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Jürgen Fitschen ist nicht sonderlich zufrieden, wie sein Institut derzeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

© dpa

Deutsche-Bank-Chef Fitschen: Ein Banker und die Mäßigkeit

Mitarbeiter der Deutschen Bank sollen Steuern hinterzogen und Geld gewaschen haben. Beim Hauptstadtempfang sagt Co-Chef Fitschen, was er von vermummten Polizisten in der Frankfurter Zentrale hält. Ein Ortstermin.

Von Carla Neuhaus

„Der Verdacht ist zu Unrecht erhoben worden“, sagt Jürgen Fitschen, „und ich habe das volle Vertrauen, dass sich das auch beweisen wird.“ Ganz bewusst spricht er es an. Ohne dass ihn danach einer gefragt hat.

25 Mitarbeitern seines Instituts, der Deutschen Bank, wirft die Staatsanwaltschaft Steuerhinterziehung, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung vor. Auch gegen ihn, den Co-Chef, wird ermittelt. An diesem Mittwochabend beim Hauptstadtempfang der Deutschen Bank in Berlin hätte er es sich einfach machen und zu den Anschuldigungen schweigen können. Doch da steht er am Rednerpult, im bläulich beleuchteten Innenhof der Repräsentanz seines Hauses Unter den Linden, und redet darüber, „was vor dem Weihnachtsfest passiert ist“.

Er ist erkältet, seine Stimme klingt rau, und doch scheint jedes seiner Worte wohl gewählt. Es mache keinen Sinn, „dass 500 teilweise vermummte, teilweise mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten im Foyer der Deutschen Bank auftauchen“, macht er seinem Unmut Luft – ohne dabei laut zu werden oder auch nur die Stimme zu heben.

Viele im Raum klatschen. Auch die Kritik an seiner eigenen Person, vor allem nach seinem Anruf beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU), spricht Fitschen an. Bei dem Politiker soll er sich über das Großaufgebot an Ermittlern beschwert haben.

Nie hätte er gedacht, sagt er, dass ein Telefonat solche Folgen haben könnte. Der Vorwurf, er würde „Macht über Recht“ stellen wollen, habe ihn sehr geärgert. „Unser Bank hat das nicht nötig“, stellt er selbstbewusst klar und fordert in der aktuellen Debatte über sein Institut „ein bisschen Mäßigkeit“.

Erst nachdem er all das gesagt hat, spricht er über die Krise. Darüber, dass wir Deutschen den Griechen mehr Respekt für ihre Anstrengungen zollen sollten. Und dass es zu früh sei, in diesem Jahr schon einen Hauch von Normalität zu erwarten.

Auch wenn Normalität das sein dürfte, was Fitschen sich wünscht. Für die Euro-Zone – und für die Deutsche Bank.

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