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Deutsche Bahn: Bahn-Chef Grube baut Führung um

Als Folge der Datenaffäre solle es bis Ende Mai „strukturelle und personelle Veränderungen“ geben. Der neue Manager Rüdiger Grube verspricht "gnadenlose Aufklärung".

Die Deutsche Bahn steht vor einem umfangreichen Umbau ihrer Führungsebene. Als Folge der Datenaffäre solle es bis Ende Mai „strukturelle und personelle Veränderungen“ geben, sagte der neue Vorstandschef Rüdiger Grube am Mittwoch im Bundestags-Verkehrsausschuss. Er werde „gnadenlos aufräumen“, kündigte der Manager Teilnehmern zufolge an. Die Untersuchungen der Sonderermittler zur Datenaffäre hätten eine Fülle von Material ergeben. Namen von betroffenen Managern nannte Grube nicht. Er ist seit Anfang Mai im Amt. „Er muss jetzt Tabula Rasa machen. Wenn er jetzt nicht aufpasst, ist die Affäre in einem halben Jahr sein Problem, nicht mehr die von Hartmut Mehdorn“, hieß es in Kreisen des Aufsichtsrats.

Die Bahn hatte über Jahre ihre Mitarbeiter auf Korruption hin überprüft und den Kontakt ihrer Leute mit externen Kritikern überwachen lassen. Die Wirtschaftsprüfer von KPMG sowie die Ex-Minister Gerhart Baum und Herta Däubler-Gmelin wollen dem Aufsichtsrat kommende Woche einen Bericht über die Affäre vorlegen. Der Staatskonzern hatte auch Mitarbeiterdaten an Detekteien weitergegeben und Konten ausspähen lassen.

Als eine der Verantwortlichen wird Margret Suckale gehandelt, Personalvorstand bei der Transporttochter Mobility Logistics. Sie soll von den Aufträgen an Externe gewusst haben . Ihr Weggang ist beschlossene Sache, wie der Tagesspiegel aus Aufsichtsratskreisen erfuhr. Womöglich werde sie noch vor der Vorlage des Ermittler-Berichts gehen, hieß es.

Politiker und Gewerkschafter verdächtigen auch den Logistik-Vorstand Norbert Bensel – er war bis 2005 Personalvorstand. Otto Wiesheu (CSU), der Politik-Vorstand, hat nur einen Vertrag bis 2010 und wird womöglich früher abgelöst. Finanzchef Diethelm Sack, seit 1991 bei der Bahn, ist derzeit nur auf Probe im Amt. Und Norbert Hansen, Personalvorstand im Konzern, ist schwer erkrankt und wohl auf absehbare Zeit nicht einsetzbar.

Daneben geht es um eine Reihe von Managern aus der zweiten Reihe. Neben Jens Puls (Konzernsicherheit) und Josef Bähr (Revision) gerät nun auch Jürgen Illing in die Schusslinie, der die Abteilung Politische Beziehungen leitet. Wie der Tagesspiegel aus dem Konzern erfuhr, soll er die Maxime ausgegeben haben: „Der Gerhard muss weg.“ Gemeint ist Volker Gerhard, ehemals Referent bei Uwe Beckmeyer, dem verkehrspolitischen Sprecher der SPD. Illing habe angeordnet, die Kontakte von Bahn-Leuten zu Gerhard zu überwachen, etwa die E-Mails. Außerdem habe er die Ausforschung seiner eigenen Abteilung angeordnet.

Der Grünen-Verkehrspolitiker Anton Hofreiter berichtete, Illings Mitarbeiter hätten aus Angst vor Entdeckung zu „konspirativen Maßnahmen“ greifen müssen. Abgeordnete hätten mit ihnen nur per Handy telefoniert, sich in Kneipen oder Privatwohnungen mit ihnen getroffen oder über „aus Zahlen und Nummern bestehenden E-Mail-Adressen“ kommuniziert. „Ich erwarte, dass die dafür Verantwortlichen abgelöst werden“, verlangte Hofreiter. Carsten Brönstrup

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