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Wirtschaft: Deutsche Bahn räumt Fehler ein

Mehdorn gelobt bessere Qualität und einfachere Preise

Berlin (brö). Hartmut Mehdorn, der Chef der Deutschen Bahn, hat am Mittwoch sein Bedauern über die Pannen und Qualitätsprobleme des Konzerns ausgedrückt und den Kunden „so schnell wie möglich“ einfachere Preise, höhere Pünktlichkeit und besseren Service versprochen. Zugleich berichtete er von tiefroten Zahlen im ersten Quartal dieses Jahres. An seiner Gewinn und Umsatzplanung will der Konzern aber festhalten, ebenso am Börsengang.

„Wir sind kein Krisenfall“, rief Mehdorn auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Zugleich räumte er ein, dass die Bahn nicht so funktioniere, wie er sich das vorstelle. Schuld an den jüngsten Problemen und am Umsatzeinbruch sei nicht nur das umstrittene Preissystem, sondern auch schlechtes Wetter, das Elbe-Hochwasser, unzuverlässige neue Züge, Konkurrenz durch Billigflieger und die Konjunkturkrise. Mehdorn: „Arbeitslose kaufen keine Monatskarten.“ Rücktrittsforderungen wies der Bahnchef zurück.

Im vergangenen Jahr hatte die Bahn nach Zinsen ein Minus von 493 Millionen Euro eingefahren. Geplant war ein Verlust von 550 Millionen Euro. Der Umsatz lag – ohne den zugekauften Logistikkonzern Stinnes – bei 15,77 Milliarden Euro. In den ersten Monaten dieses Jahres lief das Geschäft schlechter: Bei 185 Millionen Euro lag das Minus ohne Stinnes, inklusive betrug es 120 Millionen Euro. Vor allem der Fernverkehr rutschte in die Krise, hier ging der Umsatz um 13,5 Prozent zurück. Dieser Bereich mache aber nur ein Zehntel vom Gesamtgeschäft aus, beschwichtigte Mehdorn. Insgesamt stieg der Umsatz bis Ende März um 0,7 Prozent auf 3,79 Milliarden Euro. Damit stehe die Bahn besser da als andere Firmen der Reisebranche.

Mehdorn verteidigte das neue Preissystem gegen Kritik. Es sei besser als die alte Tarifstruktur, die bis Dezember 2002 gegolten hatte. Allerdings hätten die neuen Fahrscheine „Akzeptanzprobleme“. Nun soll es schnellstmöglich mit Hilfe externer Experten in den Punkten Kundenfreundlichkeit und Vermittelbarkeit geändert werden. Es werde „starke Vereinfachungen“ geben, sagte Mehdorn. „Das ist ein lebendiges System, das wird sich immer weiterentwickeln.“ Tagesspiegel-Informationen zufolge prüft die Bahn Preissenkungen auf einigen Strecken ab dem 15. Juni. Die alte Bahncard mit 50 Prozent Ermäßigung wird Mehdorn zufolge aber nicht wieder eingeführt. Stattdessen sollten die Rabatte der Bahncard 25 bundesweit auch im Nahverkehr gelten.

Wann die Verbesserungen umgesetzt werden, sagte die Bahn nicht. Bereits in den vergangenen Tagen hatte sie begonnen, das System nachzubessern und die Stornogebühr für Frühbucher-Tickets von maximal 45 Euro auf 15 Euro gesenkt. Der Streit über das Preissystem hatte zuvor zum Rauswurf der Manager Christoph Franz und Hans-Gustav Koch geführt. Nachfolger von Franz, der die Sparte Personenverkehr geführt hatte, wird der bisherige Technik-Chef Karl-Friedrich Rausch.

Die Bahn glaubt, in diesem Jahr ihr Minus reduzieren zu können. Zielzahlen wollten Mehdorn und Finanzvorstand Diethelm Sack wegen der Wirtschaftslage nicht ausgeben. Bislang hatte die Mittelfristplanung für 2003 ein Minus von 220 Millionen Euro vorgesehen und für 2004 ein Plus von 390 Millionen Euro. Die Kapitalmarktfähigkeit für 2005 ist laut Mehdorn „kein Dogma, aber ein Ziel“.

Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) stützte den Bahnchef. „Mehdorn wird gebraucht“, sagte er. Der Manager habe dazu beigetragen, dass der Konzern „im Großen und Ganzen“ gut vorangekommen sei. Vor einem Börsengang müsse er laut Stolpe „dicke schwarze Zahlen schreiben“. Die Eisenbahn-Gewerkschaft Transnet verlangte von der Bahn-Führung einen „Service-Aufbruch“ und den Verzicht auf einen weiteren Stellenabbau in den nächsten Jahren.

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