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Wirtschaft: Deutsche Bahn und Arcor: Der Streit eskaliert

Die Deutsche Bahn AG wehrt sich gegen Vorwürfe, sie würde die Börsenpläne der Telekomgesellschaft Mannesmann Arcor blockieren und damit die Existenz der mehrheitlichen Vodafone-Tochter gefährden. Auf entsprechende Vorwürfe des Gesamtbetriebsrats des Unternehmens, an dem die Bahn zu 18 Prozent beteiligt ist, reagierte Bahnchef Hartmut Mehdorn in einem Brief an Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier in ungewöhnlich scharfer Form.

Die Deutsche Bahn AG wehrt sich gegen Vorwürfe, sie würde die Börsenpläne der Telekomgesellschaft Mannesmann Arcor blockieren und damit die Existenz der mehrheitlichen Vodafone-Tochter gefährden. Auf entsprechende Vorwürfe des Gesamtbetriebsrats des Unternehmens, an dem die Bahn zu 18 Prozent beteiligt ist, reagierte Bahnchef Hartmut Mehdorn in einem Brief an Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier in ungewöhnlich scharfer Form. "Ein unglaublicher Vorgang, der richtig gestellt werden muss", heißt es in dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt.

Streitpunkt ist die Forderung der Bahn, lediglich den Teil von Arcor an die Börse zu bringen, der die klassische Telekommunikation umfasst. Für die bahnspezifische Telekommunikation der Leit- und Sicherungstechnik des Bahnbetriebs will sich Mehdorn den unternehmerischen Einfluss auf Dauer sichern. Vodafone will seit der Mannesmann-Übernahme einen Teil von Arcor an die Börse bringen.

Der Arcor-Betriebsrat hatte sich vor einer Woche an Bundeskanzler Gerhard Schröder gewandt. In einem Brief warf er der Bahn in dem seit November dauernden Streit eine Blockadepolitik vor, die Arcors Entwicklung und langfristig die Existenz gefährde. Auf die Ausgliederung der "bahnspezifischen Leistungen" in eine eigene GmbH haben sich Arcor und Bahn prinzipiell geeinigt. Der Betriebsrat würde die Mehrheit aber lieber bei der künftigen Arcor AG sehen, weil er der Bahn nicht zutraut, erfolgreich Telekommunikation zu betreiben. Bei der speziellen Bahn-Kommunikation habe Arcor ein Monopol. Das Funktionieren des Bahnbetriebes könne aber nicht "vom Wohl und Wehe eines jungen börsennotierten Unternehmens abhängen" - mit "unabsehbaren" Folgen etwa im Falle eines Konkurses, wehrt sich Mehdorn. Stattdessen will er die neue DB Telematik GmbH als eigenständiges Telekommunikationsunternehmen führen, "um am Markt im Wettbewerb um die sehr gesuchten Telekommunikationsspezialisten bestehen zu können".

Das Bahngeschäft macht rund ein Viertel des Arcor-Jahresumsatzes von zuletzt 3,2 Milliarden Mark aus. Der Betriebsrat fordere indirekt von der Bahn, Arcor mit lukrativen Aufträgen für das Festnetzgeschäft zu versorgen, schreibt Mehdorn. Auch künftig werde Arcor das Privileg behalten, die Trassen der Bahn für das Verlegen von Kabeln zu nutzen. Die Glasfasernetze entlang der Bahntrassen hatte 1996 allerdings das damalige Mannesmann-Konsortium vom Bund gekauft.

Frenzel: Einvernehmen mit Mehdorn

Der neue Bahn-Aufsichtsratschef Michael Frenzel erklärte am Wochenende, der Umbau der Bahn zu einem wirtschaftlich arbeitenden Unternehmen komme voran. Die Bahn sei auf gutem Wege. "Wir befinden uns in der Mitte einer ergebnisoffenen Prüfung der Frage: Wie geht es mit der Bahn weiter?" Der Preussag-Vorstandsvorsitzende ist seit Mitte März Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn AG. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstandschef Hartmut Mehdorn sei hervorragend, die Aufgabenteilung eindeutig. Zuletzt war im Zusammenhang mit einer Werbekampagne der Bahn, die Frenzel stoppen ließ, über Meinungsunterschiede zwischen Frenzel und Mehdorn spekuliert worden. Dabei ging es um die Trennung von Netz und Schiene, die von Frenzel im Gegensatz zu Mehdorn befürwortet wird.

ek, dri

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