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Deutsche Bahn: Ex-Minister Müller kontrolliert die Bahn

Der frühere Wirtschaftsminister Werner Müller ist neuer Aufsichtsratvorsitzender der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaften begrüßten die Wahl des parteilosen Managers.

Berlin (05.07.2005, 15:35 Uhr) - Der 59 Jahre alte Vorstandschef des Essener Energiekonzerns RAG wurde am Dienstag bei der konstituierenden Sitzung des Kontrollgremiums zum Nachfolger des nicht wieder angetretenen TUI-Chefs Michael Frenzel gewählt, wie der bundeseigene Konzern mitteilte. Die Gewerkschaften begrüßten die Wahl und verlangten «ein klares Bekenntnis» zum umstrittenen Verbleib des Netzes bei der Bahn.

Müller gehört dem Aufsichtsrat schon seit Ende 2004 als einfaches Mitglied an. Im Umfeld des Gremiums war die Hoffnung geäußert worden, als neuer Vorsitzender könne er auch für eine mögliche CDU-geführte Regierung akzeptabel sein. Die Opposition hatte die Entscheidung gut zwei Monate vor der angestrebten Wahl im September aber kritisiert. Der bisherige Chef-Kontrolleur Frenzel gilt als Kanzlervertrauter. Er hatte seinen Verzicht auf das Bahn-Amt erklärt, nachdem es wegen des Verkauf der TUI-Kesselwagentochter VTG nach Frankreich zu Krach gekommen war. Die Bahn war auch interessiert, ging aber leer aus.

Der Chef der Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, nannte die Wahl Müllers «eine solide Entscheidung». Angesichts der Debatte um eine Herauslösung des Gleisnetzes aus dem Bahnkonzern, herrsche unter den Beschäftigten aber Unruhe. Hansen wurde als Vize-Vorsitzender des Aufsichtsrats bestätigt. Neu in das Gremium gewählt wurden unter anderem Jürgen Krumnow (Mitglied des Beraterkreises der Deutschen Bank) und Jürgen Großmann (Geschäftsführer Georgsmarienhütte).

Im operativen Geschäft legte die Bahn seit Jahresbeginn zu. Bis Ende Mai habe das Betriebsergebnis bereits die Gewinnzone erreicht, nachdem im Vorjahreszeitraum noch Verlust angefallen war. Der Umsatz liege ebenfalls deutlich höher und habe die Zehn-Milliarden-Euro- Marke überschritten. Genauere Angaben wurden nicht gemacht. Bahnchef Hartmut Mehdorn sagte, die schwarzen Zahlen in den traditionell schwächeren ersten Monaten des Jahres belegten «die Stabilität unserer wirtschaftlichen Entwicklung». Für 2004 hatte die Bahn bei 24 Milliarden Euro Umsatz einen operativen Gewinn von 253 Millionen Euro ausgewiesen.

Mehdorn verwies allerdings auf kräftig steigende Kosten unter anderem für Energie, denen die Bahn gegensteuern müssen. Einen Beschluss für höhere Fahrpreise gebe es aber nicht, sagte ein Sprecher. In den nächsten Wochen will die Bahn zudem mit einem Partner ein gemeinsames Unternehmen zum Betrieb von Parkmöglichkeiten an 460 Bahnhöfen gründen. (tso)

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