2013 und die weitgehende Abschottung des schrumpfenden chinesischen Marktes würden die Hersteller zur Fokussierung auf die europäischen Kernmärkte zwingen, sagte Herdan. Wichtig sei eine zügige Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes, um Planungssicherheit zu schaffen.

Davon können die Kollegen von den Biogasanlagenbauern nur träumen. Von 2009 bis 2011 seien pro Jahr rund 1000 neue Biogasanlagen ans Netz gegangen, 2012 hätten sie nur 300 abgesetzt. Als Gründe nannte der Fachverband Biogas gestern hohe Preise für nachwachsende Rohstoffe und Akzeptanzprobleme.

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