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Lächeln mit dem deutschen Außenminister: Deutsche-Bank-Chef Jain (r.).

© dpa

Deutsche-Bank-Chef: Jain glaubt noch an den Euro

"Europa ist es wert, gerettet zu werden", sagt Anshu Jain, der Inder an der Spitze der Deutschen Bank. In Berlin empfängt Außenminister Westerwelle ihn zu einem "bilingualen Nachmittag". Ein Ortstermin.

Von Carla Neuhaus

Von Starpianisten und Rockmusikern kennt man das, aber von Bankern? Das Publikum jedenfalls klatscht bereits, bevor Anshu Jain an der Seite von Außenminister Guido Westerwelle überhaupt den Raum betreten hat. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht steuert der Co-Chef der Deutschen Bank dann auf die Bühne im Weltsaal des Auswärtigen Amts zu. Er lässt sich in einen der schwarzen Sessel fallen, deutet auf seine Ohren, verlangt nach einem Kopfhörer für die Übersetzung.

Westerwelle nennt das Treffen anlässlich des Wirtschaftstags der Botschafterkonferenz am Dienstag einen „bilingualen Nachmittag“. Dabei wird er der einzige bleiben, der während der Reden und der anschließenden Diskussionsrunde kurz Deutsch sprechen wird. Anshu Jain, den der Außenminister einen „Weltbürger“ nennt, bleibt – obwohl er die deutsche Sprache bereits etwas beherrschen soll – bei Englisch.

In seiner Rede stellt der gebürtige Inder sich als ein Sohn der Globalisierung dar. „Ohne die Globalisierung hätten weder ich noch Sie einen Job“, sagt er an Westerwelle und die rund 200 versammelten deutschen Botschafter im Publikum gerichtet. Und auch für den deutschen Mittelstand sei die Globalisierung „ein Erfolgsmotor“.

Doch Jain präsentiert sich vor den Botschaftern nicht nur als der „Weltbürger“, er bekennt sich auch klar zu Europa. „Meiner Meinung nach wird der Euro Bestand haben“, sagt er. Gerade in der globalisierten Welt brauche Europa eine „gemeinsame Stimme“. Die Krise sei kein Sturm, „der kommt und wieder geht“. Man müsse den Schuldnerländern jetzt erst einmal Zeit geben. Um die Krise in den Griff zu bekommen, würden die Bemühungen der Rettungsfonds EFSF und ESM nicht reichen. „Wir brauchen eine große Institution, die Unterstützung leistet“, sagt er und bekräftigt im selben Zug, er sei mit den Schritten, die die Europäische Zentralbank bislang eingeleitet habe, sehr zufrieden. „Europa ist es wert, gerettet zu werden.“

Doch auch um kritische Themen wie die Zinsmanipulationen im Libor-Skandal macht Jain keinen Bogen. Er nennt das eine „ernste Angelegenheit“ und verspricht, alles dafür zu tun, den Fall aufzuklären. Zwar bekräftigt er, dass keine ehemaligen und aktuellen Vorstandsmitglieder in den Fall involviert seien. Er schließt aber auch nicht aus, dass die Deutsche Bank überhaupt nicht beteiligt ist.

Was die künftige Strategie der Bank angeht, hält Jain sich an diesem späten Nachmittag bedeckt und verweist immer wieder auf den kommenden 11. September. Dann wollen er und Co-Chef Fitschen sich erklären. Jain verspricht, dann endlich zu erläutern, wie die Deutsche Bank sich unter der neuen Führung definiere, was in den nächsten zehn bis 15 Jahren passieren soll und wie in Zukunft das Verhältnis zur Regierung aussehen werde.

Immerhin, so viel gibt Jain preis: Sein Institut wolle beweisen, dass sich die Kultur in der Finanzindustrie ändere. Er wolle die Bank so effizient führen, dass sie in Zukunft für den Staat nie zu einer Last werde. Eine wichtige Rolle dürfte bei diesem Vorhaben auch das Sparprogramm spielen, das Jain bereits auf den Weg gebracht hat. 1900 Arbeitsplätze sollen wegfallen, 1500 im Investmentbanking. An Deutschland will Jain festhalten. Der Hauptsitz hier sei ein „strategischer Vorteil“. Dafür gibt es wieder Applaus.

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