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Deutsche Bank: Ackermann verteidigt Stellenabbau

Die Deutsche Bank will trotz anhaltender Kritik am Abbau tausender Stellen zur Steigerung ihres Gewinns festhalten. Vorstandssprecher Ackermann verteidigte die Pläne und bezeichnete die Vorwürfe gegen die Bank in der Kapitalismus-Debatte als "beschämend".

Frankfurt/Main (18.05.2005, 15:57 Uhr) - «Wir wollen uns aus Deutschland heraus als eine der Top-Banken der Welt etablieren», sagte Vorstandssprecher Josef Ackermann auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank AG am Mittwoch in Frankfurt Dazu werden trotz Milliardengewinnen weltweit 6400 Stellen gestrichen. Gegen den geplanten Abbau von netto 1920 Stellen in Deutschland protestierten rund 150 Mitarbeiter der Bank vor der Frankfurter Festhalle. Aktionärsvertreter rügten die Kommunikation in der Arbeitsplatzfrage, lobten aber zugleich die guten Zahlen des größten deutschen Geldhauses.

Ackermann versicherte vor rund 5200 Aktionären: «Weder mir noch meinen Kollegen im Vorstand fällt es leicht, Stellenkürzungen vorzunehmen.» Doch es gebe keine Alternative: «Wir können es uns nicht leisten, erst dann zu handeln, wenn wir rote Zahlen schreiben.» Ackermann betonte: «Es geht uns nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung.» Er wehrte sich gegen Kritik von SPD-Chef Franz Müntefering an mangelnder Ethik profitorientierter Unternehmer: «Niemand - zumindest niemand, den ich kenne - will einen "Kapitalismus pur" und schon gar keinen "Raubtier-Kapitalismus".» International orientierte Unternehmen wie die Deutsche Bank müssten jedoch vorausschauend handeln.

Für die Zukunft setzt der deutsche Branchenprimus vor allem auf organisches Wachstum. Im ersten Quartal 2005 hatte die Bank ihren Gewinn überraschend deutlich um 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gesteigert. «Wir haben uns vorgenommen, in erster Linie aus eigener Kraft zu wachsen», sagte Ackermann. Zukäufe etwa in Asien oder Südeuropa schloss er nicht aus. Ackermann will bis Ende 2005 die Eigenkapitalrendite der Bank vor Steuern und Restrukturierungsaufwand auf 25 (2004: 16) Prozent steigern. Das Geschäft mit spekulativen Hedge-Fonds, die den Vorstand der Deutschen Börse gestürzt hatten, verteidigte Ackermann als «außerordentlich attraktiv und profitabel».

Auch Aufsichtsratschef Rolf Breuer stellte sich erneut hinter den Stellenabbau zu Gunsten einer höheren Rendite. Der internationale Wettbewerb zwinge die Bank zu mehr Effizienz. «Andernfalls besteht das Risiko, in den heutigen, globalen Märkten schnell zur Aufgabe der Selbstständigkeit gezwungen zu werden», warnte Breuer.

«Wir sind nicht damit einverstanden, dass Gewinne und Renditen zu Lasten der Beschäftigten gesteigert werden», kritisierte Margret Mönig-Raane, die die Gewerkschaft ver.di im Aufsichtsrat der Deutschen Bank AG vertritt. Der Gesamtbetriebsrat forderte die Anteilseigner in einem Brief auf, ihn «bei der nachhaltigen Sicherung der Arbeitsplätze» zu unterstützen.

Nach Auffassung vieler Aktionäre haben die Manager der Bank vor allem bei der Bekanntmachung der Abbau-Pläne versagt. «Die Deutsche Bank macht alles richtig, aber in der Öffentlichkeitsarbeit macht sie alles falsch», sagte der Vorsitzende der Vereinigung institutioneller Privatanleger, Hans-Martin Buhlmann. Ackermann hatte die Pläne zum Abbau tausender Stellen Anfang Februar gleichzeitig mit einem Milliardengewinn für 2004 öffentlich gemacht. Ein solches «Kommunikationsdesaster» dürfe sich nicht wiederholen, mahnte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Klaus Schneider. Von einem «medialen GAU» sprach Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Zugleich lobten die Aktionärsvertreter die guten Zahlen der Bank und deren Strategie. «Wir brauchen in Deutschland wenigstens eine starke Großbank, die in der Lage ist, international in der Champions League mitzuspielen», sagte DSW-Vertreter Nieding. Ackermann versicherte: «Deutschland ist und bleibt unser Heimatmarkt.» (tso)

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