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Deutsche Bahn: SPD: "Herr Mehdorn ist nicht länger tragbar"

Kaum war der Tarifkompromiss mit den Lokführern gefunden, preschte Bahnchef Hartmut Mehdorn mit einer Brandrede nach vorn und kündigte Stellenstreichungen und Preiserhöhungen an. Jetzt wird die Forderung aus der SPD laut, Mehdorn solle zurücktreten.

"Herr Mehdorn ist nicht länger tragbar. Eigentlich müsste er selbst Konsequenzen ziehen", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth dem Tagesspiegel. Aufsichtsrat und Vorstand des Unternehmens müssten nun "selbstkritisch mit sich ins Gericht gehen" und nach einer zukunftsfähigen Führung suchen. Der 37-jährige Parlamentarier, seit knapp zehn Jahren im Bundestag, ist im Schattenkabinett von Andrea Ypsilanti, der SPD-Herausfordererin im hessischen Wahlkampf, für Verkehr zuständig.

Roth sagte, der Bahn-Chef stoße mit seinen Äußerungen den Bund als Eigentümer ebenso vor den Kopf wie die Gewerkschaften. "Mehdorn erzeugt nur noch Gegnerschaft. Ich kann nur den Kopf schütteln, wie er sich selbst in die Bredouille bringt. Im ersten Moment habe ich gedacht, er ist verrückt." Seine Äußerungen seien weder strategisch noch taktisch oder inhaltlich nachvollziehbar, denn er habe der von ihm kritisierten Tarifeinigung selbst zugestimmt. "Die Kunden und die Mitarbeiter sollen jetzt die Zeche für etwas zahlen, das Herr Mehdorn selbst verantworten muss. Zu einem Tarifvertrag gehören immer zwei."

Roth, der wie Ypsilanti die geplante Privatisierung der Bahn ablehnt, unterstrich, dass dies nicht der Grund für seine Kritik an Mehdorn sei. "Ich halte ihn unabhängig vom Börsengang, den wir ablehnen, nicht für den richtigen Mann an der richtigen Stelle."

Auch Berliner Senat kritisiert Mehdorn

Mehdorns Ankündigung stößt auch beim Senat von Berlin auf Missfallen. Wirtschaftsenator Harald Wolf (Linke) sagte dem Tagesspiegel, Sinn eines Verkehrsunternehmens wie der Deutschen Bahn seien "guter Service und gute Leistung", nicht die Erhöhung der Rendite für einen Börsengang. "Die Äußerungen von Herrn Mehdorn sind nicht nachvollziehbar und auch nicht akzeptabel." In Berlin hat der Konzern seinen Sitz und beschäftigt knapp 20.000 Mitarbeiter. (Tsp)

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