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Wirtschaft: Deutsche Bahn: Preisreform drückt Umsatz

Die Deutsche Bahn rechnet durch die Einführung ihres neuen Preissystems im Herbst 2002 zunächst mit Umsatzeinbußen in Höhe von rund 150 Millionen Mark im Fernverkehr. In den Folgejahren ab 2004 sollen die Tarifsenkungen auf breiter Front aber für mehr Passagiere in den Zügen und damit für jährliche Mehreinnahmen von drei bis fünf Prozent sorgen, wie der Tagesspiegel erfuhr.

Die Deutsche Bahn rechnet durch die Einführung ihres neuen Preissystems im Herbst 2002 zunächst mit Umsatzeinbußen in Höhe von rund 150 Millionen Mark im Fernverkehr. In den Folgejahren ab 2004 sollen die Tarifsenkungen auf breiter Front aber für mehr Passagiere in den Zügen und damit für jährliche Mehreinnahmen von drei bis fünf Prozent sorgen, wie der Tagesspiegel erfuhr. Das wäre ein Umsatzanstieg auf rund 6,3 bis 6,5 Milliarden Mark. Allerdings sei es schwierig abzuschätzen, wie sich die Einnahmen entwickeln werden, da es kaum Vorbilder für solche Preisumstellungen gebe. Die Zielmarken der Bahn seien aber "sehr ehrgeizig", hieß es am Donnerstag aus Bahnkreisen.

Grund der Mindereinnahmen ist neben der Preissenkung die Umstellung der Bahncard. Bislang konnten Bahnkunden den Fahrpreis damit um 50 Prozent drücken, in Zukunft sollen es mit den neuen Preisen nur noch 25 Prozent sein. Wer sich kurz vor der Reform eine Bahncard kauft, erhält mit dieser noch maximal 13 Monate lang den alten Rabatt - allerdings nur auf den Grundfahrpreis, nicht auf mögliche Frühbucher-Rabatte. Ende 2003 wird sich dieser Effekt nicht mehr auf die Einnahmen auswirken. Ab dann müsse das Preissystem Mehreinnahmen bringen, um die dafür erforderlichen Investitionen - rund 200 Millionen Mark - wieder zu verdienen, hieß es.

Damit die neuen Tarife mehr Umsatz bringen, will die Bahn mehr Vertriebskanäle nutzen, ihr Verkaufssystem aber zugleich straffen. Rund 15 Prozent des Umsatzes wendet die Bahn derzeit für den Vertrieb auf - "das ist eindeutig zu viel", findet Jürgen Buchy, Vertriebsleiter und Vize-Vorstand im Bereich Personenverkehr. Deshalb plant das Unternehmen die Schließung von Schaltern, die nicht genügend Umsatz bringen. "Die Mindestmarke liegt bei rund einer Million Mark, je nach Art und Lage des Bahnhofs", sagte Hans-G. Koch, Marketingvorstand des Bahn-Personenverkehrs, dem Tagesspiegel.

Ein Stellenabbau im großen Stil sei aber in den Reisezentren nicht geplant. Statt am Schalter sollen die Kunden die Fahrscheine aber auch in so genannten DB-Agenturen kaufen, die auch Lebensmittel und Reisebedarf anbieten. Über ein Franchise-System sollen bis Ende dieses Jahres deutschlandweit rund 100 dieser so genannten DB Service-Stores eröffnet werden. Daneben kämen für den Verkauf auch Einzelhändler in Frage. Fahrschein-Automaten seien auch in verkehrsarmen Bahnhöfen "immer nur die letzte Lösung", schränkte Koch ein.

Verstärken will die Deutsche Bahn den Vertrieb über andere Kanäle. Bislang werden 70 Prozent der Tickets im Bahnhof, 25 Prozent im Reisebüro und nur fünf Prozent über Call-Center und das Internet gekauft - dort fallen jedoch die geringsten Vertriebskosten an. Deshalb soll das Angebot Surf & Rail, mit dem Fahrscheine im Internet gekauft werden können, ausgebaut werden, sagte Bahn-Marketingchef Koch. Derzeit werde maximal einer von hundert Fahrscheinen im Netz verkauft - in fünf Jahren sollen es 20 sein. Allerdings müsse die Bahn das System erst noch vereinfachen. Surf & Rail-Fahrscheine druckt der Bahn-Kunde derzeit noch auf seinem Computer zuhause aus - "da ist die Überprüfung der Tickets in den Zügen sehr aufwändig", sagte Marketingchef Koch. Noch in der Entwicklung befindet sich das elektronische Ticket nach dem Vorbild der Fluggesellschaften. Das sollen die Bahnfahrer bald per Telefon oder Internet bestellen und dann im Bahnhof ausdrucken können.

brö

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