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Deutsche Bahn: Transnet stellt Börsengang infrage

Die Bahn-Gewerkschaft Transnet nennt neue Bedingungen für einen Börsengang der Bahn: Sie fordert zusätzlich fünf Milliarden Euro mittelfristig vom Bund.

Der designierte Vorsitzende der Gewerkschaft Transnet, Alexander Kirchner, knüpft neue Bedingungen an die Zustimmung zum Börsengang der Deutschen Bahn. Die Schiene brauche mittelfristig fünf Milliarden Euro zusätzlich, sagte er an die Adresse der Politik. Die zentrale Frage sei, wie das System Schiene die Investitionsmittel bekomme, die es für die Zukunft benötige. "Solange wir keine Antwort auf diese Frage bekommen, werden wir zu nichts eine Zustimmung geben", sagte Kirchner bei der Eröffnung des Transnet-Gewerkschaftstages am Sonntag in Berlin. Derzeit steckt der Bund knapp vier Milliarden Euro pro Jahr in die Eisenbahn. Zugleich lehnte Kirchner die "Zerschlagung" des Konzerns, also die Trennung von Netz und Betrieb, ab. Man werde "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" verhindern, dass es dazu komme. Der Börsengang ist wegen der Finanzkrise derzeit auf unbestimmte Zeit verschoben.

Kirchner kritisierte den Bahn-Vorstand mit Blick auf die im Januar anstehende Tarifauseinandersetzung. "Die Eisenbahner nehmen Sie nicht mehr ernst", rief er der Spitze des Staatsunternehmens zu. Zwar habe das Management für das kommende Jahr bei seinen Gehältern eine Nullrunde angekündigt. Noch vor kurzem habe es aber gute Konzernzahlen präsentiert, deshalb habe die Transnet eine Lohnerhöhung um zehn Prozent gefordert. Das Management verliere an Rückhalt in der Belegschaft, befand Kirchner.

Ex-Chef Hansen erntet Pfiffe und Buhrufe

Der Gewerkschaftstag ist in mehrfacher Hinsicht brisant. Vergangene Woche hatte der Transnet-Vorsitzende Lothar Krauß, der erst im Mai das Amt übernommen hatte, auf eine erneute Kandidatur verzichtet und die Transnet vor einer Spaltung gewarnt. Er war gewerkschaftsintern in die Kritik geraten, nachdem er die Bonuszahlungen für den Bahn-Vorstand im Rahmen des Börsengangs als Aufsichtsrat genehmigt hatte. Seiner Gewerkschaft hatte er aber nichts davon gesagt, den Beschluss später sogar kritisiert. Am Sonntag schwieg Krauß dazu. Kirchner, bislang Vizechef, soll am Montag zu seinem Nachfolger gewählt werden.

Heikel war zudem die Teilnahme des Ex-Transnet-Chefs Norbert Hansen am Gewerkschaftstag. Er war im Mai in den Vorstand der Bahn gewechselt - seitdem werfen ihm vor allem Kritiker des Börsengangs vor, als Gewerkschafter das Vorhaben auch aus eigennützigen Zielen unterstützt zu haben. Mit seinem Wechsel ist ein heftiger Streit über die Zustimmung der Transnet zum Börsengang entbrannt. Die 300 Delegierten begrüßten Hansen am Sonntag mit lauten Pfiffen und Buhrufen. Auch Kirchner ging auf Distanz. Das Jahr 2008 sei nicht leicht für die Gewerkschaft gewesen. "Die Transnet ist nicht der Erfüllungsgehilfe des Bahnvorstands", befand er zudem.

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