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Wirtschaft: Deutsche Bahn kündigt Abbau von 40000 Stellen an

Vor allem Verwaltung betroffen Transnet: Plan ist „realitätsfremd“

London/Düsseldorf (and/zel/HB). Der Vorstandschef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, hat überraschend einen weiteren Stellenabbau angekündigt. Die Beschäftigtenzahl von 210000 Mitarbeitern könne um mehr als 40000 reduziert werden, sagte Mehdorn in London. In den vergangenen zehn Jahren hat die Bahn ihre Belegschaft von 380000 um 44 Prozent reduziert. „Aber wir sind nicht am Ende“, sagte Mehdorn. „Wir glauben, dass wir noch einmal 20 Prozent weniger Mitarbeiter haben können.“ Noch Mitte Mai hatte Mehdorn betont, dass ein Personalabbau für die Bahn kein Unternehmensziel sei.

Der Abbau werde wesentlich die Verwaltung treffen. „Das hängt davon ab, wie stark wir bereit sind, in neue Technologien zu investieren“, schränkte der Bahnchef gegenüber dem Handelsblatt ein. Es gebe für den Abbau keinen Zeitplan. Die Zahl sei aber Bestandteil interner Planungen. Bislang besteht zwischen Bahn und Gewerkschaften ein Beschäftigungsbündnis, das bis 2007 läuft und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.

Die EisenbahnerGewerkschaft Transnet reagierte überrascht auf Mehdorns Äußerungen. „Diese Zahl ist neu“, sagte Transnet-Sprecher Michael Klein. Aus der Mittelfristplanung der Bahn sei bislang nur bekannt gewesen, dass bis 2007 etwa 37000 Stellen gestrichen werden sollen. Wenn Mehdorn tatsächlich weitere Kürzungen vorlegen wolle, wäre das „völlig überzogen und realitätsfremd“. Es gebe kein Konzept, wie die Bahn einen solchen Stellenabbau bewältigen wolle.

Angesichts des geplanten Börsengangs will Mehdorn neben dem Stellenabbau auch in anderen Bereichen sparen. Dabei zeichnet sich vor allem mit den Bahnlieferanten Streit ab. Der Bahnchef erklärte, die Industrie müsse künftig neue Züge zum halben Preis anbieten. „Wir kaufen nur noch zu einem vernünftigen Preis, sonst bestellen wir anderswo“, drohte er vor allem dem bisherigen Hauptlieferanten Siemens. „Die Industrie muss erkennen, dass wir nicht an jedem Zug andere Griffe haben wollen.“ Zuletzt hatte der Konzern große Probleme mit technischen Pannen bei neu entwickelten Zügen.

Mehdorn räumt Verlustrisiken ein

Die Spar-Ankündigungen kamen nur einen Tag nach einem Bericht des Magazins „Capital“, wonach der Bahn 2003 ein Milliarden-Verlust droht. Mehdorn wies dies als „Unsinn“ zurück. Eine interne Risiko-Analyse soll laut dem Bericht das mögliche Minus in diesem Jahr auf 1,2 Milliarden Euro beziffern. Mehdorn: „Natürlich gibt es Risiken, aber das sind ja nicht gleich Verluste.“ Die Bahn sei verpflichtet, solch einen Bericht zu erstellen. Sollten zusätzliche, „sehr wahrscheinliche Belastungen“ – durch die Konjunktur, Betriebsstörungen oder Projektrisiken wie beim neuen Berliner Bahnknoten – eintreten, sei gar ein Verlust von 2,5 Milliarden Euro möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies eintritt, wird laut „Capital“ mit 70 Prozent beziffert.

„Wir werden unsere Planungen auf jeden Fall einhalten“, sagte Mehdorn. Dann werde die Bahn fit für die Börse sein. Den Zeitpunkt müsse aber der Eigentümer Bund festlegen. Bislang rechnet die Bahn für 2003 mit einem operativen Verlust von 220 Millionen Euro. Für 2004 ist ein Gewinn vorgesehen.

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