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Wirtschaft: Deutsche Anleger wollen deutsche Werte

Eine Studie nimmt das Anlageempfinden unter die Lupe / Vertrautes kommt anVON BARBARA KUSSEL (HB)"Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht", sagt der Volksmund.Diesem Sprichwort folgend konzentrieren sich deutsche Anleger auf inländische Papiere.

Eine Studie nimmt das Anlageempfinden unter die Lupe / Vertrautes kommt anVON BARBARA KUSSEL (HB)

"Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht", sagt der Volksmund.Diesem Sprichwort folgend konzentrieren sich deutsche Anleger auf inländische Papiere.Rund 90 Prozent ihres Aktienvermögens haben sie in deutschen Werten angelegt.US-Amerikaner, Japaner und Briten verhalten sich kaum anders, hier sind es 96, 98 oder 88 Prozent.Wenn der Privatanleger ins Ausland geht, dann vor allem in die Nachbarländer, in die Niederlande, Schweiz oder nach Frankreich.Bis Singapur oder Kanada wagt sich kaum einer.Sogar die Portfolios von institutionellen Anlegern, von Versicherungen und Unternehmern, weisen diesen "Home Bias", die Konzentration des Aktienportfolios auf heimische Werte, auf. Rational ist dieses Anleger-Verhalten nicht, schließlich wäre es wegen der Risiko-Streuung geschickt, auch in Märkte zu investieren, die sich unabhängig vom deutschen entwickeln.Für diese Vorliebe der Aktienkäufer könnte man rechtliche Handelshemmnisse vermuten, doch solche Hürden sind weitgehend beseitigt.Höhere Bankprovisionen, Gebühren oder Quellensteuern dürften ebenfalls kaum die Ursache sein.Schließlich werden an deutschen Börsen immerhin rund 1300 ausländische Titel gehandelt, und deren Kauf ist kaum teurer als der deutscher Papiere.So muß das irrationale Verhalten der Anleger in ihrer Psyche liegen.Das vermutet auch die internationale Studie "Explaining the Home Bias" von Michael Kilka und Martin Weber. Die unterschiedliche Vertrautheit der Anleger zwischen heimischen und ausländischen Aktien könnte den Home Bias erklären, heißt es dort.Der Anleger glaubt, die Deutsche Bank besser zu kennen als die japanische Dai-Ichi Kangyo Bank, immerhin eine der größten der Welt.Dieses unterschiedliche Urteil über Kompetenz wirkt sich deutlich aus auf die subjektive Renditeerwartung und Risikoeinschätzung der Aktien - fanden die Wissenschaftler in der empirischen Studie heraus.Von ausländischen Aktien sei eine um 2 bis 4 Prozent geringere Rendite und ein um 10 Prozent höheres Risiko als von inländischen erwartet worden.Die unterschiedliche Vertrautheit mit in- und ausländischen Papieren beeinflusse die Vorlieben der Investoren - selbst dann, wenn Rendite und Risiko identisch eingeschätzt werden.Die Autoren folgern, daß Investoren vertraute Werte bevorzugen.Dem Privatanleger raten die Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Bankbetriebslehre der Universität Mannheim, diese subjektive Verzerrung bewußt zu korrigieren.Er soll demnach internationale Aktien kaufen, selbst wenn er sich unsicher fühlt.Anlageberater sollten ihre Kunden intensiver über internationale Aktien informieren.Offensichtlich mieden Investoren nur wenige Dinge mehr als das Gefühl von Unsicherheit und mangelnder Kompetenz.

BARBARA KUSSEL (HB)

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