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Wirtschaft: Deutsche Autobauer zittern um US-Markt

Die neuen Modelle für die Auto Show in Detroit sollen vor allem den Geschmack amerikanischer Verbraucher treffen

Detroit/Frankfurt (Main) (hz/HB/AP/dpa). Für die deutschen Autohersteller beginnt das neue Jahr gleich mit einem Paukenschlag. Eine gute Präsentation auf der ersten wichtigen Automesse dieses Jahres, der North American International Auto Show in Detroit, ist für die Hersteller Pflicht. Auch in diesem Jahr setzen die deutschen Konzerne nämlich darauf, ungeachtet der weltweiten Flaute im größten Automarkt der Welt weiter zulegen zu können. Das USGeschäft ist damit der Hoffnungsträger der deutschen Schlüsselbranche, denn die Aussichten für das Autojahr 2003 sind ansonsten düster.

Die Prognosen für das neue Jahr versprechen wenig Gutes. Der Präsident des Automobilverbandes VDA, Bernd Gottschalk, rechnet auf dem deutschen Markt mit erneut rund 3,24 Millionen Neuzulassungen und damit einem vierten schlechten Jahr in Folge. In den wichtigen Märkten Westeuropa und Nordamerika müssen sich die Autobauer sogar auf sinkende Verkaufszahlen einstellen. Gottschalk erwartet, dass der US-Automarkt in diesem Jahr mit 16,4 Millionen Fahrzeugen (Pkw und leichte Trucks) leicht unter dem Niveau des Vorjahres von 16,7 Millionen liegen wird.

Die Rabattschlacht geht weiter

Ungewiss ist, wie sich die Irak-Krise auf die Kauflust der Amerikaner auswirken wird. Und die heftigen Rabattschlachten der drei großen US-Hersteller, die die Gewinnmargen schmelzen ließen, dürften wohl weitergehen. Marktführer General Motors macht bislang jedenfalls keine Anstalten, davon abzurücken, so dass Ford und die Daimler-Tochter Chrysler wie bisher wohl oder übel folgen müssen. Das Lächeln der Manager auf den Ständen in Detroit wird hinter den Kulissen darum von Sorgenfalten verdrängt.

Die deutschen Hersteller reisen dennoch recht optimistisch in das Zentrum der US-Automobilindustrie. Die Manager der deutschen Autokonzerne setzen darauf, auch 2003 gegen den Trend in den USA wachsen zu können. Denn die meisten Autos „Made in Germany“ zählen zum gehobenen Segment. Und die verkaufen sich selbst bei einer schlechten Konjunktur gut. Bislang hat nur Porsche seit dem September deutliche Absatzrückgänge hinnehmen müssen, aber auch dort zeigte die Kurve zum Jahresende schon wieder leicht nach oben.

Und in den vergangenen Jahren waren die Deutschen in den USA sehr erfolgreich. Sie haben auf diesem hart umkämpften Pkw-Markt ihren Marktanteil seit 1990 auf inzwischen rund zehn Prozent mehr als verdreifacht. Im Luxussegment gelang es ihnen sogar, ihren Marktanteil in Nordamerika zu vervierfachen auf mittlerweile 32 Prozent, wie der VDA am Donnerstag in Frankfurt (Main) berichtete. Rund 17 Prozent des gesamten Pkw-Exportes aus Deutschland gehen in die Vereinigten Staaten.

Die meisten deutschen Hersteller hoffen, mit neuen, auf den US-Markt zugeschnittenen Modellen weiter der Flaute begegnen zu können. Noch nie hätten sie eine solche Fülle an neuen Modellen präsentiert, erklärte zum Beispiel Gottschalk vom VDA. Mit sportlichen Luxus-Geländewagen, Großraum-Limousinen sowie Crossover-Modellen, die eine Mischung aus Van, Kombi und Offroader bilden, wollen sie das Herz und die Brieftasche der amerikanischen Autofahrer erobern. Porsche fährt den Geländewagen Cayenne auf, der mehr als die Hälfte seiner Käufer in den USA finden soll. Volkswagen hält mit dem Pendant Touareg und der Oberklassen-Limousine Phaeton dagegen und BMW hofft mit seiner Studie für den neuen Geländewagen X3, der 2004 auf den Markt kommen soll, den Erfolg des X5 auf dem amerikanischen Markt zu wiederholen. Außerdem will BMW in Detroit den neuen Rolls-Royce vorstellen. Daimler-Chrysler hält mit seinem Luxusmodell Maybach, das zum ersten Mal auf einer US-Ausstellung gezeigt wird, dagegen.

Modelle werden amerikanisiert

Unübersehbar stellen sich die deutschen Hersteller dabei mit ihren Modellen immer stärker auf den amerikanischen Geschmack ein. Vorbei sind die Zeiten, als die US-Verkaufschefs erfolglos nach speziellen Modellen für den nordamerikanischen Markt riefen. Inzwischen überbieten sich die Konzerne mit Autos, die „Made for the USA“ sind. So stellt Mercedes-Benz eine neue Studie des GST (Grand Sports Tourer) in Detroit vor, eine Mischung aus Luxuslimousine, Van und Kombi, die klar den US-Markt im Auge hat. Der Wagen soll bereits ab Ende 2004 in den USA im Werk Tuscaloosa in ähnlicher Form produziert werden. Auch Audi will mit einem Crossover-Auto ab 2004 in den USA auf Kundenfang gehen. In Detroit geben die Ingolstädter einen Vorgeschmack auf den Sechssitzer, der wie ein Zwitter aus dem VW Touareg und der Kombi-Studie A8 Avantissimo wirkt.

Die Erwartungen der deutschen Hersteller an den US-Markt sind hoch. Mercedes-Chef Jürgen Hubbert will mittelfristig den Marktanteil der Stuttgarter, der derzeit zwischen einem und 1,5 Prozent liegt, in den Vereinigten Staaten verdoppeln. Audi-Chef Martin Winterkorn will den Absatz der neuen Luxuslimousine A8 in den USA sogar verdreifachen. Gerade Detroit, die Heimatstadt der amerikanischen Autoindustrie, bietet für die deutschen Hersteller darum einen wichtigen Stimmungstest.

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