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Wirtschaft: Deutsche Bank – zurück zum Mittelstand

Neuer Deutschland-Chef ändert die Strategie und will die inländischen Firmenkunden besser behandeln

Frankfurt am Main Die Deutsche Bank will aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und durch intensivere Kundenbetreuung ihre Stellung auf dem Heimatmarkt ausbauen. Zum Start des neuen Deutschland-Komitees des Frankfurter Geldhauses räumte dessen Chef Jürgen Fitschen Defizite bei der Bearbeitung des deutschen Marktes ein. „Haben wir intern genügend kommuniziert, haben wir nach außen immer den richtigen Ton getroffen? Ich glaube, wir können das besser machen“, sagte Fitschen bei der Vorstellung seines Teams am Montag.

Das neue Gremium unter Führung des 56-jährigen Fitschen umfasst elf Manager. Die Einführung des Deutschland- Komitees, das die Zusammenarbeit der einzelnen Konzernteile verbessern soll, hatte der erweiterte Konzernvorstand um Vorstandschef Josef Ackermann Ende September in Nizza beschlossen. Dies wurde als Reaktion auf die in Industriekreisen zu hörende Kritik verstanden, die Bank vernachlässige ihre deutschen Firmenkunden. Diesen Vorwurf wies Fitschen am Montag zwar zurück. Er räumte aber ein, man habe zwar in vielen Bereiche große Expertise aufgebaut, im Gespräch mit dem Kunden gebe es aber Verbesserungsmöglichkeiten. In den vergangenen Jahren hatte sich die Bank stark nach einzelnen Produktlinien organisiert. Künftig solle das Pendel wieder stärker in Richtung regionaler Kundenbetreuung schwingen, sagte Fitschen.

Vor 15 Jahren erzielte das Frankfurter Geldhaus noch fast 80 Prozent seiner Erträge im Inland – bis 2003 sank dieser Anteil auf 33 Prozent. Absolut sind die Erträge aus Deutschland von 1995 bis 2003 um fünf Prozent gewachsen.

In Zukunft sollen Fitschen und seine Mannschaft vor allem die rund 12000 Firmenkunden in Deutschland intensiver betreuen. 2005 will der Banker im Geschäft mit dem Mittelstand die Vorgaben von Bankchef Ackermann erfüllen und eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent erreichen. Unter anderem soll die Kreditvergabe beschleunigt und die Beratung verbessert werden. Konkrete Wachstumsziele nannte Fitschen nicht.

Beim angestrebten Ausbau des Geschäfts setzt die Deutsche Bank vor allem auf jene Firmen, die bereits Kunden der Konzernsparte Corporate und Investmentbanking (CIB) sind. Die Gewinnung von Neukunden steht dagegen weniger im Fokus. Derzeit betreut CIB rund 12000 Firmen mit einem Umsatz von 30 bis 50 Millionen Euro und darüber.

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Fitschen darin, Prozesse zu beschleunigen. So sollen die Entscheidungen über neue Kredite binnen einer Woche fallen. Über Verlängerungen und Aufstockungen bereits bestehender Kredite will die Bank sogar innerhalb von 48 Stunden entscheiden. Im Zuge der Verschlankung der Prozesse vor allem bei der Betreuung kleinerer Firmen sollen Mitarbeiter anders eingesetzt werden, hieß es in der Bank. Ferner will das Institut die Beratung im Kapitalmarktgeschäft verbessern. Dazu soll die Aktienanalyse ausgebaut und das Angebot an neuen Finanzprodukten erweitert werden.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) begrüßte die Ankündigung Fitschens, sich mehr um den Mittelstand zu kümmern: „Einige Großbanken haben die Zeichen der Zeit erkannt“, sagte Mittelstands-Experte Matthias Schoder. „Andere täten gut daran, dem Beispiel zu folgen.“ Mittelständler seien sehr wettbewerbs- und innovationsfähig und auch für die Großbanken „lohnende Kunden“. Ob es den großen Geschäftsbanken allerdings gelinge, im Wettbewerb mit den Sparkassen und Volksbanken Marktanteile zurückzugewinnen, sei offen. „Viel hängt von den Konditionen der Großbanken ab“, sagte Schoder. Außerdem hätten die Geldhäuser in der Vergangenheit „sehr strenge Anforderungen“ an die Sicherheiten bei der Kreditvergabe an Mittelständler gestellt. „Wenn sich dies ändern würde, wäre ein wesentlicher Schritt zur Finanzierung des Aufschwungs getan“, sagte DIHK-Experte Schoder. mot/chp/mm/HB

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