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Wirtschaft: Deutsche Börse verlangt Strafe: London will die zehn Millionen Euro nicht zahlen

Die Londoner Börse lehnt die Forderung der Deutschen Börse AG zur Zahlung von zehn Millionen Euro wegen des Scheiterns der Fusion beider Börsen zu iX strikt ab. "Wir wehren uns energisch gegen eine Kompensationszahlung", sagte ein Sprecher der London Stock Exchange (LSE).

Die Londoner Börse lehnt die Forderung der Deutschen Börse AG zur Zahlung von zehn Millionen Euro wegen des Scheiterns der Fusion beider Börsen zu iX strikt ab. "Wir wehren uns energisch gegen eine Kompensationszahlung", sagte ein Sprecher der London Stock Exchange (LSE).

In Finanzkreisen in Frankfurt und London wurde der Vorstoß mit Überraschung und Unverständnis aufgenommen. Ihren Anspruch hatte die Deutsche Börse in einem gestern bei der LSE eingegangenen Brief formuliert. Im Vertragsentwurf von iX soll vereinbart worden sein, dass diejenige Seite eine Kompensation zahlen solle, die sich aus dem Vorhaben nach eigenem Verschulden zurückzieht. Auf diesen Passus dürfte sich nun der Vorstandschef der Deutschen Börse AG, Werner Seifert, stützen. Die LSE hatte das Fusionsvorhaben im Herbst aufgrund eines feindlichen Übernahmeangebots durch die schwedischen OM Gruppen abgeblasen.

In der Londoner City wird die Forderung Frankfurts als Beweis dafür gesehen, dass sich die Deutsche Börse keine Illusionen mehr über eine künftige Zusammenarbeit mit der LSE gemacht hat. Seifert war noch am Freitag in London gesehen worden, wobei unklar ist, ob er auch mit dem Chairman der LSE, Don Cruickshank zusammentraf.

Angela Knight, Chief Executive von Apcims, dem einflussreichen Verband der britischen Kleinbroker, bedauerte gegenüber dem Handelsblatt die Forderungen der Deutschen Börse. "In Anbetracht der Konsolidierung der Börselandschaft sollten alle Börse darauf bedacht sein, gute Beziehungen zu einander zu unterhalten." Die Zurückweisung der Forderungen durch die LSE hält sie für richtig. "Es werden immer wieder Fusionen verkündet, die dann nichts werden." Die LSE solle nun eine Verbindung über den Kanal und nach Übersee suchen, sagte Frau Knight in Anspielung auf die mögliche Aufnahme von Verhandlungen mit Euronext - der Zusammenschluss der Börsen Paris, Brüssel und Amsterdam - und der Nasdaq. Auch in Frankfurter Finanzkreisen stieß der Vorstoß der Deutschen Börse auf Kopfschütteln. Offenbar hat der Vorstand seine Entscheidung ohne Absprache mit dem Aufsichtsrat gefällt. In der Aufsichtsratsitzung am Montag, als über den Börsengang der Börse entschieden wurde, kam das Thema jedenfalls nicht zur Sprache. Ebenso wie in London gehen Beobachter jetzt davon aus, dass das Band mit London endgültig zerschnitten ist. "Man stößt die Tür vollkommen zu, um mit London zu einer Verständigung zu gelangen", sagte ein Finanzmarktkenner. Bisher galt eine erneute Annäherung zwischen der Deutschen Börse und London auch nach dem Scheitern von IX nicht als völlig ausgeschlossen. Finanzexperten erwarten grundsätzlich eine Konsolidierung der europäischen Börsenlandschaft. Dabei dürfte London als größtem Finanzplatz Europas nach allgemeiner Einschätzung eine Schlüsselstellung zufallen. Entsprechend umworben ist die LSE. Nicht nur der Euronext-Chef Jean-Francois Theodore betont, dass er eine Allianz mit der LSE wünscht. Auch die Nasdaq hat kürzlich erklärt, sie spreche zwar mit zahlreichen europäischen Börsen, konzentriere sich bei ihrer Partnersuche zur Zeit aber auf London. Ursprünglich wollte die Nasdaq im Rahmen von IXgemeinsam mit Frankfurt und London ein europäisches Standbein aufbauen.

Gestern allerdings berichtete die britische Zeitung "The Guardian", die Nasdaq habe London ein Ultimatium gesetzt. Sollte sich die LSEnicht bis Ende dieses Monats für eine Fusion entscheiden, wollten sich die Amerikaner der Deutschen Börse zuwenden. Dort hieß es gestern auf Anfrage nur, man stehen mit allen Branchenkollegen in Kontakt, auch mit der Nasdaq.

stk, pot

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