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Wirtschaft: Deutsche Bank kauft belgische CL

FRANKFURT (MAIN)/PARIS .Die Deutsche Bank setzt ihre Übernahmetour in der weltweiten Kreditwirtschaft fort.

FRANKFURT (MAIN)/PARIS .Die Deutsche Bank setzt ihre Übernahmetour in der weltweiten Kreditwirtschaft fort.Nur zwei Tage nach dem Kauf der US-Investmentbank Bankers Trust hat der deutsche Branchenprimus für eine Mrd.DM den belgischen Zweig der angeschlagenen französischen Großbank Crédit Lyonnais (CL) erworben.Die Übernahme der Nummer sechs im belgischen Bankgeschäft ist "ein weiterer Schritt in Richtung europäischer Expansion", betonte die Deutsche Bank am Mittwoch in Frankfurt.Gemessen an der 17 Mrd.DM teuren Bankers Trust-Übernahme, mit der die deutsche Nummer eins im kommenden Jahr an die Weltspitze im Bankgewerbe rücken wird, ist der Kauf von CL Belgien ein deutlich kleinerer Zukauf.Das Institut verfügt derzeit über eine Bilanzsumme von 24 Mrd.DM und betreut mit 38 Niederlassungen und 950 Beschäftigten mehr als 186 000 Kunden.Insgesamt wird die Deutsche Bank mit Bankers Trust auf eine Bilanzsumme von mehr als 1,4 Bill.DM kommen.

Die Übernahme in Belgien soll im Frühjahr 1999 abgeschlossen werden.Dann wird das bisherige Geschäft der Deutschen Bank dort vollständig mit dem des belgischen CL zusammengeführt.Auch der Name Crédit Lyonnais Belgium soll von der Bildfläche verschwinden."Nach größeren Übernahmen in Italien und Spanien unterstreicht die Deutsche Bank mit der heutigen Transaktion ihr Ziel, ihre Position weiter auszubauen", betonte das Institut.Vorstandsmitglied Tessen von Heydebreck bezeichnete den CL als "Bank, die in Belgien über eine gute Position im Marktsegment der vermögensbildenden und vermögenden Kunden verfügt." Damit verspricht sich die Deutsche Bank ein erhebliches Wachstumspotential für das Geschäft in dem Nachbarland.

Die traditionsreiche staatliche französische Großbank Crédit Lyonnais (CL) gilt dabei als einer der spektakulärsten Sanierungsfälle der europäischen Bankgeschichte.Die Bank, die als Europas größtes Finanzinstitut noch Ende der 80er Jahre als nationales Aushängeschild galt, war in den vergangenen Jahren durch die Immobilienkrise, Mißmanagement und zweifelhafte Kredite in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und mit staatlicher Hilfe wieder saniert worden.Die angehäuften Verluste werden auf mindestens 100 Mrd.Franc (30 Mrd.DM) geschätzt, die der Staatsbeihilfen (inklusive Verlustübernahmen) auf 120 Mrd.Franc.

Die EU-Kommission, die zunächst nur 45 Mrd.Franc bewilligt hatte, hatte dem hochverschuldeten Crédit Lyonnais bei der Genehmigung des staatlichen Sanierungskonzeptes zur Auflage gemacht, sich von Aktiva im Umfang von 620 Mrd.Franc zu trennen.Bereits im Juli trennte sich CL von Töchtern in Österreich, Schweden und Dänemark, zudem wurde der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der vormals gewerkschaftseigenen BfG-Bank angekündigt.CL soll ab dem ersten Halbjahr 1999 privatisiert werden.Als Interessent für eine Beteiligung gilt unter anderem die Dresdner Bank, deren Großaktionär - die Allianz-Gruppe - eng mit dem CL zusammenarbeitet.

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