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Mehdorn

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Deutsche Bahn: Mehdorn freut sich auf die Börse

Der Chef der Bahn legt gute Halbjahreszahlen vor und sichert den potenziellen Anlegern Kontinuität zu. Für die soll es keine Überraschungen geben. Anders für die Kunden: Die Preise für Reisen im Fernverkehr werden angehoben - trotz der Konzern-Gewinne.

Wenige Wochen vor ihrer ersten Notierung an der Börse hat die Deutsche Bahn mit guten Geschäftszahlen für die Aktien des Unternehmens geworben. „Wir haben es in den ersten sechs Monaten erneut bewiesen: Unser Unternehmen ist reif für die Börse“, sagte Konzernchef Hartmut Mehdorn am Montag in Frankfurt am Main. In den kommenden Jahren werde es für die Anleger „keine Überraschungen“ geben. Auf die Kunden kommen allerdings Preiserhöhungen zu.

Zwischen Januar und Ende Juni nahm die Bahn, die noch zu hundert Prozent dem Bund gehört, 16,6 Milliarden Euro ein; das war, bereinigt um Unternehmenskäufe im Ausland, ein Plus von 4,6 Prozent. Der operative Gewinn (Ebit) stieg um 6,8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro, das war deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Dabei büßte eine der wichtigsten Gewinnsäulen, die Regionalverkehrssparte DB Regio, allerdings 3,6 Prozent ihres Gewinns ein. Auch beim Stadtverkehr mit Bussen und bei den Dienstleistungen gab es Rückgänge. Dagegen legte der Fernverkehr um fast 60 Prozent zu, die Bahnhöfe um knapp 26 Prozent.

Personen- und Güterverkehr bilden zusammen die Sparte DB Mobility Logistics (ML). Von ihr sollen im Herbst 24,9 Prozent an der Börse verkauft werden. Das Schienennetz bleibt vollständig in der Hand des Staates. Die Börsensparte habe „einen sehr guten Einstand“ hingelegt, sagte Mehdorn. Von den 16,6 Milliarden Euro Gesamtumsatz des Bahn-Konzerns kommen 15,6 Milliarden von der ML, von den 1,4 Milliarden Euro Gewinn 1,1 Milliarden. Im Gesamtjahr werde man beim Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres liegen, kündigte Mehdorn an. Allerdings gelte dies nur bei einer stabilen Konjunktur, schränkte Finanzvorstand Diethelm Sack ein. Die Finanzkrise und womöglich weitere Energieverteuerungen würden dämpfend wirken. 2007 hatte die Bahn 2,4 Milliarden Euro verdient und 31 Milliarden Euro umgesetzt.

Der Einstand an der Börse wird der größte Börsengang in diesem Jahr sein. Die Bahn ist das letzte Großunternehmen, das sich noch vollständig in der Hand des Bundes befindet. Genaue Angaben zur Höhe des ersten Aktienpreises sowie zum genauen Zeitpunkt des Börsengangs wollte Mehdorn nicht machen. Dies sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Man werde den Börsengang „zu ordentlichen Werten“ im Herbst hinbekommen. Aus Gesprächen mit der Bundesregierung wisse er, dass es hinsichtlich der Investoren keine Beschränkungen gebe. Analysten rechnen mit rund fünf Milliarden Euro Einnahmen, die Bahn ist etwas vorsichtiger.

Zur Diskussion um das künftige Angebot im Fernverkehr und eine mögliche Ausdünnung des IC-Netzes sagte Mehdorn, man fahre die Züge „nach Bedarf – wo viele Menschen fahren wollen, fahren wir auch“. Man habe nicht vor, das Netz auszudünnen oder Strecken stillzulegen. Es werde aber „in Details mal Weiterentwicklungen geben“.

Im Streit um die Sicherheit des ICE 3 erklärte der Konzernchef, dieser sei „uneingeschränkt sicher“ und überhaupt der beste Zug der Welt. Dies lasse man sich nicht durch eine „Einzelmeinung“ kaputt machen. Damit spielte Mehdorn auf den Streit mit der Schienen-Aufsichtsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA), an. Sie hatte nach dem Bruch an einer ICE-Achse im Juli die Bahn gezwungen, die Wartungsintervalle für die Achsen zu verkürzen, denn noch ist die Ursache des Unfalls unklar. Die Bahn fühlt sich drangsaliert und beschwerte sich bei Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), dem das EBA zugeordnet ist.

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