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Der Co-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, schaut etwas bedröppelt bei der Vorlage der Bilanz 2015 im vergangenen Januar.

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Update

Deutsche Bank: Besser als erwartet

Die Deutsche Bank hat im ersten Quartal überraschend einen kleinen Gewinn gemacht. Experten hatten damit nicht gerechnet.

Von Carla Neuhaus

Für den Moment kann John Cryan aufatmen. Am Donnerstag musste der Chef der Deutschen Bank nicht wie erwartet einen Verlust verkünden: Die Großbank hat in den ersten drei Monaten des Jahres einen kleinen Gewinn gemacht. Unterm Strich stand im ersten Quartal ein Plus von 236 Millionen Euro. An der Börse kam das gut an, die Aktie legte kräftig zu.

Trotzdem sind die Zahlen kaum als Kehrtwende zu werten. Das Geldhaus steckt in der Krise und hat sie noch lange nicht überwunden. Cryan versuchte deshalb am Donnerstag auch, die Erwartungen zu dämpfen. Der Ausblick für das restliche Jahr bleibe „verhalten“. So sei längst nicht klar, dass auch auf Jahressicht ein Plus vor den Zahlen stehen werde. In einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte Cryan: „Es ist einigermaßen unklar, ob wir in diesem Jahr einen kleinen Gewinn oder einen kleinen Verlust ausweisen werden.“

In vielen Bereichen sind die Erträge gesunken

Hinzu kommt, dass die Quartalszahlen im Detail auch längst nicht so gut ausfallen, wie das auf den ersten Blick scheint. Denn die Deutsche Bank hat in fast allen Bereichen weniger eingenommen als in den ersten drei Monaten des Vorjahres. Die einzige Ausnahme macht dabei das Tochterinstitut Postbank. Doch ausgerechnet das spaltet der Konzern gerade ab. Im Investmentbanking, also dem Geschäft mit komplexen Finanzpapieren, lief es dagegen nicht gut. Im Handel mit Aktien und Anleihen brachen die Erträge um 23 Prozent ein, im restlichen Investmentbanking um 15 Prozent. Zwar sah das bei der Konkurrenz nicht viel besser aus – doch angesichts der vielen Baustellen fällt es bei der Deutschen Bank stärker ins Gewicht.

Für Banken sind die ersten drei Monate normalerweise die besten des Jahres. Weil mehr Unternehmen Kapital einsammeln wollen, können die Institute daran gut verdienen. Nur in diesem Jahr war das anders: An der Börse brachen die Kurse ein, die Angst vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung ging um. Das verunsicherte die Unternehmen, die deshalb weniger Anleihen und Aktien ausgaben. Finanzvorstand Marcus Schenck hatte die Anleger deshalb bereits im März auf schlechte Zahlen vorbereitet: „Dies waren im Bankensektor die beiden schlechtesten Anfangsmonate eines Jahres, die ich persönlich erlebt habe“, sagte er damals.

Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten fallen

Dass unterm Strich nun doch noch ein kleiner Quartalsgewinn herauskam, hat vor allem mit den erledigten Rechtsstreitigkeiten zu tun. Die Deutsche Bank arbeitet noch immer die Skandale der Vergangenheit auf: Es geht um manipulierte Zinssätze, Geldwäsche in Russland oder Hilfe beim Umsatzsteuerbetrug. Weil die Bank einen Teil bereits abhaken konnte, fielen die Kosten für Rechtsstreitgkeiten im ersten Quartal um 1,4 Milliarden Euro niedriger aus als im Vorjahreszeitraum.

Allerding kommen auf die Deutsche Bank noch neue Kosten zu. Cryan hat einen Sparkurs verordnet. Das Institut zieht sich aus manch einem Auslandsgeschäft zurück. Und auch in Deutschland will Cryan kürzen. Im Oktober hatte er angekündigt, 9000 Arbeitsplätze abzubauen – 4000 davon in Deutschland. Für Abfindungen und sonstige Umbaukosten hat Cryan alllein im ersten Quartal 285 Millionen Euro zur Seite gelegt.

Die Bank könnte noch mehr sparen müssen

Und das ist noch nicht alles. Weil die Erträge fallen, will das Institut möglicherweise sogar noch mehr sparen, als bislang angekündigt. „Wir schauen uns an, wo wir die Kosten schneller und stärker senken können“, sagte Finanzvorstand Schenck am Donnerstag. So soll die Modernisierung der IT schneller vorangehen. Auch könnte die Bank künftig weniger externe Berater beschäftigen.

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