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Die Bahn stellt ein. Der Konzern hat im ersten Halbjahr nach Angaben von Bahnchef Grube 5500 neue Mitarbeiter eingestellt und rund 1100 Azubis übernommen. Ab dem 1. September sollen weitere 4100 junge Menschen ihre Ausbildung im Konzern beginnen.

© dpa

Deutsche Bahn: Pünktlich und profitabel

Im ersten Halbjahr ging es der Bahn noch glänzend. Fahrgastzahlen, Gewinn und Umsatz sind gestiegen. Doch die Wirtschaftsflaute ist schon zu spüren.

„Das Wetter ist schön, die Zahlen sind gut.“ Mit einem launigen Satz leitete Richard Lutz, der Finanzchef der Deutschen Bahn, am Donnerstag seinen Halbjahresbericht ein. Und er versprach nicht zu viel: Dem Staatskonzern Bahn ist es in den ersten sechs Monaten des Jahres gut gegangen. Eine Milliarde Menschen hat das Unternehmen transportiert, so viele wie nie in einem halben Jahr. Der Umsatz ist in sechs Monaten auf einen Rekordwert von 19,5 Milliarden Euro gestiegen. Die Bahn war nie pünktlicher und die Kunden sind offenbar zufriedener als in der Vergangenheit.

Auch Bahn-Chef Rüdiger Grube mochte diesen positiven Eindruck nicht trüben: Viel bewegt habe man in den ersten sechs Monaten, sagte er. „Wir sehen, dass wir mit interessanten Angeboten die Menschen zum Umstieg vom Auto auf den Zug bewegen können.“ Die Bahn habe gut daran getan, sich auf ihr „Brot-und- Buttergeschäft“ zu konzentrieren, also das staatlich subventionierte Schienennetz – hier stieg der Gewinn um rund die Hälfte auf 400 Millionen Euro – und den Personenverkehr. Der Fernverkehr, also IC- und ICE-Verbindungen, konnte den Gewinn auf rund 200 Millionen Euro mehr als vervierfachen. „Wir haben der Konjunktur sozusagen die Zunge rausgestreckt“, sagte Finanzvorstand Lutz. Dabei erzielte die Bahn einen Betriebsgewinn von 1,3 Milliarden Euro (plus 16,6 Prozent). „Wenn der Himmel uns nicht auf den Kopf fällt, werden wir auch im zweiten Halbjahr Rekordzahlen präsentieren“, sagte Lutz.

An dieser Stelle allerdings bestehen einige Zweifel. Denn auch die Bahn bekommt die weltweite Wirtschaftsflaute bereits zu spüren. Der Güterverkehr- Transport war im ersten Halbjahr schon deutlich rückläufig und der Ausblick ist mehr als unsicher. Vor allem in der Stahlindustrie und beim kombinierten Verkehr (auf Schiene, Wasser und Straße) hat die Transportnachfrage nachgelassen. Deshalb hat die Bahn ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr um eine Milliarde Euro auf 39 Milliarden Euro gesenkt. „Wir blicken mit großer Konzentration auf die nächsten Monate“, sagte Grube. Mit „gedämpft optimistisch“ beschrieb er die aktuelle Einschätzung der Lage. „Wir spüren, dass sich weltweit, aber auch in Deutschland das gesamtwirtschaftliche Klima verschlechtert.“

Eine unmittelbare Auswirkung der Schuldenkrise spürt der Staatskonzern bei seinem Rating: Weil Moody’s den Kreditausblick Deutschlands negativ gestellt hatte, wurde auch die Bahn wegen ihres Eigentümers heruntergestuft. Doch der Konzern profitiert auch: Weil die Zinsen aktuell extrem niedrig sind, kann sich das Unternehmen günstig am Markt refinanzieren. Auf rund zwei Milliarden Euro bezifferte Richard Lutz das Volumen, das die Bahn im laufenden Jahr am Markt aufnehmen wolle. Derzeit liegt die Nettoverschuldung bei rund 17 Milliarden Euro. Erst wenn daraus weniger als 15 Milliarden Euro geworden sind, will die Bahn auch wieder durch Zukäufe expandieren, wie Bahn-Chef Grube sagte. In ihrem im Frühjahr beschlossenen Strategieprogramm „DB 2020“ hat sich die Bahn einen Umsatz von 70 Milliarden Euro bis 2020 vorgenommen. Davon sollen zehn Milliarden Euro durch Zukäufe kommen.

„Für alle Fälle gut gerüstet“ sei die Bahn, sagte Rüdiger Grube am Donnerstag. Gefragt, ob dies auch für mögliche Wetterkapriolen im verkehrsreichen Herbst und Winter gelte, antwortete Technik-Vorstand Volker Kefer: „Es ist nicht ganz leicht, im Sommer schon für den Winter zu planen“. Bisher lief 2012 alles glatt: Die Pünktlichkeit der Bahn im Personenverkehr (Nah- und Fernverkehr) lag in der ersten Jahreshälfte durchgängig über der Quote von 93 Prozent aus dem Vorjahr.

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