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Zeugen der Anklage: Döpfner und Springer haben in München ausgesagt.

© dpa

Deutsche-Bank-Prozess: „Da war Dach unter dem Feuer“

Großer Promi-Faktor im Deutsche-Bank-Prozess: Friede Springer und Matthias Döpfner sagen aus. Richter und Staatsanwalt verhaspeln sich.

Friede Springer bringt Farbe in den Prozess gegen Top-Banker der Deutschen Bank. Im lila Kostüm betritt Deutschlands bekannteste Verlegerin am Dienstag den Saal 273 des Landgerichts München. Nur 15 Minuten lang dauert ihr Auftritt als Zeugin im Strafprozess gegen Deutsche-Bank-Ko-Chef Jürgen Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere Banker. Aber dass sie keine Zeugin ist wie alle anderen in dem Mammutprozess, wird schnell klar. Erst verhaspelt sich der Vorsitzende Richter Peter Noll bei seinen Fragen an Friede Springer, dann sorgt auch noch der Staatsanwalt mit einem Wortverdreher für Lacher im voll besetzten Zuschauerraum („Da war Dach unter dem Feuer.“) „Heute ist der Tag der Versprecher“, stellt Richter Noll fest.

Inhaltlich trägt Springers Aussage wohl eher wenig zu den Anklagevorwürfen gegen die Top-Banker der Deutschen Bank bei: Es geht wieder einmal um die Pleite des Medienkonzerns Kirch vor 13 Jahren und die Frage, wer wann mit wem sprach. Leo Kirch hatte die Deutsche Bank sein Leben lang für die Insolvenz seines Imperiums mit den Fernsehsendern ProSieben und Sat.1 verantwortlich gemacht und vor vier Jahren in einem Zivilprozess mit Erfolg um Schadenersatz gekämpft. In dem damaligen Verfahren sollen Fitschen, Ackermann, Breuer und Co die Unwahrheit gesagt haben und stehen deshalb derzeit in einem Strafverfahren wegen versuchten Prozessbetrugs vor Gericht.

Schieflage des Konzerns sorgte für Nervorsität

Fast jeden Dienstag pilgern die Angeklagten seit Ende April mit einem Tross aus Anwälten in den Gerichtssaal und hören sich eine Zeugenaussage nach der anderen an. Gelacht wird dabei selten. Mit Friede Springer als Zeugin ist das am 20. Prozesstag anders – denn als sie von ihrer Begegnung mit Leo Kirch erzählt, haucht sie der drögen Materie ein wenig Leben ein: Immerhin war Kirch damals mit einem Anteil von 40 Prozent auch der wichtigste Aktionär des Springer-Konzerns mit seinem Flaggschiff „Bild-Zeitung“.

Die Schieflage seines Konzerns sorgte deshalb auch im Verlag für Nervosität. Was hatte der gewiefte Geschäftsmann Kirch, der fast nie in der Öffentlichkeit auftrat, mit seinem Springer-Paket vor? Wollte er es an einen ausländischen Medienmogul geben und damit den deutschen Medienmarkt aufmischen? Kirch habe sogar damit gedroht, sein Aktienpaket an den Sohn des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi zu verkaufen, erinnerte sich Friede Springer. „Da war ich alarmiert und habe ihn in seinem Büro in München besucht.“

Kein Verkauf an Gaddafi-Sohn

Der Richter hakt nach: „Das wäre wohl nicht ihr Lieblingsaktionär gewesen?“ „Um Gottes Willen“, sagt Springer. Kirch bot ihr sein Paket bei dem Treffen in München schließlich gut gelaunt zum Kauf an und vermittelte ihr zwecks Finanzierung umgehend ein Gespräch beim damaligen Chef der HypoVereinsbank – der lehnte aber ab. Mit der Geschichte hatte Springer bereits im Schadenersatz-Prozess für Heiterkeit gesorgt, denn auch dort hatte sie als Zeugin ausgesagt. Aber die Staatsanwaltschaft wollte Springer auch in diesem Prozess noch einmal vernehmen – genau wie Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, der gut eine Stunde nach Friede Springer seinen Termin vor Gericht hatte. Auch seine Aussage zu seinen Gesprächen mit Leo Kirch war kurz und bündig. Als er den Saal am Nachmittag verließ, leerte sich auch der Gerichtssaal schlagartig. dpa

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