zum Hauptinhalt

Deutsche Bahn: „Wir sind auf der Jagd, und wir schießen scharf“

Die Bahn will Bestechungsfälle nicht hinnehmen. Dazu stockt sie unter anderem die interne Abteilung für Korruptionsbekämpfung personell auf.

Die Deutsche Bahn will künftig stärker gegen Korruption vorgehen und baut dazu ihre internen Kontrollen aus. Die Abteilung für Korruptionsbekämpfung wird von zehn auf 28 Mitarbeiter vergrößert. Zudem können künftig Beschäftigte der Bahn, aber auch externe Personen, etwa Lieferanten, über das Internet anonyme Hinweise geben, wie die Bahn in Berlin ankündigte.

„Korruption ist leider Fakt, und unsere Devise lautet, dass es dafür null Toleranz gibt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Hartmut Mehdorn. „Alle sollen wissen, dass wir auf der Jagd sind und mit scharfer Munition schießen.“ Der Konzern stößt vor allem bei Bau- oder Reinigungsfirmen zunehmend auf Bestechlichkeit, wie der oberste Korruptionsbekämpfer der Bahn, Wolfgang Schaupensteiner, berichtete. Von 100 Fällen kämen aber nur durchschnittlich fünf ans Licht.

Hintergrund der verstärkten Bemühungen der Bahn dürfte auch der geplante Börsengang der Tochter DB Mobility & Logistics AG sein. Denn die Aufsichtsbehörden erwarten von börsennotierten Unternehmen ein entsprechendes Risikomanagement. Auch die zunehmende Internationalität des Konzerns spielt eine Rolle. „Mir war es wichtig, dass wir jetzt eine Organisation schaffen, die über Landesgrenzen hinweg arbeitet“, sagte Mehdorn.

Die Antikorruptionsabteilung wurde bereits im Jahr 2000 eingerichtet und wird nun um ein internationales Netz von Vertrauensleuten erweitert. Geleitet wird die Abteilung vom früheren Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner. Der 59-Jährige gilt als einer der erfahrensten Korruptionsexperten in der Bundesrepublik und war im vergangenen Jahr vom Bahn-Vorstand in das Unternehmen geholt worden.

Aus Sicht der Bahn lohnt sich die Abteilung schon von Anfang an: Seit dem Jahr 2000 konnten 322 Korruptionsfälle innerhalb des Konzerns aufgeklärt werden. Das geht aus dem neuen so genannten Compliance-Bericht hervor, den das Unternehmen am Montag vorstellte. Zwischen 2006 und 2007 wurden 100 Hinweise geprüft, die 24 staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren zur Folge hatten. Ein Verfahren endete laut Schaupensteiner im vergangenen Jahr mit der Verurteilung eines Bahn-Mitarbeiters, der über Scheinfirmen Rechnungen in Höhe von 2,4 Millionen Euro bei der Bahn abgerechnet hatte. Sein ungewohnt luxuriöser Lebensstil war den Nachbarn aufgefallen – und die hohe Mobilfunkrechnung der Bahn-Buchhaltung. Der Verurteilte muss nun sieben Jahre im Gefängnis sitzen.

Einer Studie der Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse-Coopers zufolge, fügen Wirtschaftskriminalität und Korruption der deutschen Wirtschaft jährlich einen Schaden von mehr als sechs Milliarden Euro zu. Betroffen seien insbesondere große Unternehmen. 

Tina Kramhöller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false