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Deutsche Bahn: Von der Straße auf die Schiene

Die Deutsche Bahn steigt ins Geschäft mit der Elektromobilität ein. Das Unternehmen wird dazu im Frühsommer 2010 ein groß angelegtes Pilotprojekt in der Region Berlin/Potsdam starten. Ziel ist es, den Schienennahverkehr mit dem Angebot von Elektrofahrzeugen zu koppeln.

Kern ist ein Car-Sharing-Modell an Stationen von S- und Regionalbahnen. 500 Testkunden sollen zwei Jahre lang prüfen, wie sich das Nahverkehrsnetz mit dem Einsatz von Elektroautos und -Fahrrädern ergänzen lässt.

In das Projekt namens „Bemobility“ setzt auch die Bundesregierung große Hoffnungen, denn es könnte zum Modell für klimaschonende Mobilität in anderen Ballungsräumen werden. Rund 115 Millionen Euro Fördermittel stellt das Verkehrsministerium dafür bereit. An der breit angelegten Bemobility-Allianz sind neben der Bahn Industrie und Dienstleister beteiligt – darunter die Versorger RWE und Vattenfall, der Autozulieferer Bosch, der Parkplatzbetreiber Contipark, der Solarhersteller Solon und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg.

Hintergrund des Projekts ist, dass Elektroantriebe geringe Reichweiten bieten und lange Batterie-Ladezeiten haben. Deshalb setzt die Bahn auf die Kombination: Mit dem Elektrofahrzeug zur nächsten Bahnstation fahren, oder von dort zum Ziel. Der Test startet mit 40 Elektroautos und 50 Pedelecs, Fahrräder mit elektrischem Zusatzantrieb. Diese Fahrzeuge sollen nur mit regenerativer Energie versorgt werden. An Bahnhöfen in Berlin und Potsdam sollen Ladestationen installiert werden. Die Hauptstadtregion wurde gewählt, weil dort an Werktagen bis zu drei Millionen Fahrgäste das öffentliche Verkehrsnetz nutzen und die Zahl autofreier Haushalte hoch ist.

Das Projekt hat für die Bahn strategische Bedeutung. Konzernchef Rüdiger Grube hat angekündigt, das Unternehmen bis 2020 zum führenden Mobilitätsdienstleister auszubauen. Dabei hat die Bahn nicht nur den klassischen Schienenverkehr im Blick. Ihr Ziel ist die Vernetzung der Verkehrsträger. So gehört die Bahn bereits zu den großen Mietwagen-Anbietern mit Car-Sharing-Produkten für die Mobilität vom und bis zum Bahnhof. Auch der Fahrrad-Verleih in Großstädten zielt darauf ab.

Doch der Weg ist noch weit. Das neue Projekt soll Erkenntnisse darüber bringen, ob die Integration der Elektromobilität in den Nahverkehr technisch funktioniert und ob es eine ausreichende Nachfrage gibt, wie die Bahn am Donnerstag mitteilte. Das System der Ladestationen an den Bahnhöfen soll so konzipiert werden, dass bereits vorhandene Stationen der Versorger einbezogen werden.

Die Regierung hatte im Sommer zur Förderung der Elektromobilität 500 Millionen Euro für acht Modellregionen bereitgestellt. In den Markt setzen viele Firmen große Hoffnungen: Experten schätzen, dass 2015 bereits 3,3 Millionen Fahrzeuge mit Hybrid- oder Elektromotor fahren. Der Bund will mit der Förderung dafür sorgen, dass bis 2020 in Deutschland eine Million Elektroautos fahren. Alle großen Autohersteller forschen an der Weiterentwicklung der Technik, die das Auto emissionsfrei machen soll. Anders als in Berlin ist in den anderen Modellregionen noch nicht an eine Verknüpfung von Auto und Bahn gedacht. juf/ek (HB)

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