zum Hauptinhalt

Deutsche Bahn: Mehdorns Hamburger Traum geplatzt

Keine zwei Monate nach Bekanntwerden der Pläne für einen Einstieg des bundeseigenen Konzerns in Hafen und Hochbahn stellte die Hansestadt die Signale auf Rot.

Hamburg/Berlin - Der Hamburger Traum von Bahnchef Hartmut Mehdorn dauerte nur wenige Wochen - und am Ende platzte er schneller als gedacht. Dabei agierte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) so, wie ihn die Hamburger kennen: Mit freundlicher Miene lässt er Dinge zunächst treiben, um dann kurz entschlossen und hart zu handeln. Beim umstrittenen Milliarden-Deal, der Hamburg zur prestigeträchtigen Zentrale eines Großunternehmens verhelfen sollte, war der Punkt am Freitag erreicht: Schluss mit «Herumeiern», klare Kante und alle Schuld nach Berlin geben, lautete die Botschaft.

Das Vorspiel zum plötzlichen Ende hatte am Donnerstag begonnen. Unerwartet rasch und deutlich hatte die Bahn sich dazu bekannt, ihren Sitz in Berlin zu belassen. Und auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ließ sich von Mehdorn eigens noch einmal bestätigen, dass ein Umzug der Zentrale nicht zu Debatte stehe. Weiter geprüft werden sollte die Verlagerung «zentraler Funktionen». Dabei hatte der Hamburger Senat stets auf ein weitgehendes Koppelgeschäft gepocht: Die Bahn bekommt schrittweise die Mehrheit an den beiden lukrativen Landesunternehmen und verlegt im Gegenzug die Zentrale nach Hamburg.

Tatsächlich dienten die allgemeinen Erklärungen aus Berlin dem Hamburger Senat nun als willkommener Anlass, um einen glatten Ausstieg aus dem Projekt zu finden. Denn seit die Pläne Ende November erstmals öffentlich bekannt wurden, hatte sich auch in der Stadt eine breite Widerstandsfront gebildet, die von Beust so nicht erwartet hatte. Nicht nur «übliche Verdächtige» wie die Gewerkschaft Verdi und die Oppositionsparteien attackierten den Bürgermeister, sondern ebenso frühere Hafenmanager, der populäre Ex-Bürgermeister Henning Voscherau oder der Chef des Logistik-Konzerns Kühne & Nagel.

Selbst die ihm gewogene Handelskammer rückte vorsichtig vom Bürgermeister ab. Hauptkritikpunkt in Hamburg: Die geplante Mehrheitsbeteiligung der Bahn an dem Hafenbetrieb HHLA und dem Nahverkehrsunternehmen HHA diene nicht den Interessen der Stadt. Damit war der Senat in eine Auseinandersetzung an zwei Fronten geraten, die er nicht gewinnen konnte. Denn in Berlin fand der zweite Baustein des Plans, die Verlagerung der Bahn-Zentrale nach Hamburg, keine Unterstützer. Auch der gute Draht, den von Beust zu Kanzlerin Angela Merkel pflegt, nützte nichts. Aus strukturpolitischen Gründen, so die Bundesregierung, müsse die Bahn-Zentrale in Berlin bleiben.

Mehdorn hatte dennoch für die gemeinsame Vision gerungen - und sich zunächst Rückendeckung erkämpft. Nach dem Abbruch der Gespräche hüllten sich die Manager im Berliner Bahntower erst einmal öffentlich in Schweigen. Für Mehdorn war es aber ein Schlag ins Kontor. Noch am Vortag hatten beide Seiten betont, die Gespräche würden «in Ruhe» und «vertrauensvoll» zu Ende geführt. Und erst ganz am Ende - wohl nicht vor März - wollte der Aufsichtsrat über ein Paket samt möglichen Umzugsfragen entscheiden. Doch zu stark waren in den vergangenen Wochen auch Widerstände hinter den politischen Kulissen geworden.

Mehdorns ehrgeizige Zukunftspläne haben mit dem Scheitern in Hamburg jedenfalls einen Dämpfer erhalten. Denn den Wandel vom Schienenverkehrsanbieter zum weltweit tätigen Logistikriesen will der Bahnchef eigentlich mit großen Schritten vorantreiben. Doch während der Kauf des US-Transporteurs Bax Global für fast eine Milliarde Euro reibungslos besiegelt wurde, stößt die Bahn jetzt ausgerechnet in der Heimat auf Granit. Dass die Chance in Hamburg vorerst passé sind, könnte sich sogar noch als weitaus schmerzlicher erweisen. Denn dass sich um Hafen und Hochbahn «auch andere bewerben», ist Mehdorn klar. Viel hängt davon ab, wer nun zum Zuge kommen könnte. (Von Eckart Gienke und Sascha Meyer, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false