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Wirtschaft: Deutsche Bank besiegelt die Übernahme von Bankers Trust

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Fusion der Deutschen Bank mit dem US-Investmenthaus Bankers Trust ist perfekt.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Fusion der Deutschen Bank mit dem US-Investmenthaus Bankers Trust ist perfekt.Sechs Monate nach Bekanntgabe der Pläne ist das nach Zahlen größte Bankhaus der Welt mit einer Bilanzsumme von fast 1554 Mrd.DM und weltweit knapp 96 000 Mitarbeitern nun Wirklichkeit.Der Weg dahin war nicht leicht, zumal die noch nicht gelöste Entschädigungsfrage für Nazi-Opfer eigentlich als größtes Hindernis für die knapp 17 Mrd.DM teure Übernahme galt.Doch offenbar hat die amerikanischen Aktionäre und Behörden überzeugt, daß sich Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer aktiv in die Verhandlungen von Kanzleramtsminister Bodo Hombach (SPD) einschaltete.Sie stellten ihre Bedenken zurück und gaben dem Kauf ihren Segen.

"Die Stärken von Bankers Trust ermöglichen es der Deutschen Bank, ihre global ausgerichteten Geschäftsfelder auf eine transatlantische Plattform zu stellen", sagte Breuer am Freitag in New York.Ganz bewußt verkündete er den Vollzug vor Mitarbeitern beider Institute in Amerika.In Frankfurt konnten die Mitarbeiter ihrem Chef per Video-Wand vor den beiden Türmen der Zentrale zuhören.Eine Band spielte den eigens komponierten Fusions-Song, wagemutige Männer seilten sich in Sekundenschnelle von den beiden 170 hohen Türmen ab.Doch nicht alle Mitarbeiter teilen die Euphorie ihres Chefs - nicht nur, weil sich weltweit 5000 Mitarbeiter, in erster Linie von Bankers Trust (BT), einen neuen Job suchen müssen.

"Allein die schiere Größe macht das neue Institut zu einer Macht", sagen Analysten in Frankfurt.Das Kreditvolumen liegt bei fast 540 Mrd.DM, das verwaltete Vermögen bei 1107 Mrd.DM, das verwahrte Geldvermögen bei fast 6900 Mrd.DM.In 68 Ländern hat die Bank Niederlassungen.Und allein in Nordamerika wird das größte Geldhaus der Welt fast 16 000 Mitarbeiter beschäftigen.Am 30.Juni will Vorstandssprecher Breuer zum ersten Mal gemeinsame Zahlen vorlegen.Die Deutsche Bank wird zu einem Giganten und auf etlichen Feldern unter die ersten Finanzinstituten des Wettbewerbs rücken.

Mit dem Kauf der achtgrößten amerikanischen Bank soll der Grundstein zu noch mehr Größe gelegt werden.1,7 Mrd.DM will Breuer jährlich einsparen.In vollem Umfang will er dieses Ziel im Jahr 2001 erreichen.Das Betriebsergebnis der Bank soll 2001 bei zwölf Mrd.DM liegen, 1998 waren es knapp 4,4 Mrd.DM.BT allerdings fuhr bedingt durch die Asienkrise einen Verlust von sechs Mill.Dollar ein.Im ersten Quartal 1999 aber erwirtschafteten die Amerikaner wieder einen Netto-Gewinn von 140 Mill.Dollar.Vor allem in Amerika und im lukrativen Investmentbanking, in dem die Deutsche Bank noch deutlich hinter den großen britischen und amerikanischen Konkurrenten wie Goldman Sachs oder J.P.Morgan hinterherhinkt, will Breuer mit BT vorankommen.

Richtig überzeugt von der Fusion sind bislang allerdings nur die Manager der Deutschen Bank und von BT.Bei den Amerikanern ist das kein Wunder: Fünf führende Köpfe kassieren in den kommenden fünf Jahren insgesamt 335 Mill.DM, allein BT-Chef Newman, der künftig im Vorstand der Deutschen Bank sitzt, bekommt bis 2003 pro Monat zwei Mill.DM.Viele Mitarbeiter der Deutschen Bank sind darüber wenig erfreut.Doch Breuer rechtfertigt die Zahlungen: Damit würden wichtige Leistungsträger an die Bank gebunden.

Auch Analysten sind nicht restlos überzeugt: Jetzt beginne die schwierige Zusammenführung von zwei höchst unterschiedlichen Unternehmenskulturen.Verwiesen wird auf das sehr volatile und risikoreiche Geschäft von BT.Im dritten Quartal 1998 bescherte dies BT wegen der Asienkrise einen Verlust von 818 Mill.DM.Breuer indes versichert, die Planung der Integration sei abgeschlossen, Mitarbeiter und Strukturen würden jetzt "optimal ausbalanciert".

Auch wenn in Frankfurt künftig die weltgrößte Bank residiert, steht für Beobachter fest, daß der Umbau und die Expansion des Geldhauses "noch lange nicht fertig" ist.Vor allem in Europa hat die Bank noch einiges zu tun.Frankreich etwa gilt als weitgehend weißer Fleck."Da ist die Deutsche Bank dran", versichert ein Beobachter."Demnächst kommen wichtige Nachrichten." Das könnte dann auch die Anleger überzeugen.Bei der jüngsten Kapitalerhöhung, die rund sechs Mrd.DM in die Kassen der Bank spülte, haben sie nicht recht mitgezogen.Und der Kurs der Aktie der Deutschen Bank dümpelte bei rund 50 Euro vor sich hin - seit Rolf Breuer den Kauf von BT am 30.November verkündet hat.

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