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Wirtschaft: Deutsche Entertainment AG: Schwenkow im Strudel der Stella-Pleite

Nach der Insolvenz der Stella-Musical-Tochter Broadway Musical Management GmbH (BMM) gibt es erste Lösungen zum Weiterbetrieb der Musical-Theater. Am Erwerb von Teilen der Stella-Gruppe zeigt die Hamburger Stage Holding GmbH Interesse.

Nach der Insolvenz der Stella-Musical-Tochter Broadway Musical Management GmbH (BMM) gibt es erste Lösungen zum Weiterbetrieb der Musical-Theater. Am Erwerb von Teilen der Stella-Gruppe zeigt die Hamburger Stage Holding GmbH Interesse. Sie ist einer der führenden Musicalveranstalter Deutschlands. Dagegen zieht sich die Deutsche Entertainment AG (Deag) aus dem Musical-Geschäft zurück. Wie der größte deutsche Konzert- und Tourneeveranstalter meldete, hat er die Mehrheitsbeteiligung der Stella Entertainment AG abgestoßen. Den Käufer nannte Deag nicht. Vorstandschef Peter Schwenkow begründete den Rückzug mit dem Insolvenzantrag der Stella-Tochter Broadway Musical Management (BMM) vom Dienstag. Die BMM stellt als Holding der Musical Gesellschaften das Kerngeschäft von Stella dar.

Die Stella Entertainment AG war bisher mit sechs Theatern - davon je zwei in Hamburg und Stuttgart sowie je einem in Berlin und Bochum - Deutschlands größter Musicalbetreiber. Stella hat bundesweit rund 1550 Vollzeitbeschäftigte. Der Spielbetrieb geht trotz des Insolvenzantrags unverändert weiter. Vor mehr als zwei Jahren stand Stella schon einmal vor dem Aus. Wesentliche Teile waren damals von der Deag aus der Insolvenz heraus übernommen worden. Als Grund für die Insolvenz, die in Eigenverwaltung ablaufen soll, gibt die BMM an, dass der Kartenverkauf für die Stella-Musicals im März eingebrochen sei. Diese Entwicklung habe sich im April fortgesetzt. Damit sei bei BMM ein zweistelliger Millionenverlust zu befürchten. Die Banken hätten kein weiteres Geld zur Verfügung gestellt.

"Wir prüfen derzeit, ob wir Musicals übernehmen und weiterführen", erklärte Stage-Geschäftsführer Maik Klokow. Zusammen mit Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust, Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (beide CDU) und der Immobilienfirma Sprinkenhof AG habe Klokow bereits gemeinsam den rechtlichen Rahmen für eine wirtschaftliche Lösung beim Hamburger Operettenhaus geschaffen. Die Zukunft des Operettenhauses und die Arbeitsplätze der 150 Mitarbeiter seien dauerhaft gesichert. Die Stage Holding ist mit 800 Mitarbeitern einer der größten Konkurrenten von Stella. Das Operettenhaus an der Reeperbahn, wo über ein Jahrzehnt lang "Cats" gezeigt wurde, betrieb die Stage Holding bisher gemeinsam mit Stella. Die Stage Holding gehört über eine Gesellschaft Joop van den Ende, Ex-Mehrheitsaktionär der TV-Produktionsfirma Endemol.

Der Deag-Kurs setzte seine Talfahrt fort: Die am Neuen Markt notierte Aktie gab am Dientag um rund sechs Prozent auf gut zwei Euro nach. Damit ist das Unternehmen, das seit einiger Zeit hinter dem Kursrutsch eine feindliche Übernahme vermutet, nur noch etwa 19 Millionen Euro wert. Auch der Stella-Kurs fiel deutlich. Deag-Chef Schwenkow sagte, die Insolvenz der Stella-Tochter BMM werde zu einem Abschreibungsbedarf von maximal 25 Millionen Euro führen. Dies sei aber das "Worst Case Szenario". Die Belastung solle rückwirkend in die Bilanz von 2001 eingearbeitet werden. Damit dürfte die Deag den bisherigen Jahresüberschuss von rund 8,6 Millionen Euro nicht mehr erreichen. Schwenkow zufolge bleibt das Ergebnis aber "schwarz". Für das laufende Jahr erwartet er operativ ein positives Ergebnis. Schwenkow äußerte sich optimistisch über den Verkauf der Stella-Anteile. Die Deag sei von einem "Mühlstein befreit worden", erklärte er.

Noch für das Geschäftsjahr 2000 hatte Schwenkow erklärt, die Stella-Übernahme habe sich gelohnt. Damals entfiel auf Stella der Löwenanteil des Jahresergebnisses von 19,8 Millionen Euro. Aus der Branche sind Gerüchte zu vernehmen, Deag habe die Krise und den Abschied von Stella genutzt, um sich von Liquiditätsproblemen zu befreien. "Dies ist definitiv falsch", betonte Schwenkow. Zum Ende des ersten Quartals verfügte der Konzertveranstalter über eine Liquidität von 34 Millionen Euro. Ende vergangenen Jahres betrug sie noch 37 Millionen Euro.

lip, va, HB

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