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Wirtschaft: Deutsche Börse: Die Stimmung schwankt zwischen Entsetzen und Angst

Nur vordergründig gingen die Finanzgeschäfte an der Frankfurter Börse und in den Bankentürmen am Main am Mittwoch ihren normalen Gang. Börsianer, Banker und Volkswirte standen weiter unter dem Schock der Terroranschläge in den USA.

Nur vordergründig gingen die Finanzgeschäfte an der Frankfurter Börse und in den Bankentürmen am Main am Mittwoch ihren normalen Gang. Börsianer, Banker und Volkswirte standen weiter unter dem Schock der Terroranschläge in den USA. Wie es an der Börse und mit der Wirtschaft überhaupt weitergeht, darüber gab es nur Mutmaßungen. "Seriös kann man heute nicht viel sagen", meinte nicht nur Commerzbank-Volkswirt Peter Pietsch. Manche Experten rechnen mit einer Rezession, andere erwarten nur eine kurzfristige Delle.

Der Handel an der Frankfurter Börse begann am Mittwoch wie üblich um 8.30 Uhr in Abstimmung mit den anderen europäischen Börsen. Lediglich das Geschäft mit US-Papieren wurde ausgesetzt. Die Börsen böten auch an diesem Tag einen zuverlässigen Bewertungsrahmen und gewährleisteten die Handlungsfähigkeit privater und institutioneller Investoren, teilte die Deutsche Börse mit. Im Gedenken an die Opfer in den USA wurde der Handel am frühen Nachmittag für eine Trauerminute ausgesetzt. Im Gegensatz zum Vortag waren die Börsianer am Mittwoch mit der Öffnung des Handels weitgehend einverstanden. Bei aller Trauer um die Opfer, dürfe man gegenüber den Terroristen keine Schwäche zeigen. "Aber gestern hätten sie den Handel stoppen müsste", sagte Fiedel Helmer, Börsenchef des Bankhauses Hauck & Aufhäuser. Dass der dramatische Kurseinbruch vom Vortrag nicht korrigiert wurde, verwunderte auf dem Parkett niemand. Das Kursbarometer Dax schwankte zwischen einem leichten Plus und einem leichten Minus. Das sei eine rein technische Reaktion auf den Einbruch der Kurse am Vortag, hieß es auf dem Frankfurter Börsenparkett. Weil die Weltleit-Börse an der Wall Street am Mittwoch geschlossen blieb, fehlte den Händler ohnehin die wichtigste Orientierung. "Es wird die nächsten Tage schwer sein", sagte Helmer.

Genau aus diesem Grund setzen die deutschen Investment-Fondsgesellschaften nach Rücksprache mit dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen die Ausgabe und Rücknahme von allen Aktienfonds, Unternehmensanleihefonds und Fonds für die sogenannten Emerging Markets vorerst aus. Eine faire Preisberechnung sei aufgrund Terroranschläge und der Schließung der US-Börse derzeit nicht möglich, hieß es beim Branchenverband BVI und bei der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank.

Wie gebannt beobachten die Händler am Mittwoch auf den Fernsehschirmen in den Nebenräumen zum tausendsten Mal die Bilder der in sich zusammen sackenden Türme des World Trade Centers, suchen in den Laufbändern nach Neuigkeiten. Draußen auf dem Parkett verweist eine Anzeige darauf, dass der Handel mit US-Aktien "wegen der Ereignisse in den USA" ausgesetzt ist. Die Stimmung bei den Börsianern schwankt zwischen Entsetzen, Trotz und Befürchtungen über die Auswirkungen der Anschläge auf die Weltwirtschaft.

"Die Terroristen haben in der Tat den Nerv der Wirtschaft getroffen. Die Gefahr ist jetzt sehr groß, dass wir in die Rezession gehen", sagt Bruno Kling von der Kling Jelko Wertpapierhandelsbank. Er verweist auf die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA), die am Donnerstag in Frankfurt beginnt und gewöhnlich ein gutes Geschäft für die Autobauer weltweit mit sich bringt. "Normalerweise gibt es dort neue Modelle, es werden Partys gefeiert. Aber das interessiert doch wegen des Anschlags jetzt niemanden mehr. In anderen Konsumbranchen könnte uns das auch drohen."

In seinen 25 Jahren an der Börse habe er einige Crashs erlebt, aber momentan sei die Situation besonders gespannt, sagt Kling. Heftige Kritik übt er an der Deutschen Börse, die den Handel nicht unmittelbar nach Bekanntwerden der Anschläge ausgesetzt hatte. "Das ist eine Respekt- und Pietätlosigkeit." Ein geordneter Handel sei ohnehin nicht mehr möglich gewesen, zumal die Börse wegen einer Bombendrohung am Abend geräumt werden musste. Andere Börsianer halten dagegen. Natürlich müsse man Solidarität mit den Opfern zeigen, sagt ein Händler. Aber auch alle anderen europäischen Börsen hätten weiter gehandelt. "Man darf keine Schwäche zeigen.

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