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Wirtschaft: Deutsche Bank drängt nach Berlin

Vorstandschef Ackermann bekundet erstmals Interesse an der Berliner Bank. Auch die Kleinaktionäre sind für den Kauf

Frankfurt am Main - Die Deutsche Bank rechnet sich gute Chancen für den Kauf der Berliner Bank aus. Vorstandschef Josef Ackermann bestätigte auf der Hauptversammlung des Konzerns in Frankfurt das Interesse an dem Institut, das die Bankgesellschaft Berlin bis zum 1. Oktober verkaufen muss. „Wir setzen uns dafür ein, dass wir es bekommen“, sagte Ackermann. „Ich finde es nicht gut, wenn in der Hauptstadt eine ausländische Bank mehr Filialen hat als die Deutsche Bank.“ Man sei bereit, einen ordentlichen Preis zu zahlen.

Die Bankgesellschaft verhandelt nach eigenen Angaben nur noch mit wenigen Bietern. Als zweiter Bieter wird in Finanzkreisen die Mittelbrandenburgische Sparkasse genannt, die dem Vernehmen nach beim Preis nicht mit der Deutschen Bank mithalten kann, dafür aber eine Arbeitsplatzgarantie für die Mitarbeiter der Berliner Bank gegeben hat. Aktionärsvertreter unterstützen das Gebot der Deutschen Bank. „Ich fordere Sie auf, sich um den Kauf der Berliner Bank zu bemühen“, sagte Klaus Schneider, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Ackermann hob die Bedeutung des deutschen Marktes für seine Bank hervor, die ihre Geschäftsanteile immer stärker ins Ausland verlagert hat und mittlerweile nicht einmal mehr ein Drittel ihrer Erträge in Deutschland erwirtschaftet. Das Deutschlandgeschäft sei 2005 mit vier Prozent stärker gewachsen als der Markt, sagte Ackermann. „Unser Ziel kann es nur sein, diese Position in Deutschland weiter zu festigen und auszubauen.“ Dazu würden im laufenden Jahr 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Konzernchef wies Vorwürfe zurück, die Bank konzentriere sich einseitig auf ihre Tätigkeit als Investmentbank und vernachlässige dabei das Privatkundengeschäft. Der Bereich Corporate and Investment Bank (CIB) hat 2005 rund drei Viertel des Gewinns erwirtschaftet und ist stärker gewachsen als das Privatkundengeschäft.

Ackermann bekräftigte sein Ziel, eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zu erreichen. Im vergangenen Jahr war dies mit dem besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte bereits gelungen. Im ersten Quartal 2006 lag die Rendite sogar bei knapp 40 Prozent und damit deutlich über den in Deutschland üblichen Renditen. Ackermann sagte, die Bank sei zuversichtlich, „die Profitabilität nicht nur auf hohem Niveau halten, sondern noch steigern zu können“.

Die Aktionäre feierten Ackermann für seine Leistungen, übten aber auch deutliche Kritik – vor allem an der Schließung des offenen Immobilienfonds Grundbesitz Invest der Tochtergesellschaft DB Real Estate im Dezember 2005. „Das war ein Kommunikationsdesaster“, sagte der SdK-Vorsitzende Schneider. Die Bank hatte den Fonds geschlossen, um das Fondsvermögen neu bewerten zu lassen, und damit eine Massenflucht aus offenen Immobilienfonds ausgelöst. „Sie haben die ganze Immobilienfondsbranche in Misskredit gebracht“, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Ackermann verteidigte die Fondsschließung. „Es gab keine andere Alternative“, sagte er. „Die Kunden schätzen Banken, die sich so darstellen, wie sie wirklich sind.“

Zur Neuauflage des Mannesmann-Prozesses äußerte sich Ackermann nicht. Im Vorfeld hatte er angedeutet, zurücktreten zu wollen, falls er in dem Prozess um angeblich ungerechtfertigt gezahlte Gelder bei der Übernahme des Mannesmann-Konzerns durch Vodafone verurteilt werde. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Clemens Börsig, sagte, Ackermanns Vertrag laufe bis 2010. „Ich gehe davon aus, dass er diesen erfüllen wird.“ Börsig ersetzt als Aufsichtsratsvorsitzender den ehemaligen Vorstandschef Rolf Breuer, der Anfang April zurückgetreten war.

Stefan Kaiser

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