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Deutsche Bahn: Neue Spitze, alte Pläne

Der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube knüpft Kontakte zur russischen Bahn - sein Vorgänger und Kumpel Hartmut Mehdorn öffnet ihm Türen.

MOSKAU - Die Deutsche Bahn strebt eine engere Zusammenarbeit mit der russischen Staatsbahn RZD an. Der neue BahnVorstandschef Rüdiger Grube hielt sich am Donnerstag zu Gesprächen mit der russischen Seite in Moskau auf. Grube sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gebe eine „Reihe von Ideen“ für einen Ausbau der Zusammenarbeit. Als Beispiel nannte er das Frachtgeschäft von China über Russland nach Europa. Auf Spekulationen, wonach zwischen beiden Bahnen eine Überkreuzbeteiligung möglich wäre, ging er nicht näher ein. Bei dem Besuch wurde Grube von Vorgänger Hartmut Mehdorn begleitet.

Auf dem Programm stand auch ein Treffen mit dem Präsidenten der russischen Staatsbahn, Wladimir Jakunin. Der russische Bahn-Chef hatte zu Beginn der Woche erneut sein Interesse an einer Beteiligung bei der Deutschen Bahn deutlich gemacht. Ursprünglich wollte die RZD bei dem im Herbst verschobenen Börsengang der Deutschen Bahn rund fünf Prozent der Anteile übernehmen.

Am Donnerstag sprach sich Jakunin für einen Austausch von Unternehmensanteilen zwischen beiden Bahnen aus. „Ob wir in dieser Form bei der Deutschen Bahn einsteigen werden, ist aber noch unklar. In jedem Fall wird das Problem von den Regierungen beider Länder als Bahn-Eigentümer gelöst“, sagte der RZD-Chef. Aus seiner Sicht könnten beide Seiten profitieren. Einen neuen Anlauf für einen Börsengang will die Bahn Grube zufolge machen, sobald sich die Lage auf den Finanzmärkten beruhigt hat. Allerdings hat sich die SPD bereits darauf festgelegt, in der kommenden Wahlperiode keinen Börsengang anzustreben.    

Der russische Eisenbahnmarkt gilt als der größte Europas. Auf dem 85 000 Kilometer langen Schienennetz werden jährlich 1,3 Milliarden Fahrgäste und 1,3 Milliarden Tonnen Fracht befördert. Die RZD steckt aber in finanziellen Schwierigkeiten. Bis zum Jahresende wird sie nach eigenen Angaben einen Schuldenberg von 7,2 Milliarden Euro anhäufen. Noch 2009 will die Staatsbahn Jakunin zufolge Anleihen im Wert von 150 Milliarden Rubel (3,5 Milliarden Euro) platzieren und Kredite russischer Banken aufnehmen, um einen Teil der Schulden zu begleichen. Wegen der Wirtschaftskrise musste die Bahn rund 250 000 Beschäftigte in unbezahlten Urlaub schicken. Die RZD als Russlands größter Arbeitgeber hatte bislang 1,2 Millionen Beschäftigte.

Überraschend ist, dass Mehdorn seinen Nachfolger Grube begleitet. Sein Amt als Vorstandschef hatte er Ende April nach der Datenaffäre aufgegeben, allerdings immer betont, Grube beratend zur Seite stehen zu wollen. Mehdorn hatte nach seinem Ausscheiden 4,9 Millionen Euro aus seinem Vertrag erhalten, der noch bis Mitte 2011 gelaufen wäre. Eine Kooperation mit der RZD war ihm immer ein wichtiges Anliegen gewesen. (dpa/brö)

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