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Zerschlagen. So lautet die wütende Losung über einem Geldautomaten in der nordgriechischen Stadt Thessaloniki – aber das sieht man auch so.

© dpa

Deutsche Bank: Der griechische Kraftakt

Noch herrscht Unsicherheit an den Märkten. Die Deutsche Bank koordiniert ein privates Rettungspaket.

Nach dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und den Euroländern greift jetzt auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Griechen unter die Arme. Am Montag strich die EZB überraschend eine Vorschrift, nach der als Sicherheit für geliehenes Zentralbankgeld nur Staatsanleihen mit einem befriedigenden Rating angenommen werden. Sollten die Ratingagenturen griechische Staatsanleihen noch weiter herabstufen, wäre das künftig kein Problem mehr. Die Banken könnten die Papiere weiter als Sicherheit einreichen, um sich bei der EZB zu refinanzieren.

Der IWF und die Euro-Länder hatten am Wochenende ein Rettungspaket für das hochverschuldete Land in Höhe von 110 Milliarden Euro, verteilt auf drei Jahre, beschlossen. Mit den Krediten können die Griechen fällige Schulden zurückzahlen. Im Gegenzug müssen sie harte Sparmaßnahmen ergreifen.

Die Märkte reagierten vorsichtig auf die Entscheidung. Zwar sind die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen sind am Montag wieder etwas gesunken. In Euphorie verfiel die Börse aber nicht. „Es ist beruhigend, dass die EU Griechenland beisteht“, sagte ein Börsianer. „Jeder fragt sich nur: Wie geht es nun weiter?“

Noch nie ist es einem Staat selbst unter der strengen Aufsicht des IWF gelungen, seine Haushaltslage innerhalb so kurzer Zeit zu verbessern. „Griechenland muss sehr schnell umfangreiche Anpassungen auf dem Fiskalsektor vornehmen und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft erhöhen“, sagt Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Unter Ökonomen wachsen die Zweifel, ob die Sparauflagen überhaupt zu erfüllen sind. „Einen derartigen Kraftakt hat noch kein Land geschafft“, warnt Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. „Die Sparanstrengungen der Griechen sind die härtesten, an die ich mich erinnern kann“, sagt auch Thomas Mayer. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, sagt, selbst wenn die Griechen das Programm umsetzen würden, wäre damit das Gegenteil dessen erreicht, was beabsichtigt ist. Das Sparprogramm werde die Griechen „in eine arge Rezession oder sogar in eine Depression“ treiben.

Um eine Pleite Griechenlands zu vermeiden, gibt es mittlerweile auch private Initiativen. So soll Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann schon seit Tagen intensiv für ein Hilfspaket deutscher Unternehmen werben. „Kein Kommentar“ erklärt dazu die Deutsche Bank. Inoffiziell aber heißt es, dass es im Lauf der Woche Details geben werde. Es geht um neue Kredite für Athen, die Banken, Versicherungen, aber auch große Konzerne bereitstellen wollen. In Frankfurt kursieren Zahlen von etwa zwei Milliarden Euro, die Ackermann bislang eingeworben habe. Mindestens das Dreifache gilt aber als notwendig, um wirklich ein erkennbares Signal an die Märkte zu senden. Als Präsident des mächtigen Weltbankenverbandes IFF will Ackermann auch ausländische Institute mit ins Boot des freiwilligen privaten Griechenland-Hilfsfonds holen.

Deutschlands Anteil an dem Kreditpaket beträgt bis 2012 22,4 Milliarden Euro. „Deutschland wird da mit einem Plus rausgehen“, zeigte sich eine Sprecherin der KfW-Bankengruppe überzeugt. Die staatseigene KfW vergibt die deutschen Kredite an die Griechen. Sie kann sich zu denselben günstigen Konditionen Geld leihen wie die Bundesrepublik Deutschland. Die Risikoaufschläge, die die griechische Regierung für ihre Kredite zahlen muss, liegen in jedem Fall darüber. Kommt das Geld zurück, würde die KfW einen Gewinn machen. mit HB

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